Homeoffice verstärkt Suburbanisierung
Die Arbeit von zu Hause wird ein Jahr nach Beginn der Corona.Krise stärker angeboten als je zuvor. Das zeigt eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts ZEW Mannheim. 46% der Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes ermöglichte im Juni diesen Jahres mehr als die Hälfte ihrer Mitarbeiter an mindestens einem Tag der Woche im Homeoffice zu arbeiten. Das sind fast doppelt so viele wie vor der Pandemie. In der Informationswirtschaft sind es sogar 74% der Unternehmen.
Wegen des Fachkräftemangels, der immer mehr Berufe betrifft, wächst der Druck auf die Unternehmen, den Wünschen der Mitarbeiter zu folgen. Das zeigte eine Studie des Wirtschaftsprüfers EY. Danach sind 90% der Büroarbeiter, die im Homeoffice arbeiten, in ihrem Job zufrieden. Etwa 80% wollen auch künftig öfter im Homeoffice arbeiten. Parallel dazu zeigt sich, dass Unternehmen zwar Mitarbeiter an die Standorte zurückholen, zugleich aber auch mehr Homeoffice als vor Corona zulassen.
Angestellte wollen aufs Land ziehen
Das wird die Immobilienmärkte längerfristig und stärker beeinflussen und zu einem größeren Zug ins Umland der Städte führen. Ein Drittel der Angestellten will der EY-Befragung zufolge aufs Land ziehen. Damit wird das Homeoffice den Trend zur Suburbanisierung, der schon vor wenigen Jahren wieder eingesetzt hat, verstärken.
Kleine Städte im Umland der Großstädte profitieren von der Entwicklung. Durch Homeoffice wird sich sozusagen das Umland der Städte vergrößern. Auch Kleinstädte und Dörfer, die weiter von der nächsten Großstadt entfernt sind, werden zum Ziel für den Umzug aus der Großstadt. Denn die Angestellten sind bereit, längere Fahrstrecken in Kauf zu nehmen, wenn sie diese dann aber nicht so häufig fahren müssen.
Wachstum der Großstädte endet früher
Die Großstädte wuchsen in den vergangenen Jahren vor allem durch Zuzüge von Studienanfängern und Einwanderern. Bei Einwohnern, die ihr Studium abgeschlossen haben und solchem im mittleren Alter gab es dagegen in den vergangenen Jahren schon einen höheren Wegzug als Zuzug. Da sich dieser Effekt nun verstärkt, wird sich der Immobilienmarkt der Großstädte schneller abkühlen oder die Wohnraumnachfrage strukturell ändern. Die Mieten werden in ein bis zwei Jahren stagnieren und dann wohl einige Jahre nicht steigen. Dann wird auch der Kaufpreisanstieg enden.
Der Kaufpreis- und Mietanstieg im Umland wird durch den Zuzug dagegen weitergehen, sich mancherorts sogar noch beschleunigen. Schon heute zeigt sich, dass der Zuzug insbesondere in die Regionen besonders groß ist, die noch relativ preiswerter sind.
Fazit: Homeoffice wird in Zukunft öfter stärker genutzt. Das verändert die Immobilienmärkte strukturell und verstärkt die Suburbanisierung. Das weitere Umland von Metropolen wird gefragter sein. Das Preis- und Mietniveau dort wird überdurschschnittlich steigen.