Experten setzen auf nur leichten Preiseinbruch bei Wohnimmobilien
Die Coronakrise wird den Boom des deutschen Wohnimmobilienmarkts beenden. Aber sie wird nicht zum nachhaltigen Einbruch führen. Das zeigen verschiedene Analysen, auch nicht interessengeleiteter Institutionen. Demnach werden die Preise zeitweise zurückgehen und danach langsamer steigen. Deutlichere Preiseinbrüche erwarten Marktteilnehmer vor allem im oberen Preissegment.
Der Immobilienanalyst Empirica geht von einen Kaufpreisrückgang um 10% bis 25% aus. Dieser soll aber bis Ende 2021 aufgeholt sein. Danach sollen die Preise wieder leicht steigen. Das Rückschlagpotential – also die Kluft zwischen Kaufpreisen für ETW und Mieten sieht empirica bundesweit bei 22%. Vor drei Jahren waren es erst 12%. In den Top 7-Städten sind es sogar bei 42% (28%). Sogar in Schrumpfungsregionen könnten die Preise um 10% (4%) einbrechen. Begünstigt wird ein Einbruch durch Hemmnisse für Mietsteigerungen: Corona-bedingte Arbeitslosigkeit, verstärkte Umlenkung der Schwarmwanderung von den Top 7- in Ausweichstädte oder Markteingriffe (Vermögensabgabe, Mietendeckel, Mietpreisstopp etc.).
Grundlegende Treiber des Immobilienmarktes weiter aktiv
Dennoch: Grundlegenden Treiber des Immobilienmarktes bestehen weiter. Das ist der Zug in die Städte und die niedrige Verzinsung von Anleihen. Am Aktienmarkt gab es starke Kursrückgänge. Deutsche Immobilien gelten demgegenüber als risikoarm. Deshalb verteuern sie sich typischerweise in Krisenphasen, so die Deutsche Bank.
Derzeit investiert der deutsche Staat große Mittel in die Krisenabfederung. Daher wird Deutschland besser durch die Krise kommen als andere Staaten. Das könnte zu einer weiteren Einwanderungswelle aus Südeuropa führen mit entsprechender Nachfrage nach Wohnraum. Das spräche für weitere, wenn auch langsame Preisanstiege.
Große Investoren planen Zukäufe
Einer Umfrage zufolge planen über zwei Drittel der großen Immobilieninvestoren weiter zu kaufen. 45% der vom Immobilienberater Colliers befragten Investoren (die zusammen über 500 Mrd. Euro Assets under Management haben) hoffen, zu günstigeren Konditionen kaufen zu können. Aber ohne günstigere Angebote werden die meisten wohl auch zu unveränderten Preisen kaufen.
Nur 24% erwarten sinkende Kaufpreise bei Wohnungen. Über die Hälfte glaubt an Stagnation. 16% gehen davon aus, dass die Preise weiter steigen. 66% erwarten, dass die Mieten stagnieren, 13% dass sie weiter steigen.
Im ersten Quartal weiteres Plus im Markt
Laut F+B-Wohn-Index sind die Preise im ersten Quartal – in dem Corona allerdings kaum Auswirkungen hatte – weiter gestiegen. Bei ETW um 2,8% gegenüber dem Vorquartal, bzw. im Vergleich zum Vorjahresquartal um 6,1%. Auch die Neuvertragsmieten stiegen nach einer Stagnation das gesamte letzte Jahr über erstmals wieder um 0,6%.
Fazit: Unserer Ansicht nach sollte man den Prognosen mit Vorsicht begegnen. Es ist noch keineswegs ausgemacht, dass die Erholung der Wirtschaft nach dem wochenlangen Lockdown so zügig erfolgt wie nach der Finanzkrise. Es drohen hohe Pleitezahlen und ein
Empfehlung: Kalkulieren Sie für ein Immobilieninvestment auf Sicht von zehn Jahren mit Preisstagnation, ggf. sogar Abschlägen und sinkenden Mieten. Vor allem hochpreisige Immobilien dürften alsbald deutliche Preisabschläge erfahren.