Anlegen zwischen den Welten
Die Herausforderungen für Anleger sind auch in 2018 groß. Aktien sind vielfach hoch bewertet, die Zinsen sind weiterhin niedrig. Drohende Zinsanstiege bedeuten für Anleihebesitzer Kursverluste. Und kehrt der Stress an den Aktienmärkten zurück, sind Kursverluste von 20% und mehr möglich.
Eine Anlageklasse, die in solchen Zeiten in den Fokus gerät, sind Wandelanleihen („Convertible Bonds"). Der Anleger kann seine Anleihe in Aktien desselben Unternehmens umtauschen. Wegen ihrer Mischform aus Aktien und Anleihen werden Wandelanleihen auch als „hybrid" beschrieben. Wer die Anleihebedingungen studiert, stößt auf wichtige Größen wie
- Zinssatz, der bis zum Ausüben der Wandlung gezahlt wird. Dieser ist meist geringer als eine klassische Anleihe.
- Wandlungsverhältnis, das bestimmt, wie viele Aktien ein Anleger für z. B. 1000 Euro Nominalwert der Anleihe erhält.
- Wandlungspreis, der den Preis je Aktie dokumentiert (ergibt sich aus dem Wandlungsverhältnis).
Wandlung hängt vom Aktienkurs ab
Ob die Wandlung ausgeübt werden sollte, hängt vom Aktienkurs des Unternehmens ab. Ist der Wandlungspreis höher, wird man die Anleihe zugunsten der Aktie tauschen, denn es wird sofort ein Mehrwert realisiert. Liegt der Aktienkurs unter dem Wandlungspreis, bleibt man bei der Anleihe und verdient die Zinsen.
Das Spannende an der Anlageklasse ist ihr asymmetrisches Rendite-Risiko-Verhältnis. Der Kurs der Wandelanleihe profitiert relativ stark vom Anstieg des Aktienkurses des Unternehmens. Fällt allerdings der Aktienkurs stark, gibt es eine „natürliche" Begrenzung des Verlustes (auch „Floor" genannt), denn am Ende der Anleihelaufzeit werden 100% Nominalwert zurückgezahlt. Es sei denn, das Unternehmen ist insolvent. Die klassischen Anleiherisiken bestehen hier also auch.
Eher geringes Riskiko
Da Wandelanleihen meist relativ kurze Laufzeiten haben, ist das Kursrisiko bei einem Zinsanstieg eher gering. Daher gilt die Anlageform im Vergleich zu klassischen Unternehmensanleihen als weniger zinssensibel.
Positiv wirkt sich die derzeit niedrige Volatilität an den Aktienmärkten aus. Steigt sie an, gewinnt auch die Wandlungsoption an Wert. Somit zeichnet sich derzeit ein „Risikopuffer" bei Wandelanleihen ab, falls es wieder turbulent wird.
Nischenmarkt
Die Besonderheit der Assetklasse ist, dass es sich um einen Nischenmarkt handelt. Viele Anleihen werden nicht über die Börse, sondern direkt zwischen Unternehmen und Anleger (Fondsgesellschaft, Institutionen, Banken) gehandelt. Auch große Stückelungen von 100.000 US-Dollar und mehr sind die Regel.
Die Anleihebedingungen sind komplex. Sie zu verstehen, bedarf es einer großen Expertise. Deshalb sind einzelne Wandelanleihen kaum ein geeignetes Anlageinstrument für den Privatinvestor. Allein aus Gründen der Risikostreuung sollten Fondskonstruktionen gewählt werden. Mittlerweile gibt es eine große Anzahl von Fondsanbietern für deutsche Investoren. Eine Auswahl: (siehe unten)
Währungsrisiko beachten
Zudem ist auch das Währungsrisiko zu beachten. Viele Anleihen werden im US-Dollar-Raum emittiert. Einige Fondsanbieter sichern die Währungsrisiken ab; das allerdings kostet Rendite.
Fondsübersicht
Name | Managementstil | ISN |
Deka-Wandelanleihen CF | aktiv | LU 015 852 844 7 |
Macquarie Global Convertible | aktiv | LU 127 483 159 0 |
FISCH CB Global Oppourtunistic | aktiv | LU 047 693 829 4 |
SALM Balanced Convertible | aktiv | LU 015 016 434 0 |
F&C Global Convertible Bonds A | aktiv | LU 029 375 127 6 |
DWS Convertibles LD | aktiv | DE 000 847 426 3 |
Flossbach von Storch Global Conv. | aktiv | LU 009 733 523 5 |
SPDR Global Convertible Bonds | passiv | IE 00B NH7 208 8 |
eigene Recherche, alle Angaben ohne Gewähr, keine Anlageempfehlung
Fazit: Für Investoren, die sowohl Aktienexposure in ihrem Depot wünschen, zugleich aber das Verlustpotenzial begrenzen wollen, liefern Wandelanleihen(fonds) derzeit eine gute Ausgangssituation. Dennoch sind die Convertibles „keine eierlegende Wollmilchsau." Emittentenrisiko, Liquiditätsengpässe beim Verkauf von Anleihen im Krisenfall etc. stehen auf der Liste der Risikofaktoren.