Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
2981
Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine geplatzt

Weizenprodukte und Fleisch werden teurer

© Konrad Weiss / Fotolia
Russland hat das Getreideabkommen mit der Ukraine beendet. Das wird den Export von Futtermais und Weizen beeinträchtigen. Die Entscheidung wird die Einnahmen der Ukraine reduzieren und weltweit zu steigenden Preisen für Futtermais und Weizen führen. Die Hauptimporteure Spanien und China werden besonders betroffen sein, Europa wird ebenfalls Auswirkungen spüren. Der Vorwurf, Russland nutze den Hunger als Waffe, geht dagegen völlig fehl.
Russland hat sich entschieden, das Getreideabkommen nicht zu verlängern. Damit läuft die jüngste Verlängerung des Getreide-Deals heute (Montag) um 23 Uhr aus. Das hat Präsident Wladimir Putin wir schon vor Tagen angekündigt entschieden (FD vom 30.06.).

Die Entscheidung wird vor allem Mais und Weizen betreffen. Der Anteil von Mais an den aus der Ukraine exportierten Agrarprodukten liegt bei 51%, der von Weizen bei 27,2%. Ebenfalls betroffen sind Sonnenblumenprodukte (11,4%), Gerste (3,9%) und Raps. Das sind die wichtigsten drei Rohstoffe, die vom Getreide-Deal profitiert haben und vom ukrainischen Hafen Odessa aus verschifft wurden. Das voraussichtlich letzte Schiff ist am Sonntag mit 15.000 Tonnen Raps von dort ausgelaufen. 

Weizen und Futtermais werden teurer

Für die Ukraine bedeutet der geplatzte Getreide-Deal, dass sich die Einnahmen des Landes damit erheblich verschlechtern werden. Die Verkäufe der Agrarprodukte waren ein wesentliche Einnahmequelle des Landes. Auf dem Weltmarkt ist nun mit steigenden Preisen vor allem bei Mais (Futtermais) und Weizen zu rechnen. Denn ein Teil der globalen Nachfrage wird nicht wie bisher wesentlich von der Ukraine gedeckt werden können. 

Spanien und China waren Hauptimporteure, Afrika ging fast leer aus

Die größten negativen Effekte werden aber nur fünf Staaten zu spüren bekommen. Denn 60% aller ukrainischen Exporte gingen an nur fünf Länder (Spanien, China, Türkei, Italien, Niederlande). Allein die drei größten dieser Abnehmer haben fast 46% der Exporte bezogen, so die UN. Auf die ärmsten und von Hunger bedrohten Länder entfiel jeweils weniger als 1% der gesamten Ausfuhrmenge. Insgesamt dürften alle armen Länder weniger als 15% der Exporte erhalten haben, so die UN. Insofern ist der von Europa sofort wieder erhobene Vorwurf, Russland nutze den "globalen Hunger als Waffe" sachlich nicht haltbar. 

Auch Europa wird nicht vom Platzen des Getreide-Deals verschont bleiben. Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst der Commerzbank versucht zwar zu beruhigen, dass Europa selber Getreide-Exporteur ist. Allerdings hat der Kontinent in den vergangenen Monaten dennoch viel billiges ukrainisches Getreide importiert. Hinzu kommt, dass die Importe von Futtermais jetzt ebenfalls signifikant zurückgehen werden. Somit wird die Tierhaltung teurer, da die Futtermittelpreise wieder steigen werden. Drittens wird sich die globale Nachfrage von der Ukraine auf andere Exportmärkte verschieben, um das Angebotsdefizit auszugleichen. Das wird auch in Europa die Preise beeinflussen. 

Zusagen an Russland wurden über Monate nicht eingehalten

Russland wirft dem Westen vor, sich über Monate und trotz mehrfacher Verlängerung nicht an getroffene Zusagen im Getreideabkommen gehalten zu haben. Dazu gehört z.B., dass die staatliche russische Landwirtschaftsbank weiterhin von Sanktionen belegt ist und somit russische Getreide-Exporte nicht abrechnen kann. Hinzu kommt die Blockade von Düngemittel-Exporten aus Russland (FD vom 16.06.). 

Die Ukraine hat seit August 2022 gut 33 Millionen Tonnen Getreide exportiert. Die Vereinbarung vom 22. Juli 2022 sollte den mit Getreide beladenen Schiffen aus drei Schwarzmeer-Häfen der Ukraine eine sichere Passage durch den Bosporus gewährleisten. 
Fazit: Der Getreide-Deal ist vorerst Geschichte. Weizen und Fleisch dürften in Europa wieder teurer werden. Allerdings wäre es für den Westen auch relativ einfach möglich, die schon gemachten Zusagen an Moskau einzuhalten und das Getreideabkommen damit wieder zu aktivieren.
Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: DGK & Co. Vermögensverwaltung AG

DGK brilliert in aller Kürze

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
In der Kürze liegt die Würze: Dieses abgedroschene Sprichwort bekommt durch den Vorschlag von DGK eine neue, erfrischende Bedeutung: Wo andere Anbieter – in allen Ehren – den doppelten bis dreifachen Platz benötigen, kommt der Hamburger Vermögensverwalter mit einem äußerst informativen Anschreiben, zwei intelligenten Rückfragen und einem siebenseitigen Vorschlag aus. Vor allem die Rückfragen zeigen, dass man sich intensiv mit der Stiftung befasst. Gute Aussichten auf eine hochwertige Empfehlung?
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: G & H Gies & Heimburger Vermögens-Management GmbH

G & H kann mit Edelstein TOPAS nur bedingt punkten

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
Sehr tiefschürfend sind die Informationen über den Kelkheimer Vermögensverwalter Gies & Heimburger auf dessen Website nicht. Drei Herren mittleren Alters schauen dem Leser freundlich entgegen. Bei der weiteren Recherche stellen sie sich als die Geschäftsführer Markus Gies sowie Bernd und Hans Heimburger heraus. Man sei ein bankenunabhängiger, professionell organisierter Vermögensverwalter mit viel persönlichen Erfahrungen. Reicht das, um die Stiftung Fliege zu überzeugen?
  • Fuchs plus
  • Forschung zur Rückeinspeisung von Strom aus dem E-Auto

Geld verdienen mit dem Strom-Verkauf aus E-Autos?

Elektro-Auto an einer Ladestation © Wellnhofer Designs / stock.adobe.com
Können E-Autos das Stromnetz stabilisieren und der gespeicherte Strom vielleicht sogar ertragreich wieder verkauft werden? Diese Fragen werden in einem Forschungsprojekt untersucht.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Gold und Bitcoin gleichzeitig auf Allzeithochs

(Warum) Misstrauens-Anlagen boomen

Wenn zinslose Anlagen ohne „Gebrauchswert“ einen Preisboom verzeichnen, sollt man aufhorchen. Dann könnte „etwas im Busch sein“. Dies ist so ein Moment. Der Goldpreis verzeichnet mit 2.316 USD (2.163 EUR) einen Rekordpreis. Der Bitcoin tendiert mit 64.182 USD (59.962 EUR) ebenfalls um sein Allzeithoch herum. Und das, obwohl Zinsanlagen wieder attraktiv sind und auch die Börse Höchststände feiert, es also genügend Anlagealternativen gibt.
  • Fuchs plus
  • Dollar zeigt Muskeln

Fed im Stagflations-Dilemma

Die US-Notenbank Fed steckt in einem Stagflations-Dilemma. Das geht klar aus den jüngsten Zahlen zur US-Wirtschaftsentwicklung hervor. Noch rätseln die Märkte darüber, wie sich die Fed aus diesem Dilemma befreien will. Die Antwort dürfte bald absehbar werden - und vielen Zinssenkungs-Optimisten nicht gefallen. Der Dollar wird darauf noch kräftig reagieren.
  • Fuchs plus
  • US-Leitzins bewegt auch europäische Währungen

Pfund und Franken leiden unter Dollar-Stärke

Alle Welt schaut auf den US-Dollar und was die US-Notenbank aus den jüngsten Konjunktur- und Inflationsdaten macht. Anleger, die ihren Fokus etwas weiten, werden gute Anlagechancen bei einigen Cross-Rates entdecken. FUCHS-Devisen zeigt sie auf.
Zum Seitenanfang