ODDO BHF schlägt nach sechs Jahren noch immer die Benchmark
Als wir Jan Viebig im November 2022 auf dem 19. Private Banking Gipfel in Stuttgart fragten, weshalb die ODDO BHF mit ihren Fonds die Benchmark im Performance-Projekt V schlägt, antwortete er prompt. Die erste Voraussetzung sei ein gutes Team. Die zweite sei ein guter Ansatz, um Aktien auszuwählen. Er bezeichnet sich und sein Haus als Qualitätsinvestor, der nach Aktien mit hoher Kapitaleffizienz, klaren Wettbewerbsvorteilen, strukturellem Wachstum, die nachhaltig und vernünftig bewertet sind, Ausschau halte. Und drittens sei die aktive Steuerung der Vermögenswerte und -klassen entscheidend. Dass die ODDO BHF 2022 kurz vor Ausbruch des Ukraine-Krieges aus Vorsicht schon Aktien verkauft hätte, sei sicherlich auch hilfreich gewesen, so der Frankfurter.
Ist das schon das Erfolgsrezept? Wir glauben nicht. Welcher Anbieter behauptet nicht von sich über ein tolles Team zu verfügen, einen starken Ansatz zu verfolgen und die Portfolios gut zu steuern? Wir sind daher tiefer ins Portfoliomanagement der ODDO BHF eingestiegen und haben uns mit dem Investmentstil, dem konkreten Handeln während der zurückliegenden Jahre und einzelnen Investments bei ODDO BHF näher auseinandergesetzt.
Fokus auf Aktien und Anleihen
ODDO BHF wählt seine Investments nach der von Jan Viebig in Stuttgart beschriebenen Systematik. Der Investmentstil ist damit regelbasiert, erprobt und funktioniert, wie das Abschneiden in den Performance-Projekten zeigt. Schwerpunktmäßig investiert die deutsch-französische Bank in Aktien und Anleihen. Währungen, Rohstoffe, Mikrofinanz usw. stellen keine eigenen Assetklassen nach der ODDO-Systematik dar. Sie finden sich daher nicht als eigene Anlageklassen in den Portfolios. Auch von Kryptowährungen halten die Frankfurter Abstand. „Hohes Risiko, keine laufenden Erträge – das wollen wir nicht“, so Viebig.
Die Struktur eines Portfolios ergibt sich bei ODDO BHF aus den Einzelinvestments. Das heißt, dass das Portfoliomanagement nicht im Vorfeld entscheidet, zu welchen Gewichtungen sie Titel aus den USA, Europa, Asien oder Branchen wie Technologie, Pharma, Banken etc. in das Portfolio nehmen möchte. Dieser sogenannte „Bottom-up-Ansatz“ muss am Ende aber dennoch dazu führen, dass die einzelnen Portfolios ausreichend diversifiziert, mit anderen Worten ausgeglichen verteilt sind. Das Portfoliomanagement nimmt daher in jedem Portfolio durchschnittlich 30 bis 50 Titel auf. In den allermeisten Fällen investieren Viebig und sein Team in Einzelwerte. In Investmentvehikel wie Investmentfonds oder ETFs wird nur selten investiert, erfahrungsgemäß liege deren Anteil bei ca. 5%.
Megatrends als fester Investment-Bestandteil
Bei der Suche nach attraktiven Unternehmen für ihre Portfolios nutzt die ODDO BHF unter anderem Megatrends als Analysekategorie. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz, alternde Bevölkerung und Gesundheitsdienstleistungen, neue Konsumgewohnheiten und der steigende Wohlstand in Schwellenländern zählt die Bank dazu. Jedes Investment muss mindestens von einem Megatrend profitieren. Als konkretes Beispiel nennt uns die Bank Thermo Fischer aus dem Bereich Medizin- und Labortechnik. Das Unternehmen produziert Labortechnik, ohne die Entwicklungen z.B. bei Impfstoffen nicht möglich sei. Taiwan Semiconductor (TSMC) sei aufgrund seiner Produktionsverfahren marktführend und -beherrschend. So gut wie kein elektronisches Gerät kommt ohne Chips von TSMC aus.
Nachhaltigkeit ist bei ODDO BHF ein Muss
Zudem müssen alle Investments einen Nachhaltigkeits-Check bei ODDO BHF durchlaufen. Investments in Rüstung, Pornografie, Glücksspiel, Tabak und Kohle werden konsequent ausgeschlossen. Die übrig bleibenden Unternehmen müssen den UN Global Compact erfüllen, dürfen nicht gegen Biodiversität verstoßen und müssen ein Mindestrating der Ratingagentur MSCI ESG von „BB“ (Schulnote 2, Gut) aufweisen. Thermo Fischer und TSMC bestehen den „Öko-Test“ bei ODDO BHF.
Durchgefallen ist wegen der Herabstufung seines ESG-Ratings der chinesische Sportartikelhersteller Anta Sports. HeidelbergCement schaffen es derzeit wegen ihres hohen CO2-Fußabdruck nicht in die ODDO BHF-Portfolios. Das Misstrauen gegen Wirecard wegen schlechter Werte im Bereich Corporate Governance (Unternehmensführung) hat die Bank vor einem Totalverlust bewahrt.
Stärke zeigt sich in der Krise
In den zurückliegenden sechs Projektjahren mussten Viebig und sein Team mehrmals ihre Krisenkompetenz unter Beweis stellen. Auch diesbezüglich hebt die Bank ihre Selektion als entscheidenden Erfolgsfaktor hervor. Durch die Corona-Krise kamen die Fonds vergleichsweise gut. Vor allem die Nach-Corona-Erholung haben sie voll mitgenommen, was sicherlich auch mit den in dieser Phase sehr gut gelaufenen Technologie-Unternehmen zusammenhängen dürfte.
Den rechtzeitigen Absprung aus sehr hoch bewerteten Technologie-Unternehmen haben die Frankfurter in den meisten Fällen ebenfalls geschafft. Die litten im Zuge der Zinswende der Notenbanken besonders. Sie waren stark überbewertet, in vielen Kursen steckte „Fantasie“, aber nicht immer Substanz. Als absehbar war, dass die Notenbanken bald die Zinswende einleiten würden, hat das Portfoliomanagement solche Titel verkauft und gleichzeitig günstig bewertetere Aktien aus anderen Branchen gekauft. Dadurch wurden die Portfolios breiter aufgestellt. Diese Rotation war für die ODDO BHF nicht einfach. Denn das Portfoliomanagement musste bekannte und lange Zeit gut funktionierende Pfade verlassen und sich Unternehmen aus den Bereichen Energie, Rohstoffen und Banken zuwenden. Die waren in den zurückliegenden Jahren Portfolio-Bremsen und damit nicht im Investment-Fokus.
Das Portfolio der ODDO BHF
Das Portfolio der ODDO BHF im Performance-Projekt V besteht aus zwei vermögensverwaltenden Fonds. Dabei handelt es sich zu 75% um den ausgewogenen Fonds der Polaris-Familie und zu 25% um seine offensivere Variante. Der Aktienanteil ist bei diesem Fondsportfolio im Vergleich zur Benchmark etwas höher gewichtet (63% zu 50%), demgegenüber ist der Anleihe-Anteil des ODDO-Portfolios kleiner (31% zu 50%). Zudem verfügt der ausgewogene Polaris-Fonds noch über eine Cash-Reserve, um agil Opportunitäten am Markt wahrnehmen zu können.
Die größten Positionen des Portfolios zeigen sehr gut, auf welche Werte das ODDO BHF-Portfoliomanagement derzeit fokussiert. Anders als bei der Benchmark findet sich unter den Top-Aktien keines der großen US-Technologieunternehmen. Stattdessen steht mit LVMH ein Luxus-Unternehmen an der Spitze, gefolgt vom Pharmakonzern Novo Nordisk und dem Finanzdienstleister Zurich Insurance.
Europa-Strategie nicht ohne Risiko
Den Investmentschwerpunkt legt die ODDO BHF derzeit auf Europa – auch das ein deutlicher Unterschied zur Benchmark. „Auf der Bewertungsseite sehen wir derzeit eine gewisse relative Attraktivität von europäischen Aktien gegenüber US-Titeln“, erklärt Viebig. Für die Prüfinstanz ist das ein nachvollziehbares Argument, wenn auch nicht ganz risikolos.
Denn Energiekrise, Inflation, Demografie und die unmittelbare geografische Nähe zum Ukraine-Krieg sind aus unserer Sicht gute Gründe, um Europa zu meiden. Das Portfoliomanagement der ODDO BHF muss daher perspektivisch auch wieder einmal den richtigen Ausstiegszeitpunkt finden, wenn sie sich mit dieser Strategie nicht auf die Nase legen will. In der Vergangenheit sind ihr diese Umschichtungen gut gelungen, wie der Erfolg im Performance-Projekt unterstreicht.
Rendite oberhalb der Benchmark, Volatilität ähnlich
Innerhalb des Projektzeitraums hat das Fondsportfolio der ODDO BHF eine Rendite von 4,13% p.a. erwirtschaftet. Die Benchmark liegt mit 4,0% p.a darunter. Die Risikokennzahlen der beiden Portfolios sind ähnlich.
Mit jährlichen Verwaltungsgebühren von 1,45% ist das Polaris-Portfolio marktüblich vergütet. Laut ODDO BHF sind die Fonds eine gute Option für Anleger bis zu einem Anlagevolumen von 1 Mio. Euro, die auf der Suche nach einer Fonds-Vermögensverwaltung sind. Das sieht die Prüfinstanz auch so. Bei größeren Anlagesummen bietet die Bank Einzeltitelmandate an, ab 3 Mio. Euro auch auf individueller Basis.
Mit Aktien gegen die Krise
Erleben wir derzeit einen Schwenk des Marktklimas, der aktives Investieren gegenüber passivem Investments begünstigt? Jan Viebig will darauf angesprochen nicht für den gesamten Markt sprechen. Er ist sich allerdings sicher, einen langfristigen Mehrwert gegenüber passiven Anlagen bieten zu können. Diese Antwort überrascht natürlich nicht – es ist das Kernversprechen eines aktiven Vermögensverwalters.
Interessant ist sein Motto für die Zukunft. Krisen habe es schon immer gegeben, so Viebig. Wer sich davon hätte verunsichern lassen und nicht in Aktien investiert, hätte eine brutale Underperformance verbucht. Seine Aufgabe als Vermögensverwalter sei es, sich nicht von Gefühlen oder diffusen Ängsten leiten zu lassen, sondern evidenzbasiert dem ODDO BHF-Prozess zu folgen, der das einzelne Unternehmen im Blick hätte. So könne er langfristig signifikant positive Vermögenszuwächse erwirtschaften, ohne in jedem Krisenfall massiv Aktienexposure reduzieren zu müssen.
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