In den letzten Monaten ist die Liquidität auf den internationalen Märkten knapper geworden. Das liegt nicht nur an der Straffung der US-Geldpolitik. Vielmehr schlägt durch, dass die Preise für Öl und andere Rohstoffe kräftig gefallen sind. Die Folge ist ein Rückgang der Überschüsse bzw. ein Anstieg der Leistungsbilanz-Defizite vieler Emerging Markets. Das führt zu einem Rückgang der Reserven. Namentlich aus den Ölförderländern fließen deutlich weniger Mittel in die internationalen Märkte. So dürften die OPEC-Staaten im laufenden Jahr insgesamt nur etwa 380 Mrd. Dollar an Öleinnahmen erzielen. Das sind 350 Mrd. Dollar weniger als die etwa 730 Mrd. Dollar von 2014. Dies kann natürlich nur durch den Rückgriff auf die Reserven und Puffer kompensiert werden.
Dieser Schock beschränkt sich nicht nur auf das Öl, praktisch alle Rohstoffe sind betroffen. Der sehr breit angelegte Index des IWF liegt gut 40% unter dem Höhepunkt von Mitte 2009. Der Negativtrend wird bereits in den Daten des IWF zur Entwicklung der Währungsreserven sichtbar. Die globalen Reserven sind schon im zweiten Halbjahr 2014 (jüngste Zahlen stammen von Ende 2014) um rund 400 Mrd. Dollar gefallen.
Fazit: Die Mindereinnahmen aus dem Rohstoffgeschäft verknappen auf den Finanzmärkten die Liquidität. Dies bringt steigende Risikoprämien und eine schärfere Spreizung zwischen guter und weniger guter Bonität mit sich. Damit rückt das Verhältnis von Reserven zu kurzfristigen Verbindlichkeiten oder durchschnittlichem Importbedarf wieder in den Fokus.