Die Rekordfahrt geht weiter
Jenseits des Atlantiks klettern die breiten Börsenindizes auf neue Rekordnotierungen und wecken damit sogar den DAX aus seiner Sommerlethargie. Dem deutschen Leitindex gelang zur Wochenmitte endlich der Sprung auf neue Kurshöhen und über die Marke von 15.800 Zählern. Bleibt der jüngste Ausbruch nachhaltig, dürfte eine kleine Sommerrally den Index schnell auf 16.000 Zähler und darüber hinaus treiben. Der Dow macht schon einmal vor, wie Rally funktioniert. Hier liegt die neue Bestmarke bei 35.485 Zählern. Seit Jahresbeginn summiert sich das Plus im Dow Jones inzwischen auf rund 18%.
Flankiert wird die Stimmung an Wall Street von zwei Seiten. Einerseits nehmen die Zinserhöhungssorgen ein wenig ab, andererseits werden die Pläne für Bidens Infrastrukturprogramm immer konkreter – nachdem der Senat das Gesetzesvorhaben gebilligt hat, fehlt hier nun nur noch das „Go“ aus dem Repräsentantenhaus.
Inflationsdynamik nimmt ab
Die jüngsten Preisdaten geben indes Grund zur Annahme, dass sich die Fed für eine Straffung der Geldpolitik - angefangen mit einem Rückfahren der Wertpapierkäufe (Tapering) – wohl noch Zeit lassen könnte. So hat sich die Teuerung im Juli gegenüber dem Vormonat nicht weiter beschleunigt, die Reallöhne gingen in den USA sogar ein wenig zurück. Diese Daten scheinen der US-Notenbank recht zu geben, die bislang betont, dass der in den letzten Monaten zu beobachtende Preisauftrieb eher vorübergehender Natur sei.
Allerdings hören wir immer mehr Stimmen vom Parkett, die dieses bezweifeln. So meint beispielsweise Salman Ahmed – Leiter des globalen Makro-Researchs bei Fidelity International: „Das Narrativ der Fed von der vorüber gehenden Inflation gerät zusehens ins Wanken. Man müsse sich fragen, ob die aktuelle Geldpolitik noch angemessen sei und wie die Fed das Thema angehe.“ Auch aus den Reihen der Notenbank selbst mehren sich die Stimmen, die für eine baldige Reduzierung der Anleihekäufe plädieren. So sprach sich Rob Kaplan – Präsident der Dallas-Fed – zuletzt erneut für eine zügige Reduzierung aus. Auch wolle er bei der nächsten Notenbank-Sitzung im September seine Kollegen dazu drängen, einen Plan zum Tapering bekannt zu geben.
Besorgniserregende Nachrichten aus Fernost
Neben den „Tapering-Sorgen“ bleibt die Pandemie ein weiteres Sorgenkind für den Markt. Vor allem in Asien breitet sich die Delta-Variante zügig aus – Südkorea meldet zur Wochenmitte beispielsweise einen neuen Tagesrekord von mehr als 2.200 Neuinfektionen – und bremst damit ein wenig die Euphorie an den Märkten. Die Sorge vor neuen Lockdowns und einer sich doch nicht so schnell erholenden Weltwirtschaft hängt, trotz neuer Rekorde an Wall Street, weiter wie ein Damoklesschwert über dem Parkett. Gut abzulesen ist dies am Ölpreis, der seit Monatsbeginn wieder deutlicher nachgegeben hat.
Fazit: Die Märkte, vor allem in den USA, sind weiter im Rally-Modus – langsam aufziehende „dunkle Wolken“ können die liquiditätsinduzierte gute Stimmung nicht bremsen. Anleger bleiben weiter investiert, sichern Gewinne über Stopps und Teilverkäufe ab und bleiben aber wachsam. Immer mehr Aktienkurse werden durch Gier in die Höhe getrieben und brechen ab - zuletzt gesehen bei BioNTech.