Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
4028
Weltwirtschaft und Finanzmärkte im Bann des Virus

Sechs Wochen Abschottung

EZB-Chefin Christine Lagarde fährt schwere finanzpolitische Geschütze zur Sicherung der europäischen Wirtschaft auf. Copyright: Picture Alliance
In den kommenden Wochen steht Deutschland, Europa und Amerika vor einer harten Bewährungsprobe. Das öffentliche Leben wird massiv eingeschränkt sein. Vermutlich wird es noch weitere Abschottungsmaßnahmen geben. Die Unsicherheit ist bei vielen groß, wie lange das so sein wird. Wir sind uns sicher, dass die Zeit der Abschottung schon bald vorüber sein wird.

In der Corona-Krise fahren die Politik und die Geldhüter jetzt die ganz großen Geschütze auf. In Deutschland werden zahlreiche Einschränkungen des öffentlichen Lebens umgesetzt. In Bayern ist sogar eine Ausgangssperre schon absehbar. Vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis diese Maßnahme auch im Rest der Republik gilt. Dann ist es nur in dringenden Fällen und für zwingend nötige Arbeiten erlaubt, das Haus zu verlassen.

Parallel zu den Einschränkungen ergreift die Politik zahlreiche Rettungsmaßnahmen für Unternehmen. In großer Summe werden Mittel auf verschiedensten Wegen bereitgestellt, um akute Krisensymptome bei Unternehmen zu lindern (vgl. dazu Beitrag auf S. X). Heute wurden auch noch Hilfen für Solo-Selbständige und Kleinstfirmen im Volumen von 500 Mrd. Euro beschlossen.

Geld wird mit dem Füllhorn ausgeschüttet  

Auch in anderen Ländern wird reichlich Geld mit dem Füllhorn ausgeschüttet. In Italien wurden über 20 Mrd. Euro bereitgestellt. In Spanien sogar 200 Mrd. Euro. In Hongkong gab es bereits „Helikopter-Geld“ für alle in der Provinz gemeldeten Personen. Nun erwägt auch die Trump-Administration in den USA, binnen drei Wochen Geldgeschenke für jeden Haushalt zu machen. Steuerstundungen, Milliardenhilfen für Unternehmen gibt es ohnehin.  

Die Geldhüter rund um den Globus sind ebenfalls sehr aktiv. Neben den üblichen Zinssenkungen (auf wieder 0% in den USA) kaufen auch etliche Notenbanken bereits direkt Aktien. Auch die europäischen Geldhüter haben heute große Geschütze aufgefahren. Die EZB stellt – zunächst - sage und schreibe 750 Mrd. Euro für neue Anleihekäufe bereit. Sämtliche Staaten in der Euro-Zone dürften damit vorläufig durchfinanziert sein. Schulden gibt es praktisch zum Nulltarif. Die EZB wird damit in diesem Jahr für 1,1 Bio. Euro Anleihen kaufen.

EZB stopft schon heute künftige Haushaltslöcher

Die EZB versucht mit ihrem vorauseilenden Gehorsam, schon heute die Löcher in den Staatshaushalten zu stopfen, die die kommende Rezession reißen wird. Das mag akut unumgänglich sein, mittel- und langfristig ist es ein Problem. Die Staaten bekommen jetzt noch länger und noch mehr von der „Medizin“, die sie ohnehin schon seit der Finanzkrise 2008/09 verabreicht bekommen haben. Strukturreformen werden damit noch unwahrscheinlicher. Ein Abtragen des Schuldenberges ist eine Illusion. Die Anfälligkeit für Zinsänderungen wird nochmals hochgehebelt. Und die Notenbanken fesseln sich noch stärker selbst.

Parallel dazu verbessert sich die Lage in Asien – voran in China, aber auch in Südkorea und Japan – deutlich. Offiziell werden keine neuen Infektionen gemeldet und täglich sinkt die Zahl der Erkrankten. Allmählich fährt das Land seine strengen Einschränkungen und Abschottungsmaßnahmen zurück. Selbst in der Stadt Wuhan, dem Epizentrum des Virus-Ausbruchs, werden die Straßensperren geräumt, beginnt der wirtschaftliche Alltag allmählich wieder. Binnen weniger Wochen dürften sowohl im Reich der Mitte als auch im restlichen Asien, das ohnehin kaum betroffen war, die Wirtschaften wieder Tritt fassen. Der Kontinent könnte dann zum Motor der Weltwirtschaft werden.

Entscheidungspunkt Ende April

Für die europäischen Regierungen wird die Nagelprobe Mitte/Ende April bevorstehen. Dann laufen etliche der jetzt beschlossenen Abschottungsmaßnahmen ab. Bis dahin dürfte sich die Ausbreitung des Virus deutlich verlangsamt haben, auch wenn die Zahl der Erkrankten noch einige Tage deutlich ansteigen wird.

Für die Politiker wird sich dann die Frage stellen, ob die Maßnahmen sukzessive zurückgenommen werden können oder verlängert werden müssen. Auch wenn wir es für möglich halten, dass die Abschottung bis Anfang Mai aufrecht erhalten wird: Danach dürften die Maßnahmen gelockert werden. Denn es gibt nur zwei Szenarien: Entweder, die Ausbreitung des Virus ist dann wie in China unter Kontrolle und eine Rückkehr zum normalen Wirtschafts-Leben ist möglich. Ist das Virus dagegen dann nicht unter Kontrolle, wird die Politik nicht umhinkommen, die Frage nach den Kollateralschäden zu beantworten. Einem möglichen Kollaps des Gesundheitssystems wird dann der totale wirtschaftliche Kollaps gegenübergestellt werden. Und wir wagen die Prognose: Es wird die Erkenntnis geben, dass ohne Wirtschaft alles nichts ist.

Fazit: In den nächsten vier Wochen ist noch mit einschneidenden Maßnahmen zu rechnen. Es ist der letzte Versuch, die Ausbreitung des Virus zu stoppen. Ab Anfang Mai, so unsere vorsichtige Einschätzung, wird es eine Normalisierung geben. Für Unternehmen heißt das: Durchhalten und den Neustart planen.
Meist gelesene Artikel
  • Rentenreform, Umlageverfahren, Gerechtigkeit: Warum der „Boomer-Soli“ am Kernproblem vorbeigeht

Der „Boomer-Soli“ ist keine Lösung, sondern unfaire Umverteilung

FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) bzw. die dort agierenden Forscher Stefan Bach, Maximilian Blesch, Annica Gehlen, Johannes Geyer, Peter Haan, Stefan Klotz und Bruno Veltri, will die Rentenlücke mit einer Sonderabgabe auf Alterseinkünfte schließen – innerhalb der Babyboomer-Generation. Das geht so nicht, emint FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber. Wer das Umlagesystem ernst nimmt, muss die Kinderfrage zentral stellen - oder er soll es ganz abschaffen.
  • Die Würde des Amtes verlangt Transparenz, nicht Kungelei

Schluss mit dem Hinterzimmer – Richterwahl neu denken!

FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber. © Foto: Verlag
Der Fall Brosius-Gersdorf zeigt: Nicht die Medien, sondern das undurchsichtige Auswahlverfahren für Verfassungsrichter ist das eigentliche Problem. Wer Recht über alle spricht, sollte sich auch öffentlich erklären müssen. Deutschland braucht endlich öffentliche Befragungen, fordert FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber.
  • Mit Merz aufs falsche Pferd gesetzt

Politik in der Schieflage

FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber. © Foto: Verlag
Zurück aus dem Urlaub zeigt sich FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber ein Deutschland im Wandel – doch zu vieles geht politisch weiter in die falsche Richtung. Politische Gegner sollen mit juristischen Mitteln ausgeschaltet, das Verfassungsgericht durch Personalrochaden auf Linie gebracht werden. Der Haushaltsentwurf ist Beweis für ein weiteres gebrochenes Versprechen der Regierung: deutlich mehr zu investieren. Viele Unternehmer nicken das ab, weil die Konjunktur etwas anzieht. Ein Fehler.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Silberpreis-Rally: Unsicherheit treibt Nachfrage nach sicherem Hafen

Indien treibt Silberboom

© TomekD76 / Getty Images / iStock
Die Silber-Rally nimmt Fahrt auf: Mit einem Anstieg von über 5% überschreitet der Silberpreis die Marke von 39 US-Dollar je Feinunze und lässt Gold hinter sich. Ausgelöst durch geopolitische Unsicherheiten und steigende Nachfrage in Indien, bleibt der Aufwärtstrend intakt. Erfahren Sie, warum Investoren trotz Rekordpreisen weiter in Silber investieren und welche Rolle die Industrie dabei spielt.
  • Fuchs plus
  • Handelsstreit und Kanadischer Dollar

Kanadas Notenbank ist besorgt

© metrokom / iStock / Thinkstock
Der Handelsstreit zwischen USA und Kanada eskaliert. Ab dem 01. August sollen Einfuhren des nördlichen Nachbarn mit 35% Abgaben belegt werden. Essentielle Güter, wie Energie, werden damit künstlich für amerikanische Verbraucher verteuert. Bei Energieimporten hängt die USA an Kanada. Umgekehrt ist die Abhängigkeit kanadischer Exporte in die USA noch größer. Allerdings wertet der Loonie zum Dollar auf und bestätigt diese Abhängigkeit nicht.
  • Projekt 5: Wöchentlicher Performance-Check der Banken und Vermögensverwalter

Benchmarkdepot dominiert – Gewinner, Verlierer und Trends der Kalenderwoche 29 im Überblick

Illustriert mit Canva und ChatGPT
Im aktuellen Wochenvergleich von Projekt 5 setzt das Benchmarkdepot mit höchster Rendite und minimalem Risiko den Maßstab. Während einige Banken wie HSBC Deutschland positiv überraschen, bleiben viele Institute hinter den Erwartungen zurück. Wer in dieser Kalenderwoche zu den Gewinnern zählt und wer enttäuscht, lesen Sie hier.
Zum Seitenanfang