Das erreichte Kursniveau gilt in vielen Unternehmen vorerst als "nahezu ausgereizt". Das interpretieren wir jedenfalls beim Lesen der gehäuften Meldungen zu Kapitalerhöhungen so. So hat in dieser Woche Nordex eine Kapitalerhöhung angekündigt. Auch der chinesische Handy-Produzent Xiaomi zapft den Markt an. Immerhin 4 Mrd. Dollar sollen eingesammelt werden.
Die geballten Kapitalerhöhungen sind schon erstaunlich. Denn im aktuellen Umfeld von Null- und Minuszinsen wäre es sinnvoller, Fremdkapital aufzunehmen. Eigenkapital ist dem gegenüber viel teurer. Offenbar sind aber die Unternehmen der Ansicht, zu den aktuellen Kursen vergleichsweise günstig Eigenkapital zu bekommen. Das bedeute für uns im Umkehrschluss: Die Finanzvorstände rechnen nicht damit, dass Eigenkapital über Aktienausgabe in näherer Zeit über weiter stark steigende Aktienkurse noch günstiger wird.
Euro bricht aus
Einen kräftigen Impuls gibt es beim Euro. Der ist gegenüber dem US-Dollar über die wichtige Marke von 1,20 EUR|USD gesprungen. Das ist etwas überraschend, denn die europäischen Geldhüter dürften im Dezember die Geldschleusen sogar noch einmal weiter öffnen. Das wird den Euro gegenüber dem Greenback eher etwas unattraktiver machen. Zugleich zeigen die jüngsten US-Konjunkturberichte (Beige Book), dass die Dynamik in der US-Wirtschaft etwas nachlässt. Darum steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das noch diskutierten US-Konjunkturpaket nach dem Amtsantritt des neuen Präsidenten Joe Biden verabschiedet wird. Die US-Notenbank Fed hat schon signalisiert, dass sie die Füße vorerst stillhalten wird. Das sollte den Dollar eigentlich eher stützen.
Momentan setzen die Märkte aber klar auf einen schwächeren Dollar. Das spiegelt sich auch im Gold- und Silberpreis. Die Notierungen der Edelmetalle ziehen wieder an. Auch der Bitcoin-Kurs steigt dynamisch und ist kurz davor, die Marke von 20.000 Euro je Bitcoin zu überwinden. Der Euro dürfte in diesem Umfeld in Richtung 1,25 EUR|USD steigen. Ein solcher Anstieg dürfte auch das Potenzial des Export lastigen DAX etwas begrenzen.
Neuer Börsentreiber wächst heran
Dem gegenüber entwickelt sich allmählich ein anderer Treiber für die Börsen. Denn die Deutschen gelten zwar weiter als "Aktienmuffel" und legen ihr Geld weiterhin am liebsten auf dem Sparbuch an. Aber gerade in der Generation der 18 - 24-jährigen werden Aktien als Baustein zum Vermögensaufbau wichtiger. Die Aktienquote in dieser Gruppe hat sich in diesem Jahr von 24% auf 39% gesteigert. Auch die Zahl der Aktionäre wächst. Sie stieg binnen drei Jahren von 24% auf 34% aller Bundesbürger. Angesichts dauerhafter Nullzinsen fokussieren offenbar immer mehr Deutsche auf die Chancen an den Aktienmärkten. Langfristig ist das ein gutes Zeichen für den Vermögensaufbau und -erhalt der jungen Generation.