EZB zufrieden mit Status quo
Die Europäische Zentralbank dürfte bis zum Herbst die Füße stillhalten.
Die Europäische Zentralbank dürfte bis zum Herbst die Füße stillhalten. Wie im Vormonat beschrieben, wollte die EZB bei ihrer März-Sitzung antesten, wie die Märkte auf eine bewusste „Enttäuschung“, also einen Verzicht weiterer Lockerungsmaßnahmen reagieren (FB vom 10.3.). Die Notenbank ist dafür weiterhin gewillt, ihr Inflationsziel (knapp unter 2%) zu unterschreiten. Sie ist offenbar mit den Marktreaktionen zufrieden, denn die Verknappung der Liquidität am Interbankenmarkt hatte wie erwartet keinen Einfluss auf die Zinsen in den längeren Laufzeiten. Das EZB-Experiment hat nur zu ansteigenden Zinsen in kurzen Laufzeiten geführt. In den mittleren und langen Fristen sanken die Kreditkosten sogar. Die Zentralbank dürfte sich also mit weiteren Maßnahmen zurückhalten, bis die Auswirkungen der Bilanzprüfung auf den Bankensektor ersichtlich sind. „Hier rauchen überall die Köpfe“, hören wir aus Frankfurter Bankenkreisen. In den Bankentürmen überlegt man derzeit fieberhaft, wie die Bilanzen fit für den EZB-Stresstest gemacht und die neuen regulatorischen Anforderungen (Basel III) erfüllt werden können. Parallelrechnungslegungen und die Auslagerung von Geschäftsfeldern zu weniger stark regulierten Tochterunternehmen sind die derzeit populärsten Überlegungen der Banken. Eindeutig ist: Die Banken bauen ihre Aktiva massiv ab. Das ist ein Hauptgrund für die sinkende Kreditvergabe im Euroraum. Der Kreditzugang deutscher Unternehmen bleibt ungeachtet dessen hervorragend. Die ifo-Kredithürde für die deutsche Wirtschaft sank im März sogar auf einen neuen historischen Tiefststand: Lediglich 18,5% der befragten Unternehmen berichteten von Restriktionen bei der Kreditvergabe durch Banken (März: 18,6%). Ein Anstieg der Finanzierungskosten in Deutschland zeichnet sich für die zweite Jahreshälfte ab. Grund: Die anziehende Investitionstätigkeit der deutschen Firmen dürfte dann zu einer spürbaren Belebung des Kreditneugeschäfts führen.
Fazit: Die EZB ist derzeit zufrieden mit dem Status quo. Sie wird auf weitere Impulse verzichten, bis die Ergebnisse des Stresstests vorliegen.