Ein Startup als Aushängeschild
Unter den High Potentials macht sich eine neue Bewerber-Masche breit. Statt wie in der Vergangenheit auf Erfahrungen bei den einschlägigen Unternehmensberatungen zu verweisen, führen die gesuchten jungen Fach- und Führungskräfte immer öfter Startup-Erfahrungen an. Die High Potentials werben für sich mit einschlägigen Erfahrungen oder sogar eigenen Startup-Gründungen.
Startup-Erfahrung als Aushängeschild
Startup-Erfahrungen sind aber manchmal mehr Schein als Sein und nur ein Marketing-Instrument. Das bestätigen uns ein öffentlicher Startup-Finanzierer im vertraulichen Gespräch mit FUCHSBRIEFE. "Immer mehr Jungunternehmer gründen nicht ernsthaft", klagt er. Die Gründung eines Startups ersetze heute oft das, was früher ein Praktikums bei KPMG war.
Für die Finanzierer ist das ein Problem. Denn immer öfter werden Business-Ideen aufgestellt und Fördergelder abgegriffen. Ziel sei, "schnell etwas zu gründen, weil es im Lebenslauf gut aussieht. Das eigentliche Ziel der Akteure ist aber, schleunigst in ein sicheres und sehr gut bezahltes Anstellungsverhältnis zu kommen“. Indirekt bestätigt wird das von Volker Redder (FDP). Der sagte im Interview mit FUCHSBRIEFE: „Ich bin Unternehmer, weil ich eine Idee habe und aus der Wertschöpfung meines Geschäftsmodells mein Unternehmen entwickle. [...] Diese Denkweise kommt Tat bei jungen Gründern immer mehr abhanden.“
Problematischer Mentalitätswandel
Solche Fake-Gründungen haben zwei Probleme. Erstens wissen die Finanzierer nie genau, ob sie gerade öffentliche Gelder "verbraten". Denn in die Köpfe der Gründer könne man nicht hineinsehen. Auf der anderen Seite wäre es gut, wenn Startup-Finanzierer die Geschäftsmodelle gut prüfen würden oder z. B. die Mittelvergabe an Erfolgsbedingungen knüpfen könnten. Die Gelder für solche Finanzierungen kommen etwa aus Landes- und Bundesprogrammen, von Verbänden oder dem Europäischen Sozialfonds.
Für Unternehmen, die High Potentials suchen, sind solche Schein-Gründungen ebenfalls problematisch. Denn so mancher Bewerber hängt sich damit ein falsches Werbeschild um. Wer im Einstellungsverfahren für eine Managerposition ehemaligen Startup-Gründern gegenübersitzt, sollte ihnen darum sehr genau auf den Zahn fühlen. Gerade wenn die Tätigkeit des Bewerbers im Startup nur von kurzer Dauer war (unter fünf Jahre), sollten Sie hart nachfragen. Was war das für ein Startup? Warum hat die Person es wieder verlassen oder aufgegeben? Über welche Förderprogramme lief das damals?