Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
1813
Lateinamerikanische Währungspläne mit schwachen Erfolgsaussichten

Aus dem SUR wird (wieder) nichts

Südamerika auf Globus. © Dana Britton / stock.adobe.com
In Lateinamerika ist der Dollar die dominante Handelswährung. Dem wollen die Staaten dort seit jeher etwas entgegensetzen. Nun erblüht erneut die Idee einer gemeinsamen lateinamerikanischen "Währung" – wenigstens zwischen den dortigen "Riesen" Brasilien und Argentinien. Doch erneut wird die Idee an eigenen Unzulänglichkeiten scheitern.

In Lateinamerika geht derzeit (wieder) ein Gespenst um. Es heißt: gemeinsame Währung. Wenn nicht gar für den gesamten südamerikanischen Raum, dann zumindest für die beiden – gemessen an der Länderausdehnung – Riesen auf der Südhalbkugel, Argentinien und Brasilien. Das Gespenst trägt schon einen Namen: SUR.

Belebt wird die Idee von der Amtseinführung des linken brasilianischen Präsidenten Lula da Silva. Er hat (enge) Verbindungen zu dem ecuadorianischen Wirtschaftswissenschaftler Andrés Arauz. Arauz gilt als eine Führungspersönlichkeit der Linken. 2021 hätte er beinahe die Präsidentschaftswahlen in Ecuador gewonnen.

Ziel: den Dollar umgehen

Arauz schlägt vor, eine neuen regionalen Währung für internationale Transaktionen unter Umgehung des US-Dollar zu schaffen. Nach Angaben der US-Notenbank Fed wurde der Dollar zwischen 1999 und 2019 bei 96% der Handelstransaktionen zwischen den Ländern Amerikas verwendet. Von dieser Dominanz will man sich befreien – ein altes Vorhaben der lateinamerikanischen Linken.

Es würde sich beim SUR aber lediglich um eine Rechnungseinheit handeln. Darauf verweist die Bank Vontobel. Für eine Währung fehlten wichtige Eigenschaften. Der „SUR“ wäre weder ein eigenständiges Tausch- noch ein Wertaufbewahrungsmittel. Als Ersatz für die jeweiligen nationalen Währungen ist er ohnehin nicht geplant. Lula da Silva hatte noch vor den Wahlen im Oktober versprochen, "dass wir eine Währung in Lateinamerika schaffen werden, um uns vom US-Dollar zu befreien". Die Währung solle von einer neu geschaffenen Zentralbank des Südens (Banco Central del Sur) überwacht werden. Arauz schwebt vor, die Zahlungssysteme der Unasur-Mitgliedsländer zu harmonisieren. Interbank-Überweisungen sollen an jede Bank in der Region in Echtzeit und von einem Mobiltelefon aus möglich werden.

Die Idee ist nicht neu

Venezuela und Kuba gründeten 2004 die Alba – ein Wirtschaftsbündnis linker Regierungen in Lateinamerika und der Karibik. Alba schuf eine eigene Währung für den zwischenstaatlichen Handel in der Region: den Sucre. Das Akronym steht für "Sistema Único de Compensación Regional". Es bezieht sich auch auf den südamerikanischen Revolutionär Antonio José de Sucre. Dieser schloss sich Anfang des 19. Jahrhunderts General Simón Bolívar im antikolonialen Kampf gegen das spanische Imperium an. Der Sucre kam aber über ein embryonales Stadium nie hinaus.

Auch das Gespenst SUR wird sich nicht materialisieren. Eine gemeinsame Währung würde insbesondere für Brasilien keinen Sinn machen. Das Land hat einer Verbraucherpreisinflation, die mit 5,8% derzeit geringer ist als die im Euroraum. Die internationalen Währungsreserven betragen 330 Mrd. US-Dollar. In Argentinien beträgt die Inflation 95 % . Das Dauer-Pleite-Land hat weniger als 10 Mrd. US-Dollar an Nettowährungsreserven.

Zu ungleiche Partner

Das Problem: Im vorgeschlagenen System können Länder mit geringen Reserven und Handelsdefiziten billige Kredite von den Ländern mit hohen Reserven und Handelsüberschüssen aufnehmen. Letztere haben wenig Anreiz, sich an ein solches System zu halten. Zwar soll die Finanzierung des Handels durch einen Stabilisierungsfonds garantiert werden. Aber Vontobel fragt zu Recht, wie Argentinien es sich leisten kann, einen solchen Fonds zu speisen, wenn der Zugang des Landes zum US-Dollar so knapp ist.

Fazit: Vielleicht wird es Modellversuche geben, aber keinen großen Wurf.
Meist gelesene Artikel
  • Editorial 2025

Vermögensverwalter im Vergleich

Performance-Projekt 6, Stiftungsportfolio, ging am 31.12.2024 zu Ende. Illstration erstellt mit dall*e
ETF vs. Vermögensverwalter: Der tägliche Realitätscheck
  • Grüne zwischen Naivität und Kalkül

Wenn Vielfalt und naive Toleranz zur Gefahr werden

Die Berliner Grünen wollen Polizistinnen mit Kopftuch zulassen – ein gefährlicher Angriff auf die Neutralität im öffentlichen Dienst. Statt Sicherheit zu stärken, wird ideologischer Blindflug betrieben. Die Folgen? Spaltung, Misstrauen und ein Verlust des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Ein Standpunkt von FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber gegen die brandgefährliche Verklärung von Vielfalt.
  • Fuchs plus
  • Öl, Gas, Strom: Eine Preisfalle für Anleger

Energiepreise in Europa: Trügerische Stabilität

© tomas / stock.adobe.com
Die Inflation sinkt, so scheint es – doch das Bild trügt. Denn allein die Energiepreise drücken die Gesamtteuerung im April um über fünf Prozentpunkte. Tatsächlich steigen die Preise – ohne Energie – deutlich stärker. Wer jetzt Entwarnung ruft, ignoriert die Risiken am Gas- und Ölmarkt. Die Preisbremse könnte sich als Illusion erweisen.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Zollstreit-Pause: Notenbanken in USA, Europa, Japan und China in Warteposition

Notenbanken in Hab-Acht-Stellung

Die großen Notenbanken erhalten durch die Pause im Zollstreit eine Atempause. In den USA, Europa, Japan und China herrscht Unsicherheit aufgrund widersprüchlicher Daten: sinkende Inflationsraten bei steigenden Zinserwartungen. Besonders die Bank of Japan steht unter Druck, während die Auswirkungen des von Trump initiierten Zollschocks spürbar sind. Was bedeutet das für den zukünftigen Zinskurs der Notenbanken?
  • Fuchs plus
  • Ölpreis bleibt volatil

Rendite im Seitwärtsmarkt

© Wiski - Fotolia
Der Ölpreis bleibt volatil. Anfang Mai lag der Preis für Brent-Öl nahe den Jahrestiefs, doch nun ist er um 15% gestiegen. Aktuell bleibt die Handelsspanne zwischen 58 und 70 US-Dollar je Barrel bestehen. Der jüngste Anstieg wurde durch die Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China ausgelöst. Doch die Zollsenkungen sind nur vorübergehend.
  • Fuchs plus
  • Wachstumschancen für Autozulieferer in China, USA und Europa

Autonomes Fahren: Chancen für Zulieferer

Autonomes Fahren wird zum Hoffnungsträger für Autozulieferer, mit rasanten Fortschritten in China, den USA und Japan. BYD plant, automatisierte Systeme auch in günstige Kleinwagen zu integrieren. Das dürften Markt-Impulse setzen. Der Markt für autonome Technik, besonders Lidar und Informationsverarbeitung, wird bis 2035 stark wachsen.
Zum Seitenanfang