Der Omikron-Crash von voriger Woche ist wieder glatt ausgebügelt. Die Börsen - insbesondere Dow, S&P 500 und Nasdaq - sind praktisch schon wieder fast an ihre alten Hochs herangelaufen. Auch der DAX hat sich von 15.000 Zählern wieder berappelt. Er tut sich nun aber an der Marke von 16.000 Punkten schwer.
Die Frage, ob wir noch eine Jahresendrallye sehen oder sich die Abwärtsbewegung fortsetzt, ist noch nicht beantwortet. Und wir sind uns sicher: Der Markt bleibt fragil. Die Nachricht von heute morgen, dass die US-Ratingagentur Fitch das chinesische Immobilienkonglomerat Evergrande für zahlungsunfähig erklärt hat, dürfte erst in den kommenden Tagen so richtig im Markt ankommen. Das geschieht in dem Maße, wie die konkrete Folgenabschätzung sichtbar wird. Wir meinen, dass die Pleite nicht gerade neues Aufwärts-Momentum entfachen wird.
Omikron-Sturz abgefangen
Was wir in der vorigen Wochen gesehen haben, war eine klassische Rücksetzer-Rallye. Viele Anleger haben den "dip" gekauft. Ziemlich exakt an den langfristigen Trendlinien (200 Tage) haben DAX und Dow wieder nach oben gedreht. Damit ist der langfristige Aufwärtstrend weiter intakt. Wer sich aber die Zahlen genauer ansieht, der erkennt auch, dass die gehandelten Volumina in der Abwärtsbewegung deutlich größer waren als in der jüngsten Aufwärtsbewegung. Das ist ein Zeichen für ein sich abschwächendes Aufwärts-Momentum.
Dennoch bleiben die Märkte zum Jahreswechsel gefangen im "Niemandsland" zwischen Aufwärtstrend und alten Hochs. Die "Landesgrenzen" im Dow verlaufen bei 34.400 und 36.500 Punkten. Im DAX liegen sie nach wie vor bei 14.800 und 16.300 Punkten. Markant: Von den alten Hochs im Dow entsteht gerade ein kurzfristiger Abwärtstrend, der aktuell bei 35.700 Punkten verläuft und an den die aktuellen Kurse gerade anstoßen.
Aufwärtsperspektive verschwimmt
Der Spielraum, die Aufwärtsperspektive zu verteidigen, wird darum auf kurze Sicht geringer. Gelingt der Märkten nicht zügig ein Ausbruch nach oben, wird sich die nächste Korrekturwelle auf die langfristigen Aufwärtstrends hin anschließen. Der Boden dort dürfte aber erneut halten. Denn mit Blick auf das nächste Jahr verstetigt sich die Inflation als wichtiges Kaufargument für Aktien. Schließlich werden die Inflationsraten um 5% recht hoch bleiben, aber die Notenbanken werden insgesamt vorsichtig agieren.
Bei den Institutionellen setzt sich die Überzeugung durch, dass die Fed ihre Zinsen nur sehr langsam erhöhen wird. Daran wird auch ein etwas zügigerer Ausstieg aus dem Anleihekaufprogramm (FK vom 2.12.) nicht viel ändern. Den allerdings wird sie umsetzen, schon allein, um Zweitrunden-Effekte bei der Inflation (zunehmender Lohndruck in den USA) auszubremsen. Das bedeutet: Auch in den USA bleibt die finanzielle Repression aufgrund eines realen Negativzinses erhalten. Das wird noch viele Monate ein gewichtiges Argument für Aktien sein. Darum sollten Anleger solche Rutschpartien wie die jüngste an den langfristigen Aufwärtstrend heran zu strategischen Käufen nutzen.
Gold und Bitcoin zur Diversifikation
In diesem Umfeld bleibt auch ein Blick auf Gold und Bitcoin lohnend. Gold dürfte mittelfristig von der dauerhaften finanziellen Repression profitieren. Denn die Inflation bleibt hoch, die Notenbanken werden die Zinsen aber nicht steil hochziehen. Der Bitcoin eignet sich als alternative Anlage und kann auch in Depots schon recht einfach über ETN beigemischt werden. Das ist dann zwar kein Direktinvestment in die Kryptowährung (mehr dazu regelmäßig in den FUCHS-Devisen). Aber Anleger können so immerhin von der Kursentwicklung profitieren und ihr Portfolio somit diversifizieren.