Die Ankündigung des breit angelegten Anleihekaufprogramms (QE) der EZB hat die Kurse deutscher und europäischer Dividendentitel auf neue Hochs getrieben. Von dieser Euphorie im DAX sind wir überrascht. Zwar hatten wir nach der EZB-Entscheidung die Marke von 10.800 DAX-Punkten in Aussicht gestellt. Allerdings staunen wir schon ein wenig über das Tempo, mit dem diese Ziellinie erreicht wurde. Selbst der Wahlsieg von Syriza in Griechenland hat den Höhenflug bislang kaum gebremst.
Die Börse in Athen ist dagegen noch einmal kräftig unter Druck geraten. Auch damit haben wir so nicht gerechnet und es gibt auch keinen fundamentalen Grund dafür. Denn im Moment ist überhaupt noch nicht klar, wie die neu gewählte griechische Regierung die eigene Wirtschaft wieder ankurbeln und die Schuldenlast verringern will. Vermutlich hat genau diese Unsicherheit einige kurzfristig orientierte Investoren nach der Wahl noch aus dem ohnehin verprügelten Markt getrieben. Für langfristig und auf Fundamentaldaten orientierte Anleger bieten sich darum dort jetzt Chancen.
Der gefallene Ölpreis und die erneute Verschärfung der Situation in der Ukraine werden an Europas Aktienmärkten dagegen ausgeblendet. Beim Ölpreis deutet sich sogar schon wieder ein Umdenken an. Denn der erneut gestiegene Ifo-Geschäftsklimaindex – er kletterte von 105,5 auf 106,7 Punkte – weist auf eine kräftige Konjunktur hin. Treiber dieser Zuversicht sind gerade der relativ niedrige Ölpreis und der stark gesunkene Eurokurs.
Der Wechselkurs wirkt auch auf der anderen Seite des Atlantiks auf die Unternehmenszahlen – allerdings eher bremsend. Denn der starke US-Dollar drückt inzwischen auf die Gewinne großer US-Konzerne. Microsoft und Caterpillar berichteten über die Geschäftsentwicklung im vierten Quartal und gaben dem starken Dollar die Schuld für einen verhaltenen Ausblick auf das neue Jahr.
Anders als bei den europäischen Aktienindizes zeigt sich die Situation damit an den US-Börsen. Diese erreichten ihre Rekordhochs bereits vor Ende des letzten Jahres und sind aktuell eher auf Konsolidierungskurs. Die Schere der Bewertungen zwischen europäischen und US-amerikanischen Aktien schließt sich also wieder ein wenig. Abzuwarten bleibt, ob noch weitere große US-Unternehmen ihre Ausblicke senken. Dies könnte eine größere Korrektur am US-Aktienmarkt auslösen, der sich auch die europäischen Märkte nicht völlig entziehen dürften.
Fazit: Der DAX-Kursanstieg von 15% binnen drei Wochen war ein kräftiger Schluck aus der Pulle und muss erstmal verarbeitet werden. Die Wahrscheinlichkeit einer Korrektur nimmt zu. Diese könnte bis zur magischen Marke von 10.000 Punkten führen. Langfristig bleibt das Umfeld und Marktbild positiv. Wir bleiben gelassen und nutzen Korrekturen weiter für Nachkäufe und neue Einstiege.