Teilung des deutschen Strommarktes kommt vorerst nicht
Die von der EU-Energieregulierungsbehörde Acer vorgeschlagene Teilung des deutschen Strommarktes wird 2024 nicht kommen. Acer schlägt regelmäßig die Teilung des Marktes vor, weil es Deutschland nicht gelingt, den Strom innerhalb des Landes zu leiten. Die Strommärkte werden alle drei Jahre überprüft, der nächste Termin ist im kommenden Jahr.
Bei einer Teilung würde die Grenze der beiden deutschen Stromnetze grob am südlichen Rand Niedersachsens verlaufen. Der gesamte Osten Deutschlands würde zum nördlichen Strommarkt gehören. Der Südmarkt würde aus NRW, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern bestehen. Eine Teilung würde den Strom im Süden um einiges teurer machen, im Norden dagegen billiger. Die beiden Märkte wären aber weniger stabil, die Preise würden stärker schwanken, hohe Preisspitzen würde es häufiger geben.
Strommarktteilung nach Abstimmung mit Netzbetreibern und Nachbarstaaten
Der Prozess der Strommarktteilung ist mehrstufig. Zuerst untersuchen die Netzbetreiber den Strommarkt zusammen mit Acer. Dieser Report zum deutschen Strommarkt wird erst in den nächsten Wochen fertig. Befürwortet er eine Teilung des Marktes, muss zunächst die deutsche Regierung darüber entscheiden und sich dabei mit den Nachbarstaaten (über die deutscher Strom geleitet wird) abstimmen. Können sich die beteiligten Länder nicht einigen, fällt die EU-Kommission die Entscheidung zur Marktteilung. Polen und Tschechien haben sich schon häufig über die großen Strommengen aus Deutschland beschwert. Aber auch Belgien, Frankreich und Österreich sind davon betroffen.
Teilung droht 2027, wenn der Bau großer Leitungen nicht vorankommt
Noch wird die Teilung nicht kommen. Denn der Bau der großen Stromleitungen in Deutschland läuft an. Die Nachbarstaaten können also mit Besserung rechnen. Mit Suedlink, A-Nord und SuedOstLink sind drei große HGÜ-Leitungen geplant, die die großen Strommengen aus dem Norden in den Süden bringen sollen. Ihr Bau hat sich über viele Jahre verzögert. Bei Suedlink und A-Nord soll noch in diesem Jahr mit dem Bau begonnen werden, der Bau von SüdOstLink wird wohl im kommenden Jahr beginnen. 2027/ 28 könnten die Leitungen in Betrieb gehen. Kommt es aber zu großen Bauverzögerungen, etwa wegen Klagen von Anwohnern, droht 2027 doch noch eine Teilung des deutschen Strommarktes.