Der Wind dreht wieder
Die Aufregung um die aktuellen Umfragewerte – Grüne 28%, Union 21% – berührt die erfahrenen Wahlkämpfer im Unionslager nicht besonders. Aus guten Gründen.
1. Laschet hat sich mit dem „Sieg“ über Söder den Respekt vieler CDU-Wähler zurückerobert. Sein Bild beim Wähler erfährt jetzt einen Wandel. Er ist jetzt nicht mehr der schwächere Kandidat, sondern der Kandidat der Union, der sich durchgesetzt hat.
Baerbock, neu gewogen
2. Die Union wird in ihre Rolle als Wahlkampfmaschine jetzt schnell zurückfinden
3. In der Wahlkabine wird anders abgewogen als vor dem Wahllokal: Laschet Regierungserfahrung, Baerbock nett. Eine gute Vizekanzlerin.
Nicht zu viel Veränderung
4. Laschet hat weite Teile des Arbeitgeberlagers hinter sich. Er gilt dort als aufmerksamer Zuhörer und guter Verhandler.
5. So viel Umbruch wie die Grünen versprechen, werden die meisten Wähler am Ende nicht wollen; und je älter die Wählerschaft wird, umso mehr gilt: keine Experimente.
Sommer der Erleichterung
6. Im Sommer werden sich im Zuge der Impfungen die individuellen Freiräume deutlich vergrößert haben, das Sicherheitsgefühl in die Gesellschaft zurückkommen. Dann sind wieder andere – weniger autoritäre – Typen in der Politik gefragt.
SPD ist das größere Sorgenkind
Dennoch wird die Wahl kein Selbstläufer. Weitere Skandale darf sich CDU/CSU nicht leisten. Am Ende wird es für ein Ergebnis um die 30% vor den Grünen (26%) reichen.
Mehr Sorgen als um die CDU muss man sich um die SPD machen, denn:
"Die sind jetzt raus"
1. Schwarz-Grün wird sich jetzt als vorweggenommener Wahlausgang in den Köpfen festsetzen. Es gibt also ein schwarz-grünes Koalitionsmomentum.
2. Für die SPD gilt das Gegenteil: Die sind jetzt endgültig raus. Warum soll man den Sozialdemokraten also noch die Stimme geben? Die eingefleischten Sozen gibt es kaum noch. Die akademisierte SPD hat von Stimmenverlusten an die Grünen mindestens ebenso viel zu fürchten wie die CDU.
Gewichte in neuem Bundestag ausgewogener verteilt
Im 20. Bundestag werden die Gewichte der vertretenen Parteien sehr viel ausgewogener verteilt sein als in bisherigen Legislaturperioden. Fast alle Parteien, die jetzt im Bundestag sind, werden zweistellig aus der Wahl kommen. Die 30% werden zu einer immer schwerer zu überwindenden Hürde. Große Koalitionen müssen durch Mehrparteien-Regierungen ersetzt werden mit noch schwierigeren Kompromissfindungen; gerade bei Themen wie der Rente, die jetzt richtig unter den Nägeln brennt.
Fazit: Aus Sicht der Unternehmer sind das durchwachsene Aussichten. So oder so wird die Umweltpolitik einen großen Raum einnehmen und teuer. Die Hälfte der Ministerien wird grün besetzt werden. Eine Kanzlerin Baerbock ist nicht unmöglich, aber sehr unwahrscheinlich.