Digitaler Torkontrollschein entzerrt Verkehr
ThyssenKrupp Steel hat ein neues Konzept vorgelegt, um das häufige Chaos beim Be- und Entladen in den Griff zu kriegen: „Tor 6". Hintergrund sind die teilweise chaotischen Zustände beim Anliefern und Abladen. Wesentliche Prozesse der Güterabfertigung an den Toren werden bei „Tor 6" ausschließlich digital erledigt. Dazu gehört der europaweit erste digitale Torkontrollschein. Dahinter stehen cloudbasierte Datenströme, gefüttert durch tausende tägliche Verkehre, die sinnvoll verknüpft und analysiert werden müssen.
Weder Handel noch Industrie haben das Thema Rampen- und Torproblematik bisher befriedigend gelöst. Bei ThyssenKrupp gab es vorher eine Vielzahl unabgestimmter analoger Prozesse. Die Grenze des (Un-)Erträglichen war erreicht. Täglich passieren 2.000 Lkw, 13.000 Kleinlaster und Pkw die Werkstore. Tendenz steigend. Produktionsprozesse können noch so gut digitalisiert sein – wenn Tore nur manuell funktionieren und der menschliche Toröffner nicht just in time parat steht, kostet das wertvolle Minuten. Im Automotivesektor zahlen Zulieferer sehr oft tausende Euro, weil sie zu spät liefern.
Digitalisierung zieht in die Logistik ein
Kern der Lösung: Der Torkontrollschein ist mit einem QR-Code versehen. Das ist der Schlüssel, um auf das Werksgelände in Duisburg-Nord zu gelangen – als Verbindung zwischen physischem Transport und digitaler Welt. Der Torkontrollschein kann über Selbstbedienungsterminals oder vorab über ein Webportal erstellt werden. Demnächst können Spediteure und Lkw-Fahrer dies auch via Smartphone-App mobil erledigen.
Durch ein Track-and-Trace-System lässt sich genau prognostizieren, wann welcher Lkw das Werk ansteuert. Bei unvorhergesehenen Wartezeiten können ankommende Lkw auch auf einen Autohof geleitet werden, der (neben Sanitäranlagen) mit Terminals zur Vorabfertigung ausgestattet ist. Am Tor selbst sind auch die Wiegeprozesse digital (bisher drei Minuten, jetzt eine). Sie werden von einem Leitstand gesteuert und überwacht. Durch das Projekt „Tor 6" sind statt vorher 70 unterschiedlicher Prozesse nur noch zwei nötig.
Fazit: „Tor 6" ist europaweit beispielhaft zunächst für Industrieparks (Gesamtinvestition: 15 Mio. Euro). Auch KMU sollten sich dafür interessieren. Denn sie sind als Partner in der Lieferkette gefordert, technische Weiterentwicklungen möglichst rasch zu adaptieren.