Die Aktienmärkte sind nach wie vor knapp unter den Allzeithochs "festgenagelt". Auffällig und riskant ist dabei, wie gering die Schwankungsbreite inzwischen geworden ist. Im S&P 500 beträgt sie seit Tagen nur noch wenige Punkte. Die Kurse schwanken nicht um mehr als um 1% und kommen einfach nicht über das letzte Hoch hinaus. Bei 4.237 Punkten wird immer wieder konsequent verkauft.
Das ist aus unserer Sicht die letzte Phase der Top-Bildung. Entweder es gelingt jetzt der nächste Ausbruch nach oben, der sich allerdings nicht sofort als Fehlausbruch erweisen darf. Oder die Sommer-Korrektur wird beginnen. Auslöser für die Richtungsentscheidung gibt es einige. So waren die jüngsten Inflationsdaten aus China positiv an der Börse aufgenommen worden. Denn der Preisanstieg im Reich der Mitte hatte nachgelassen. Das nimmt global etwas Inflationsdruck.
Fed beginnt mit Verkäufen
In der moderierten geldpolitischen Wende werden nun erste Fakten geschaffen. Die US-Notenbank hat ihre ersten Rückzugsbewegungen angekündigt. Die Fed hat angekündigt, Anleihen und ETFs im Wert von knapp 14 Mrd. US-Dollar zu verkaufen, die sie auf dem Höhepunkt der COVID-19-Krise erworben hatte. Das ist natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts der Billionen schweren Fed-Bilanz.
Für die Märkte ist das Signal deutlich wichtiger als das reale Volumen der ersten Verkäufe durch die Fed. Die Aktion zeigt, dass die Fed intern einen klaren Kurs hat. Es gab auch erneut Statements von Fed-Mitgliedern, die eine Diskussion über Anleiheverkäufe und Zinsanpassungen in den nächsten Sitzungen angeregt haben, hören wir von der Privatbank Vontobel. Im ersten Schritt soll es dabei um eine Reduktion des monatlichen Anleihekaufvolumens von derzeit noch 120 Mrd. Dollar gehen. Nach der nächsten Fed-Sitzung dürfte der grobe Pfad für den geldpolitischen Schwenk der US-Notenbank klarer werden.
Diskussionen in der EZB
Auch in der Europäischen Zentralbank (EZB) haben intern Diskussionen darüber begonnen, wie mit der steigenden Inflation umzugehen sein. Schwierig ist für die EZB dabei, dass sie selbst von einer Inflation von bis zu 4% in diesem Jahr noch ausgeht. Zugleich betonen die Geldhüter weiter, dass dies ein vorübergehendes Phänomen sein. Diese Einschätzung teilen wir nach wie vor nicht und bekamen in einem Gespräch zahlreiche Argumente aus dem Hause Pictet, die unsere Skepsis untermauern. So geht Pictet für die nächsten 5 bis 10 Jahre von einer dauerhaft höheren Inflation aus. Diese wird noch durch den globalen Zug in Richtung Nachhaltigkeit erhöht, weil hier in vielen Ländern viel Geld in wenige Kanäle gegossen wird.
Unterdessen ist die wilde Zockerei nun auch in Deutschland angekommen. Nach z. B. Gamestop und AMC in den USA sehen wir außergewöhnliche Bewegungen bei Aktien wie windeln.de, Wirecard und sogar der Pleite-Airline Air Berlin. Diese Kursbewegungen sind so auffällig, dass sogar die BaFin schon vor ihnen gewarnt hat. Wir halten das nach wie vor klar für Casino-Züge der Börse - ein Zeichen dafür, dass die Hausse bald zu Ende ist.