Firmen müssen umdenken
In den USA nehmen die Unternehmen ein wachsendes China-Risiko wahr. Auslöser dafür ist der eskalierende Konflikt zwischen China und den USA, der über Taiwan ausgetragen wird. Bisher hatte auch die US-Administration die Ein-China-Politik akzeptiert. Der zufolge betrachtet die chinesische Führung Taiwan als Teil der Volksrepublik und lehnt offizielle Kontakte anderer Länder zu Taipeh ab. Das haben die USA bisher ebenfalls akzeptiert.
Die Taiwan-Reise der US-Demokratin Nancy Pelosi ist ein diplomatischer Bruch dieser bisher auch von den USA akzeptierten Doktrin. Das gilt umso mehr, da China zuvor sehr deutlich darauf hingewiesen hatte, dass ein solcher Besuch als "unfreundlicher Akt" betrachtet werden würde. Abgehalten hat das die USA nicht - und nun eskalieren auch in Taiwan die militärischen Drohgebärden.
Militärische und wirtschaftliche Drohgebärden
Die militärischen Drohgebärden sind nur die Spitze des Eisbergs. Die wirtschaftlichen Drohgebärden wirken bereits. So hat China den Besuch Pelosis im Nachhinein als "bösartig und provokativ" kritisiert und Sanktionen gegen Pelosi und ihre unmittelbaren Angehörigen verhängt. Zudem hat China die Zusammenarbeit mit den USA auf zahlreichen Ebenen auf Eis gelegt. Auf dem Finanzmarkt wird sichtbar, dass China, der größte Gläubiger der USA, seinen Anleihebestand kontinuierlich und nun beschleunigt zurückfährt.
Der Konflikt um Taiwan wird die globale Konjunktur und die Lieferketten zusätzlich belasten. Westliche Unternehmen werden sich bereits zunehmend darüber klar, dass der Konflikt bereits Auswirkungen auf die Wirtschaft hat. China stellt zusammen mit Taiwan 90% der weltweit hochwertigsten Halbleiter her. Die werden praktisch überall eingesetzt. Schon heute ist es so, dass auch in Deutschland bestimmte Elektronikschaltkästen nicht mehr eingebaut werden können, weil bestimmte Halbleiter fehlen. Das hören FUCHSBRIEFE von Elektronik-Zulieferern.
Umbau der Lieferketten
Amerikanische Firmen versuchen bereits gezielt, Lieferketten aufzubauen, die sich weniger auf potenzielle Feinde, wie China stützen. Stattdessen fokussieren sie auf strategische Verbündete („friend-shoring“). Sollte China neben den Militärmanövern offene Wirtschaftssanktionen gegen Taiwan verhängen, wird das für viele Konzerne schnell problematisch. Unternehmen, die einen maßgeblichen Teil ihrer Einnahmen und Gewinne aus China erzielen, sehen sich daher zunehmend dazu gezwungen, Wege zu finden ihr Engagement abzusichern. Auf der anderen Seite werden Anleger darauf drängen, dass Unternehmen ihre Anfälligkeiten stärker offenlegen und dass Vorstände mehr Zeit für geopolitische Risikobewertungen aufwenden.