Zeit für Value-Titel
Die Märkte zaudern nach dem beherzten Ansprung nach oben. Dieses Innehalten ist vor allem technisch begründet. Denn die US-Börsen stoßen auf ihrem Weg nach oben nun an charttechnische Widerstandsniveaus. Die bremsen zunächst den Schwung. Anleger fahren in der aktuellen Situation darum gut, wenn sie zwischen Strategie und Taktik unterscheiden.
Strategisch gilt: Die Aufwärtstrends an den global dominierenden US-Börsen sind intakt. Die Aktien arbeiten sich allmählich nach oben. Das hat dem DAX sogar geholfen, den charttechnischen Deckel bei 12.500 Punkten abzuheben. Damit verlässt der Index die breite Seitwärtsrange zwischen 11.700 und 12.500 Punkten nach oben und verschafft sich eine neue Aufwärtsperspektive.
Taktisch gilt: Ein kurzfristiger und moderater Rücksetzer der Börsen ist sehr wahrscheinlich. Im Dow Jones sollte es aber nicht tiefer als 24.000 Punkte gehen. Im DAX muss sich nun die Marke von 12.500 Punkten als nächste Haltelinie bewähren. Geht es unter diese Level, dürfte sich die optimistische Stimmung zunächst wieder eintrüben. Dann werden die US-Indizes erneut ihre Stärke an den 200-Tagelinien unter Beweis stellen müssen.
Titelauswahl rückt in den Fokus
Angesichts der unveränderten Fundamentaldaten können Anleger eine kurzfristige Korrektur erneut zum Einstieg nutzen. Die US-Notenbank hat die Leitzinsen zuletzt unverändert belassen. Auch an ihrem Zinserhöhungspfad hat sie nicht gerüttelt. Die aktuellen Unternehmenszahlen aus den USA sind gut.
Für Anleger ist darum jetzt die Titelauswahl wichtig. Es gilt, nach Werten zu suchen, die nicht mehr weit fallen können, aber dennoch gutes Aufwärtspotenzial haben. Das reduziert das Anlageuniversum deutlich, denn viele Tech-Titel sind nach wie vor zu teuer. Die aktuelle Fondsmanager-Befragungen von Merril Lynch zeigt, dass die Profis noch weiter im Schwerpunkt auf die US-Higflyer (Apple, Google, Facebook und Co.) setzen. Uns sind diese Titel zu teuer.
Value-Aktien gewinnen an Gewicht
Im relativen Vergleich gewinnen Value-Aktien wieder besonderes Gewicht. Das ist auch die Quintessenz einer aktuellen Studie von J.P. Morgan Asset Management. Diese Werte blieben in der aktuellen Kurserholung vielfach zurück. „Substanzaktien werden noch immer mit einem Abschlag gegenüber Wachstumstiteln gehandelt", so Analyst Karsten Stroh, obwohl sich aber das strukturelle Umfeld für solche Titel grundsätzlich verbessert hat.
Value-Anleger werden von einer zyklischen Fokusverschiebung profitieren. Wachstumsaktien sind längere Zeit deutlich besser gelaufen. Abzulesen ist das perfekt im Nasdaq-Index. Nun nimmt der Gegenwind in diesen Sektoren aber zu. Etliche Unternehmen blieben zuletzt hinter den Wachstumserwartungen zurück. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch die Institutionellen beginnen, wieder von Growth in Value umzuschichten.
Fazit: Die Märkte blicken bis Jahresmitte weiter nach oben. Value-Titel werden relativ zu Wachstums-Aktien wieder attraktiver. Sie haben weniger Risiko, mehr Kurspotenzial und zahlen höhere Dividenden.