Aktien-Gewinne mitnehmen

Getrieben werden die Börsen weiter von der Hoffnung auf bald wieder fallende Zinsen. Dass dies nur mit einer Konjunkturabkühlung in den USA realistisch ist, scheint die Börse nicht zu stören. Hier baut sich nach unserer Analyse allerdings erhebliches Enttäuschungspotenzial auf. 

FUCHS-Kapital sieht drei Szenarien. Bleibt die Konjunktur robust, wird es keine Zinssenkungen geben - eventuell sogar nochmal einen kleinen Schritt nach oben. Das haben die Börsianer derzeit überhaupt nicht auf dem Schirm. Schwächt sich die US-Konjunktur leicht ab, wird de Fed die Zügel nicht gleich wieder locker lassen. Die Inflation müsste erst über längere Zeit in Richtung 2% fallen. Rutscht die US-Konjunktur kräftiger ab, könnte die US-Notenbank zwar die Zinsen senken. Ein solcher Zinsschritt wird zunächst aber eher klein sein. Ob das schon ausreicht, die dann vergleichsweise hohen Aktienbewertungen an der Börse zu rechtfertigen, bezweifeln wir. Unter dem Strich sehen wir in allen Szenarien mehr Risiken nach unten als Chancen nach oben. 

Der globale Öl-Markt signalisiert unterdessen, dass sich die Konjunktur abkühlt. Denn insbesondere in den USA sind die Lagerbestände weiter gestiegen. Das liegt allerdings nicht nur an einer sich abschwächenden Nachfrage, sondern auch daran, dass die USA ihre Ölförderung erhöht haben. Parallel dazu ist der Ölpreis wieder gefallen. Vor dem Hintergrund ist interessant, dass die OPEC+ ihr Treffen wegen "Unstimmigkeiten im Hinblick auf die Ölförderung" verschiebt. In den kommenden Monaten könnte es daher zu einer leichten Überversorgung am Ölmarkt kommen. 

In diesem Umfeld fällt uns auf, dass Sicherheits-Investments gefragt sind. Der Goldpreis hat die Marke von 2.000 US-Dollar je Feinunze touchiert. Der Silber-Preis zieht kräftig an. Der Bitcoin-Kurs versucht sich am Sprung über 38.000 Euro. 

Auf der anderen Seite ist bemerkenswert, wie groß die Abschläge bei Aktien sind, bei denen sich Probleme andeuten könnten. So ist Morphosys kräftig abverkauft worden, weil die lange erwartetet Medikamentenstudie nicht zufriedenstellend war. Für die deutschen Rüstungs-Titel ging es kräftig abwärts, weil nach dem Schulden-Urteil des Verfassungsgerichts auch das Sondervermögen für die Bundeswehr eingefroren wurde. Jetzt besteht Unsicherheit darüber, ob die Rüstungskonzerne auch im kommenden Jahr mit milliardenschweren Aufträgen überschüttet werden. Die Bayer-Aktie ist wegen eines Pharmaflops und eines Gerichtsurteils wieder unter die Räder gekommen.

Bemerkenswert ist, wie stark die Sicht der Profis und Privatanleger auseinanderfällt. Während der Anteil der Privatanleger, die weitere Kursgewinne erwarten, auf 62% gestiegen ist (+2 Punkte), hat sich die Zahl der Optimisten unter den Profis um 8 Punkte auf 48% reduziert. Die Börsenprofis sind gerade dabei, Kasse zu machen und Gewinne zu realisieren. Dieses Bild sehen wir im Trend auch in den USA.