Gewerkschaften halten Inflation am Laufen
Die bisher moderaten Tariflohnsteigerungen werden in den kommenden Jahren über der Inflationsrate liegen. Das wird – aus der Sicht von FUCHSBRIEFE erwartunsgemäß – die Inflation am Laufen halten.
Die größte Tarifrunde in diesem Jahr ist der öffentliche Dienst. Dort werden die Löhne für 2,5 Mio. tariflich Beschäftigter verhandelt. Hier hat es schon eine Einigung gegeben, auch wenn die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen sind. Die Tarife werden laut Ver.di um 11,5 bis 16,9% steigen, je nach Entgeltgruppe. Der Tarif gilt für zwei Jahre, die Zunahmen liegen also zwischen 5,75% und 8,45% im Jahr. Die am stärksten steigenden Lohngruppen liegen damit schon in diesem Jahr über der Inflationsrate.
Öffentlicher Dienst mit dem höchsten Abschluss in diesem Jahr
Der Ver.di-Tarifvertrag markiert die Spitze der Abschlüsse. Im Kfz-Handwerk kommt es zu einem Anstieg von 8,8% über 2 Jahre, Leiharbeit 7,7% über 15 Monate, Papierindustrie 8,6% in drei Stufen über 2 Jahre, Textil 8,1% in zwei Stufen in zwei Jahren. Hinzu kommen Inflationsausgleichszahlungen, Freizeitregelungen und mehr Flexibilität. Alle abhängig Beschäftigten in Deutschland werden in diesem Jahr im Schnitt 5,7% mehr verdienen. Damit rechnet das Gemeinschaftsgutachten. Das liegt unter der Inflation, die voraussichtlich 6,2% betragen wird. Dementsprechend hält Konjunkturforscher Oliver Holtemöller vom Forschungsinstitut IWH Halle die Abschlüsse für moderat.
Ab 2024 werden Gewerkschaften versuchen, die Reallohnverluste der letzten Jahre wieder aufzuholen
Aber in den kommenden Jahren werden die Gewerkschaften versuchen, die Reallohnverluste seit 2021 wieder aufzuholen. Das heißt, sie wollen mir Lohnerhöhungen über die Inflationsrate kommen. Auf Anfrage von FUCHSBRIEFE erklärt die IG Metall, die Tarifforderungen würden aus verschiedenen Kennzahlen entwickelt, um „Reallohnverluste zu vermeiden bzw. auszugleichen“.
2024 sollen die Verdienste über alle abhängig Beschäftigten um 5,5% steigen, so die Gemeinschaftsdiagnose. Das wird dann schon über der Inflationsrate liegen, auch wenn die von der Gemeinschaftsdiagnose für 2024 vorhergesagten 3,3% Inflation wohl zu niedrig angesetzt sind. Auch die Abschlüsse, die ab 2024 verhandelt werden, werden wohl recht hoch ausfallen, wenn auch geringer als in diesem Jahr. Erhöhungen um 4% bis 7% im Jahr sind realistisch. Denn der Fachkräftemangel gibt den Gewerkschaften Verhandlungsspielraum.