Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
1736
Baltische Bauern profitieren am meisten

Attacke auf den EU-Agrarhaushalt

Der EU-Agrarhaushalt bedarf einer Überprüfung. Copyright: Pixabay
Frankreich gilt als der große Profiteur der EU-Agrarsubventionen. Sie machen nach wie vor den dicksten Batzen vom EU-Haushalt aus. Dabei haben sie große schädliche Nebenwirkungen für Klima und die Wettbewerbsfähigkeit Afrikas. Ein Papier aus Washington zeigt jetzt: Die größten Profiteure sitzen woanders.

Kurz vor der entscheidenden Phase der Verhandlungen über den neuen siebenjährigen EU-Finanzrahmen, kommt ein heikles Papier zu den Agrarsubventionen an die Öffentlichkeit. Erstellt wurde es durch das Center for Global Development, ein Forschungsinstitut mit Sitz in Washington. Im Advisory Board sitzen international anerkannte Forscher. Die Autoren nennen ihre Zahlen ausdrücklich Schätzungen. Die OECD kommt für die EU insgesamt sogar auf noch etwas höhere Werte.

Das Papier ist deshalb so heikel, weil OECD und EU genau diese Zahlen bisher nicht veröffentlichen (wollen). Einige Länder haben der OECD regelrecht verboten, entsprechende Berechnungen anzustellen. Die Autoren nehmen darauf keine Rücksicht und stützen sich auf ein anerkanntes Vergleichsmaß. Es handelt sich um die Erzeugerunterstützung als Anteil der Bruttoeinnahmen aus landwirtschaftlichen Betrieben nach EU-Mitgliedstaaten (PSE = Erzeugersubventionsäquivalent). Die Daten stammen aus 2017.

Die größten Agrarprofiteure sitzen im Baltikum

Demnach sitzen die größten Profiteure der EU-Agrarsubventionen in Nord- und Osteuropa. Estlands, Litauens, Lettlands, Griechenlands, Bulgariens und die Bauern der Slowakei sahnen „pro Hof" am meisten ab. Dort machen die EU-Unterstützungen den höchsten Anteil der Einnahmen pro Bauer aus. In Lettland stammen 32,4% der Bruttoeinnahmen je Landwirtschaftsbetrieb aus direkten Zuwendungen sowie Marktpreisstützungen.

Das ist mehr als das Vierfache, was anteilig Bauern in den Niederlanden erhalten (7,2%) und mehr als das Doppelte deutscher Bauern (14,2%). Frankreichs Farmer liegen mit 18,8% nur leicht überm EU-Durchschnitt (18,4%) – auch wenn Frankreich mit 11,5 Mrd. den größten Batzen aus dem EU-Agrarhaushalt einstreicht. Zusammen mit den Marktpreissubventionen sind es sogar 14,3 Mrd. (Deutschland 8,3 Mrd.). Von der Stützung der Marktpreise profitieren wiederum die Produzenten in Belgien, Ungarn, Malta, Polen und im Vereinigten Königreich am meisten. Insgesamt profitieren neben den niederländischen Bauern am wenigsten jene in Luxemburg, Malta, Dänemark und Belgien.

Glaubwürdigkeitstest: CO2 und Afrika

Noch immer gehen 37% des EU-Haushalts in die Landwirtschaft. Das sind über 50 Mrd. Euro p.a. Der mehrjährige Finanzrahmen der EU könnte diesen Wert zwischen 2021 und 2027 auf 28% bis 31% absenken.

Auch international sind die EU-Agrasubventionen hoch. Sie liegen mit 20% Erzeugersubventionsäquivalent zwar hinter Norwegen (62% PSE), Korea (55,1%), der Schweiz (52,9%) und Japan (46,7%), aber überm OECD-Durchschnitt (19,2%).

Die Unterstützung für die Bauern gerät aus zwei Gründen immer stärker in die Kritik:

  • Die Landwirtschaft ist ein starker Verursacher von CO2 und läuft damit den EU-Klimazielen zuwider.
  • Die Subventionen schaden Afrika. Denn sie drücken die Weltmarktpreise. Das trifft vor allem die afrikanische Landwirtschaft, auf die mehr als 15% des gesamten BIP südlich der Sahara entfallen. Das läuft der Entwicklungsstrategie der EU für Afrika entgegen.

Fazit: Die Agrarsubventionen sind ein starker Glaubwürdigkeitstest für die EU. Bleiben die Subventionen der Höhe nach, würde das die Ernsthaftigkeit der „Klimaschutzpoltiik" ebenso in Zweifel ziehen wie die Afrikastrategie.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: DGK & Co. Vermögensverwaltung AG

DGK brilliert in aller Kürze

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
In der Kürze liegt die Würze: Dieses abgedroschene Sprichwort bekommt durch den Vorschlag von DGK eine neue, erfrischende Bedeutung: Wo andere Anbieter – in allen Ehren – den doppelten bis dreifachen Platz benötigen, kommt der Hamburger Vermögensverwalter mit einem äußerst informativen Anschreiben, zwei intelligenten Rückfragen und einem siebenseitigen Vorschlag aus. Vor allem die Rückfragen zeigen, dass man sich intensiv mit der Stiftung befasst. Gute Aussichten auf eine hochwertige Empfehlung?
  • Fuchs plus
  • Forschung zur Rückeinspeisung von Strom aus dem E-Auto

Geld verdienen mit dem Strom-Verkauf aus E-Autos?

Elektro-Auto an einer Ladestation © Wellnhofer Designs / stock.adobe.com
Können E-Autos das Stromnetz stabilisieren und der gespeicherte Strom vielleicht sogar ertragreich wieder verkauft werden? Diese Fragen werden in einem Forschungsprojekt untersucht.
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: G & H Gies & Heimburger Vermögens-Management GmbH

G & H kann mit Edelstein TOPAS nur bedingt punkten

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
Sehr tiefschürfend sind die Informationen über den Kelkheimer Vermögensverwalter Gies & Heimburger auf dessen Website nicht. Drei Herren mittleren Alters schauen dem Leser freundlich entgegen. Bei der weiteren Recherche stellen sie sich als die Geschäftsführer Markus Gies sowie Bernd und Hans Heimburger heraus. Man sei ein bankenunabhängiger, professionell organisierter Vermögensverwalter mit viel persönlichen Erfahrungen. Reicht das, um die Stiftung Fliege zu überzeugen?
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Gold und Bitcoin gleichzeitig auf Allzeithochs

(Warum) Misstrauens-Anlagen boomen

Wenn zinslose Anlagen ohne „Gebrauchswert“ einen Preisboom verzeichnen, sollt man aufhorchen. Dann könnte „etwas im Busch sein“. Dies ist so ein Moment. Der Goldpreis verzeichnet mit 2.316 USD (2.163 EUR) einen Rekordpreis. Der Bitcoin tendiert mit 64.182 USD (59.962 EUR) ebenfalls um sein Allzeithoch herum. Und das, obwohl Zinsanlagen wieder attraktiv sind und auch die Börse Höchststände feiert, es also genügend Anlagealternativen gibt.
  • Fuchs plus
  • Dollar zeigt Muskeln

Fed im Stagflations-Dilemma

Die US-Notenbank Fed steckt in einem Stagflations-Dilemma. Das geht klar aus den jüngsten Zahlen zur US-Wirtschaftsentwicklung hervor. Noch rätseln die Märkte darüber, wie sich die Fed aus diesem Dilemma befreien will. Die Antwort dürfte bald absehbar werden - und vielen Zinssenkungs-Optimisten nicht gefallen. Der Dollar wird darauf noch kräftig reagieren.
  • Fuchs plus
  • US-Leitzins bewegt auch europäische Währungen

Pfund und Franken leiden unter Dollar-Stärke

Alle Welt schaut auf den US-Dollar und was die US-Notenbank aus den jüngsten Konjunktur- und Inflationsdaten macht. Anleger, die ihren Fokus etwas weiten, werden gute Anlagechancen bei einigen Cross-Rates entdecken. FUCHS-Devisen zeigt sie auf.
Zum Seitenanfang