Der Franken tut weh
Hunderttausende von Kreditnehmern verschuldeten sich in Mittelosteuropa in Schweizer Franken. Sie müssen nun mit den Folgen der drastischen Aufwertung klar kommen.
Die überraschende Abkehr der Schweizer Notenbank von der starren Euro-Parität sorgt in Mittelosteuropa für ein politisches Erdbeben. Denn hier sind Hunderttausende privater Immobilienbesitzer in der Alpenwährung verschuldet. Die Aufwertung des Franken um bis zu 15% trifft sie wie ein Keulenschlag. Die Fakten: In Polen sind 550.000 Immobilienbesitzer in der Schweizer Währung verschuldet – mit etwa 20 Mrd. Franken. Von diesen Krediten waren bereits 2013 ca. 7% bei einem Kurs von 3,4 Zloty notleidend. Jetzt liegt der Kurs bei 4,1 Zloty. Neue Franken-Kredite sind seit 2013 verboten. In Ungarn müssen Banken ihre Frankenkredite zu staatlich festgelegten Dumpingkursen umwandeln. Das hat sie bisher 3 Mrd. Euro gekostet. Ungarische Banken hatten schon vor der Finanzkrise massenhaft Fremdwährungs-Kredite an ihre Kunden verkauft. Nunmehr dürfte eine weitere Mrd. Euro fällig sein. Insgesamt geraten die osteuropäischen Banken weiter unter Druck. Österreichs Haushalte stehen mit 22 Mrd. Franken in der Kreide. Betroffen sind auch 150.000 Haushalte in Rumänien und 60.000 in Kroatien. Zum Vergleich: Deutsche Privathaushalte haben 7,2 Mrd. Verbindlichkeiten in Franken, Unternehmen 5,2 Mrd. Franken, öffentliche Haushalte 1,8 Mrd. Franken. In Polen werden weitere Immobilienkredite notleidend. Ohnehin ist insgesamt schon jetzt etwa ein Fünftel nicht nur in Franken betroffen. Die Regierung in Warschau weigert sich, privaten Hypothekengläubigern zu helfen. Rumänien plant seit Längerem ein Gesetz, ähnlich wie Ungarn. Demnach soll der Kursanstieg des Franken bei Hypothekendarlehen auf 20% gedeckelt werden. In Kroatien verhandeln die Banken mit der Regierung über Verbindlichkeiten privater Hypothekennehmer in Höhe von etwa 3 Mrd. Franken.
Fazit: Die Entscheidung der Schweizer Nationalbank trifft die Osteuropäer hart. Für Käufer notleidender Kredite ergeben sich allerdings Chancen auf weiter sinkende Preise.