Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
2015
Auch Verlader sind betroffen

Sind Transport-Mindestpreise sinnvoll?

Dumping auf dem Transportmarkt wird in Deutschland und Österreich lautstark beklagt. Die Frage: Können gedeckelte Mindestpreise für Entspannung sorgen? Fakt ist: Auftraggeber und Auftragnehmer müssen sich auch an die eigene Nase fassen.

Im Transportgewerbe wird über Mindestpreise nachgedacht. Denn vielen kleinen und mittelständischen Transport- und Logistikdienstleistern steht das Wasser bis zum Hals. Transport-KMU sind zwar harten Preisdruck gewohnt. Selbst in krisenfreien Zeiten wird um den letzten Cent mit dem Kunden gefeilscht. Eine Marge zwischen 3-5% gilt schon lange als guter Gewinn.

Corona und Preisdumping durch meist ausländische Fuhrunternehmer bringen die heimische Branche aber langsam an ihre Grenzen. Und das wird sich auch auf die großen Dienstleister (wie DHL) auswirken. Denn die sind im Netzwerk auf die meist kleinen Flotten Anderer angewiesen. Fallen immer mehr Glieder aus der Kette, bekommen auch Verlader – Einkäufer, Disponenten, Importeure/Exporteure – Probleme: weniger Kapazität, höhere Preise, abnehmende Qualität und Termintreue.

Lage in Österreich

In Österreich fordern bereits Wirtschaftskammer und Gewerkschaft ein Gesetz gegen Preisdumping im Straßengüterverkehr. Gemeinsamer Feind: ausländische „Frächter“ und die in Österreich agierenden mehrheitlich ausländischen Onlinehändler.

Vorwurf: Versender übten derartigen Druck auf Transporteure und Fahrer aus, dass diese in die Rechtslosigkeit trieben. Das führe dann zu Lohn- und Sozialdumping. Man wünscht sich darum eine Bundesagentur für Güterverkehrskontrollen auf der Straße. Sie soll alle Kontrollaktivitäten und Behörden bündeln.

Preisvorgaben? Auch keine Lösung

Die Einführung von Preisvorgaben im Straßengüterverkehr ist keine Lösung. Das meinen die Experten der Transportplattform Timocom (Erkrath) im Gespräch mit FUCHSBRIEFE. Unabhängig davon, wie ein Mindestpreis festzulegen sei und welche Institution (national, europäisch) diesen Deckel (EU-)rechtlich durchsetzen müsste, könnten die Anbieter dann nur mit zusätzlichen Benefits bei (neuen) Auftraggebern punkten. Das wären etwa: moderne Zugmaschinen und Auflieger, nachhaltiger Transport mit umweltfreundlichen LNG- oder Wasserstoff-LKW, spannende Trackingfunktionen etc. Das aber können viele kleinere Transporteure nicht bieten bzw. finanzieren. Sie würden dann aus dem Markt verschwinden.

Die wohl einzige Lösung scheint laut Timocom derzeit das strikte Verfolgen der Einhaltung von entsprechenden EU-Richtlinien. Also zu Kabotage-Regelungen, Sozialvorschriften, Mindestlohngesetzen. Einkäufer könnten schon aus eigenen Interesse faire Preise anbieten, damit Transportunternehmen kostendeckend arbeiten können. Frachtführer und Transportunternehmen sollten im Gegenzug keine Angebote unterhalb der Einstandskosten anbieten, um die Preisspirale nicht weiter zu befeuern.

Fazit: Preisdumping lässt sich kaum mit (EU-)Recht bekämpfen. 2014 ist Italien gescheitert: Preise im Güterkraftverkehr hätten danach nicht unter dem Mindestbetriebskosten liegen dürfen ... Verstoß gegen Unionsrecht.

Empfehlung: Die Eigenverantwortung von Auftraggebern und Auftragnehmern ist gefragt. Ansonsten wird der Markt zukünftig durch weniger Kapazitäten (Insolvenzen!) unweigerlich höhere Preise nach sich ziehen. Damit ist leider zu rechnen.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2023: Die Bank im Bistum Essen eG in der Ausschreibung

Bank im Bistum Essen verspricht Wilhelm Weidemann Jugendstiftung Expertise

© Collage Verlage FUCHSBRIEFE, Grafik: envato elements
„Das höchste Ziel des Kapitals ist nicht, Geld zu verdienen, sondern der Einsatz von Geld zur Verbesserung des Lebens." Mit diesen Worten brachte Henry Ford, der den Großteil seines Vermögens gemeinnützigen Stiftungen zur Verfügung stellte, den Stiftungsgedanken auf den Punkt. Die Bank im Bistum Essen (BIB) wirbt ebenfalls mit diesem Slogan. Das wirkt sympathisch und kommt gut bei der Wilhelm Weidemann Jugendstiftung an. Ob die Vorschusslorbeeren Bestand haben?
  • Fuchs plus
  • Arbeitgeber muss Datenklau beweisen

Datenlöschung ist eigentlich ein Kündigungsgrund

Datentransfer © SasinParaksa / stock.adobe.com
Firmendaten zu kopieren oder zu löschen, kann ein berechtigter Grund für eine fristlose Kündigung sein. Das Landesarbeitsgericht (LAG) Hamburg hatte einen solchen Fall zu entscheiden. Die Richter bestätigten zwar den Entlassungsgrund. Sie formulierten aber hohe Anforderungen an den Arbeitgeber im Kündigungsverfahren.
  • Fuchs plus
  • 100.000 Euro Abfindung verbummelt

Langes Nachdenken kostet Abfindung

Person sitzt vor einem Fragezeichen. Symbolbild Nachdenken. © sesame / Getty Images / iStock
Auf eine Abfindung bei der betriebsbedingten Kündigung hat der Beschäftigte nur dann Anspruch, wenn es ein mit dem Betriebsrat ausgehandelten und unterschrieben Sozialplan gibt. Oft sind Arbeitgeber auch ohne Sozialplan bereit, bei einem Stellenabbau freiwillig zu zahlen. Arbeitnehmer sollten den Bogen nicht überspannen.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Unstimmigkeiten noch immer nicht geklärt

Hyzon Motors erhält noch eine Fristverlängerung

© Hyzon Motors
Der Brennstoffzellen-Lkw-Hersteller Hyzon bekommt eine erneute Frist, um seine Bilanzunstimmigkeiten zu klären. Die Aktienkurse des Unternehmens sind inzwischen tief im Wert gefallen. Lohnt es sich, hier auf einen Turnaround zu spekulieren?
  • Fuchs plus
  • Zahlenwerk hat noch viele Fragezeichen

Plug Power-Aktie tendiert Richtung 8 US-Dollar

Plug hydrogen storage and handling facility © Plug Power Inc.
Wer auf zu vielen Hochzeiten tanzt, dem kann schnell schwindelig werden und er könnte stolpern. Diese Gefahr sehen wir bei Plug Power. Das Unternehmen ist zwar auf vielen H2-Gebieten aktiv, muss für seine Aktivitäten aber auch sehr viel Geld in die Hand nehmen. Darin besteht für Anleger ein gewisses Risiko.
  • Fuchs plus
  • FUCHS-H2-Depot im Mai 2023

Wasserstoff-Aktien weiter abwärts

© KanawatTH / Getty Images / iStock
So langsam müssten die Wasserstoff-Aktien mal ihren Boden finden. Denn auch wenn es bei einigen Unternehmen weiterhin keine klare Sicht gibt, so liefern andere Unternehmen doch gute Zahlen ab. Die Börse ignoriert das derzeit aber dennoch.
Zum Seitenanfang