Wer nicht investiert, verliert
Jedes zehnte Londoner Bürogebäude läuft Gefahr, schon in den nächsten zwei Jahren unbenutzbar zu werden. Nach Berechnungen der britischen Immobiliengesellschaft Colliers erfüllen rund 1,8 Millionen Quadratmeter an Büroraum in der britischen Hauptstadt derzeit nicht den Mindeststandard für die Energieeffizienz, die in England und Wales 2023 eingeführt werden. Den neuen Standards zufolge wird es strafbar sein, Büroraum mit einem Energieausweis niedriger als mit Mindeststufe “E” zu vermieten.
Derzeit machen Gebäude mit einem Energieausweis von “F” und “G” rund zehn Prozent des gesamten Marktes für Büroimmobilien aus. Rund zwei Drittel der Bürogebäude fallen derzeit in die Kategorie “D” oder “G”. Die Regierung in London berät zur Zeit über neue Gesetze. Ab 2030 können dann nur noch Gebäude vermietet werden, die ein “A” oder “B”-Rating haben.
Ohne Investitionen schnell wertlos
Wer die Immobilien nicht rechtzeitig an die neuen Standards anpasst, läuft Gefahr auf wertlosen Vermögenswerten sitzenzubleiben. Die Kosten zur Verbesserung der Energieeffizienz der Gebäude könnte sich nach Aussagen von Experten auf viele Milliarden Pfund belaufen.
Angesichts der Corona-Pandemie und der Tendenz zum Homeoffice trifft das Immobilienbesitzer doppelt hart. Die Kosten der Dekarbonisierung wird die Erträge der großen Immobilienentwickler wie British Land und Land Securities, die ihre eigenen Netto-Null Emissionsziele verfolgen, stark unter Druck bringen. Besonders schwer betroffen werden aber Bürogebäude-Inhaber sein. Wer auf einem Gebäude mit der Mindeststufe “E” sitzt und dieses auf Stufe “B” bringen muss, sieht erheblichen Investitionen entgegen.
Anforderungen an Büroraum werden weiter steigen
Viele Eigentümer sind auf die Anforderungen nicht ausreichend vorbereitet. Sie haben weder die Lust, noch die Erfahrung ihre Gebäude auf die neuesten Nachhaltigkeitsanforderungen zu bringen.
Die wichtigste Grundlage der Energieeffizienzpolitik der Briten ist die im April 2018 überarbeitete “Clean Growth Strategy”. Experten erwarten, dass die Anforderungen an die Energieeffizienz in Gebäuden in den kommenden Jahren deutlich weiter steigen werden.
Fazit: Inhaber von Bürogebäuden in London stehen nun unter zweifachem Druck. Zum einen hat die anahltende Tendenz zum Home Office den Flächenbedarf deutlich reduziert. Zum anderen machen die neuen scharfen Energievorschriften weite Teile des Bürobesitzes in Kürze unvermietbar.
Hinweis: Betroffen sind auch zahlreiche deutsche Kapitalanleger, die in den zurückliegenden Jahren britischen Büroraum zu Vermietungszwecken erworben hatten.