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Internationaler Wettlauf um Halbleiterförderung

Europa droht im Förderwettbewerb unter die Räder zu kommen

Internationaler Wettlauf um Halbleiterförderung. Copyright: Pexels
Bei der Förderung der Halbleiterindustrie kommt es zu einem Wettlauf der großen Herstellerländer. Während die USA und die fernöstlichen Länder über die Nachfrage für die modernsten Halbleiter mit den kleinsten Strukturbreiten verfügen, gibt es die Nachfrage in Europa nicht. Chancen in anderen Bereichen übersieht die EU.

Europa kommt bei Halbleitern in einen Förderwettbewerb mit den anderen Blöcken, den es nicht gewinnen kann. Nach der EU haben auch die USA, Südkorea und Japan Förderprogramme für Halbleiter aufgelegt. Schon Anfang des Jahres haben 19 EU-Staaten erklärt, 145 Mrd. Euro des europäischen Coronafonds in die Halbleiterindustrie investieren zu wollen. Die USA wollen in den kommenden fünf Jahren 52 Mrd. USD an Chipfirmen ausgeben. In Südkorea unterstützt der Staat die Investitionsverpflichtung der Branche (450 Mrd. USD bis 2030) mit hohen Steuervergünstigungen.

Am sparsamsten ist bisher Japan mit 377 Mio. USD Förderung für eine Fabrik des Auftragsfertiger Tsmc (Taiwan Semiconductor Manufacturing Company). Ein weiteres japanisches Programm ist in Planung. Alle Förderprogramme legen großes Gewicht auf neue Fabriken, weil hier die meisten Arbeitsplätze entstehen. Von technologischer Seite her sind diese wenig interessant. Das Wissen der Branche liegt in anderen Bereichen.

Kein Markt für modernste Halbleiter in Europa

Das erklärte Ziel der EU, für Europa einen Anteil an der Produktion modernster Chips erreichen zu wollen, macht für den alten Kontinent wirtschaftlich keinen Sinn. Die Nachfrage für solche Chips kommt von Smartphone- und Computerherstellern. Die aber sitzen in den USA und in Fernost.

Die Europäer sind stark bei Chips für Autos und die Industrie. Diese müssen vor allen Dingen robust sein. Die Europäer Infineon, NXP und ST Microelectronics nutzen deshalb bewährte Technik, also größere Strukturbreiten, wie sie vor etwa 15 Jahren bei Computerchips üblich waren. Die Nachfrage ist groß und weiter steigend. Neue Fabriken sind auch für die alte Technik attraktiv.

Ungenutzte Chancen in anderen Bereichen

Chancen, eigene Unternehmen zu entwickeln, werden von Europa nicht genutzt. In Bereichen wie Chipdesign (der Konstruktion neuer Chips), Packaging (der technisch sehr komplexen Anordnung verschiedener Funktionsbereiche auf einem Chip) und neue Halbleitermaterialien gehören europäische Forscher weltweit zur Spitze, so die Stiftung neue Verantwortung, die zu Technologiethemen forscht. Subventionen, um aus den Forschungsinstituten neue Unternehmen entstehen zu lassen und zum Durchbruch zu verhelfen, wären viel sinnvoller als die derzeit geplanten Förderungen.

Branche schon immer subventioniert

Generell sind Subventionen kein Sündenfall der Branche, sondern der Normalzustand. Ein freier Markt existierte für die Branche noch nie. Seit dem Beginn der Industrie Ende der sechziger Jahre prägten Staatsaufträge (vor allem in den USA durch NASA und dem Militär) oder direkte Subventionen (Europa, Japan, Südkorea, China) dei Entwicklung. Mal waren größere, mal geringere Subventionen verfügbar, etwas gab es immer für die Branche. Grund ist die große militärisch-strategische Bedeutung der Technik und die Strahlkraft in andere Industrien.

Fazit: Die EU droht mit ihrer geplanten Förderung der modernsten Fabriken in einen teuren Wettbewerb mit den anderen Wirtschaftsblöcken zu kommen, den sie nicht gewinnen kann. Sie übersieht dabei die Chancen, die in der Chipbranche für Europa noch immer bestehen.

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