Unterschiedliche Meinungen zu Zinsen und Wechselkursen
Die Geldhäuser justieren ihre Währungsprognosen kräftig nach. Insbesondere mit dem Blick auf die 3-Monatsentwicklung passen sie ihre jüngsten Aussagen an die aktuelle Marktentwicklung an. So nehmen CoBa, GS, HSH und UBS ihre erwarteten Euro-Kurse gegenüber dem Dollar spürbar nach oben. Allein die SEB lässt die Aussage unverändert. Das Haus hatte aber auch bereits einen Kurs von 1,22 EUR/USD prognostiziert.
Mit Blick auf 12 Monate fallen die Einschätzungen zum Euro-Dollar-Kurs stärker auseinander. Die Mehrheit der Banken rechnet mit einem weiter erstarkenden Euro gegenüber dem Greenback. Die Bandbreite liegt zwischen 1,25 und 1,30 EUR/USD. Ausnahme ist die Commerzbank, die einen wieder leicht nachgebenden Eurokurs gegenüber dem Dollar prognositiziert.
Meinungen zu Zinserwartungen gehen auseinander
Auffällig bei diesen Prognosen ist die Divergenz zu den Zinserwartungen der Geldhäuser. Schließlich rechnen alle von uns befragten Banken damit, dass sich die Zinsdifferenz zwischen der Eurozone und den USA im Jahresverlauf ausweitet. Sowohl der Spread zwischen den 3-Monatszinsen als auch der Abstand der Renditen wird zunehmen, so die einhellige Einschätzung. Das rührt daher, dass zwar auch mit leicht steigenden Zinsen in der Eurozone gerechnet wird. Der erwartete Zinsanstieg in den USA wird aber noch stärker eingeschätzt.
Die Banken erwarten, dass der Euro nicht unter dem wachsenden US-Zinsvorsprung leidet, sondern sogar profitiert. Das ist zumindest ungewöhnlich. Wie das bei teilweise doppelt so hohen US-Renditen gehen soll, bleibt ein Bankgeheimnis. So liegt für uns die Vermutung nahe, dass die Geldhäuser entweder mit ihrer Zins-, oder mit der Währungsprognose schief liegen. Zumindest kann das nur ein relativ kurzfristiges Phänomen sein und würde auf ein Kippen der US-Konjunktur hindeuten, wenn die US-Zinsen dynamisch steigen, die Börse dadurch belastet wird und sich die USA per Handelskrieg stärker abschotten.
Untermauert wird dies durch die Yen-Prognose. Auch die japanische Währung soll gegen den Dollar steigen, obwohl die Zinsdifferenz noch viel größer ist. Offenbar sehen die Banken zunehmende US-Risiken (Konjunktur und Verschuldung).