Sechs Wochen Abschottung
In der Corona-Krise fahren die Politik und die Geldhüter jetzt die ganz großen Geschütze auf. In Deutschland werden zahlreiche Einschränkungen des öffentlichen Lebens umgesetzt. In Bayern ist sogar eine Ausgangssperre schon absehbar. Vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis diese Maßnahme auch im Rest der Republik gilt. Dann ist es nur in dringenden Fällen und für zwingend nötige Arbeiten erlaubt, das Haus zu verlassen.
Parallel zu den Einschränkungen ergreift die Politik zahlreiche Rettungsmaßnahmen für Unternehmen. In großer Summe werden Mittel auf verschiedensten Wegen bereitgestellt, um akute Krisensymptome bei Unternehmen zu lindern (vgl. dazu Beitrag auf S. X). Heute wurden auch noch Hilfen für Solo-Selbständige und Kleinstfirmen im Volumen von 500 Mrd. Euro beschlossen.
Geld wird mit dem Füllhorn ausgeschüttet
Auch in anderen Ländern wird reichlich Geld mit dem Füllhorn ausgeschüttet. In Italien wurden über 20 Mrd. Euro bereitgestellt. In Spanien sogar 200 Mrd. Euro. In Hongkong gab es bereits „Helikopter-Geld“ für alle in der Provinz gemeldeten Personen. Nun erwägt auch die Trump-Administration in den USA, binnen drei Wochen Geldgeschenke für jeden Haushalt zu machen. Steuerstundungen, Milliardenhilfen für Unternehmen gibt es ohnehin.
Die Geldhüter rund um den Globus sind ebenfalls sehr aktiv. Neben den üblichen Zinssenkungen (auf wieder 0% in den USA) kaufen auch etliche Notenbanken bereits direkt Aktien. Auch die europäischen Geldhüter haben heute große Geschütze aufgefahren. Die EZB stellt – zunächst - sage und schreibe 750 Mrd. Euro für neue Anleihekäufe bereit. Sämtliche Staaten in der Euro-Zone dürften damit vorläufig durchfinanziert sein. Schulden gibt es praktisch zum Nulltarif. Die EZB wird damit in diesem Jahr für 1,1 Bio. Euro Anleihen kaufen.
EZB stopft schon heute künftige Haushaltslöcher
Die EZB versucht mit ihrem vorauseilenden Gehorsam, schon heute die Löcher in den Staatshaushalten zu stopfen, die die kommende Rezession reißen wird. Das mag akut unumgänglich sein, mittel- und langfristig ist es ein Problem. Die Staaten bekommen jetzt noch länger und noch mehr von der „Medizin“, die sie ohnehin schon seit der Finanzkrise 2008/09 verabreicht bekommen haben. Strukturreformen werden damit noch unwahrscheinlicher. Ein Abtragen des Schuldenberges ist eine Illusion. Die Anfälligkeit für Zinsänderungen wird nochmals hochgehebelt. Und die Notenbanken fesseln sich noch stärker selbst.
Parallel dazu verbessert sich die Lage in Asien – voran in China, aber auch in Südkorea und Japan – deutlich. Offiziell werden keine neuen Infektionen gemeldet und täglich sinkt die Zahl der Erkrankten. Allmählich fährt das Land seine strengen Einschränkungen und Abschottungsmaßnahmen zurück. Selbst in der Stadt Wuhan, dem Epizentrum des Virus-Ausbruchs, werden die Straßensperren geräumt, beginnt der wirtschaftliche Alltag allmählich wieder. Binnen weniger Wochen dürften sowohl im Reich der Mitte als auch im restlichen Asien, das ohnehin kaum betroffen war, die Wirtschaften wieder Tritt fassen. Der Kontinent könnte dann zum Motor der Weltwirtschaft werden.
Entscheidungspunkt Ende April
Für die europäischen Regierungen wird die Nagelprobe Mitte/Ende April bevorstehen. Dann laufen etliche der jetzt beschlossenen Abschottungsmaßnahmen ab. Bis dahin dürfte sich die Ausbreitung des Virus deutlich verlangsamt haben, auch wenn die Zahl der Erkrankten noch einige Tage deutlich ansteigen wird.
Für die Politiker wird sich dann die Frage stellen, ob die Maßnahmen sukzessive zurückgenommen werden können oder verlängert werden müssen. Auch wenn wir es für möglich halten, dass die Abschottung bis Anfang Mai aufrecht erhalten wird: Danach dürften die Maßnahmen gelockert werden. Denn es gibt nur zwei Szenarien: Entweder, die Ausbreitung des Virus ist dann wie in China unter Kontrolle und eine Rückkehr zum normalen Wirtschafts-Leben ist möglich. Ist das Virus dagegen dann nicht unter Kontrolle, wird die Politik nicht umhinkommen, die Frage nach den Kollateralschäden zu beantworten. Einem möglichen Kollaps des Gesundheitssystems wird dann der totale wirtschaftliche Kollaps gegenübergestellt werden. Und wir wagen die Prognose: Es wird die Erkenntnis geben, dass ohne Wirtschaft alles nichts ist.