Energie-Sanktionen bringen Russland hohe Einnahmen
Russland profitiert derzeit von den Energie-Sanktionen der EU. Das zeigt ein nüchterner Blick auf die Zahlen. Im März 2022 hat Deutschland fast ein Drittel weniger russisches Öl und Gas bezogen (-27,8%). Für die deutlich geringere Menge musste aber über die Hälfte mehr bezahlt werden (+56,5%), verglichen mit März 2021.
Die Öl- und Gas-Sanktionen gegen das Land sind somit kurzfristig kontraproduktiv. Dass sie langfristig wirken, ist obendrein zweifelhaft. Denn die Abnahmeverträge mit Russland laufen bis 2030. Nimmt Europa das Gas der Russen nicht ab, wird es dennoch dafür bezahlen müssen. Und Russland kann das Gas anderweitig auf dem Weltmarkt verkaufen - zu möglicherweise sogar höheren Preisen als derzeit mit europäischen Abnehmern vereinbart.
Sanktionsschmerzen in der EU
Es dürfte auch schwierig sein, Russland vom Weltmarkt zu drängen. Das Land ist der zweitgrößte Gas- und Erdölerzeuger der Welt. Sein Anteil liegt bei knapp 17% beim Gas und fast 13% bei Erdöl im Jahr 2020. Die Sanktionen werden - sofern sie sehr lange durchgehalten werden - lediglich dafür sorgen, dass die Exporte Russlands noch schneller nach China und Indien verschoben werden. Sie wissen: Beide Ländern weigern sich, die Energie-Sanktionen gegen Russland mitzutragen.
Selbst aus der Bundesnetzagentur heißt es, dass eine Energieunabhängigkeit von Russland "derzeit ein politisches Ziel" ist. Wie lange das Bestand hat und ob es dauerhaft ökonomisch sinnvoll und durchzuhalten ist, stehe auf einem ganz anderen Blatt. Dass die europäische Haltung schwer durchzuhalten sein wird, zeigt gerade auch Italien. Der italienische Versorger Eni hat gerade beschlossen, künftig für russisches Gas mit Rubel zu zahlen und ein dafür notwendiges Konto bei der Gazprombank eröffnet.