Drin bleiben
Vermögensverwalter schmeißen Gold aus ihren Depots. Wir behalten es drin. Und glauben, die besseren Argumente zu haben.
Raus aus Gold – dazu raten derzeit immer mehr Vermögensverwalter. Großes Aufsehen erregte jüngst eine entsprechende Mitteilung von Sal. Oppenheim. Der Schweizer Vermögensverwalter Pictet sah zuvor auf sechs Monate schlechte Aussichten für den Goldpreis. Richtig ist: Gold befindet sich in einem anhaltenden Abwärtstrend. Darauf haben wir in diesen Briefen schon mehrfach deutlich hingewiesen. Richtig ist, dass Gold seit Jahren nicht mehr auf politische Krisen wie in der Ukraine reagiert. Richtig ist auch – wenn auch nicht neu – dass Gold keine Zinsen bringt. Doch ist es deshalb noch nicht richtig, Gold (vollumfänglich) zu verkaufen. Jedenfalls dann nicht, wenn es einen Versicherungsbeitrag im Depot leistet. In unserem Geldanlagebuch „Anlagechancen 2015“ vom Oktober 2014 haben wir 12% unseres Kapitals in Gold angelegt – und bleiben dabei. Denn dies ist unsere Rücklage für den schlimmsten Fall, etwa einen Zusammenbruch des Währungssystems. Das klingt dramatisch, ist aber keineswegs ausgeschlossen. Wir haben Gold jedenfalls nicht unter spekulativen Gesichtspunkten im Depot. Dann wäre der Verkauf ohnehin schon vor einiger Zeit sinnvoll gewesen. Doch wer sich mit Gold versichert, weiß, dass eine Versicherung Geld kostet. Die Banken (wie Oppenheim) argumentieren, dass die Notenbanken derzeit die Funktion dieser Versicherung übernommen haben. Das ist korrekt. Doch die Fed will möglicherweise noch in diesem Jahr den Ausnahmemodus beenden und mit einer Zinserhöhung wieder in den geldpolitischen Normalzustand eintreten. Das ist mit Risiken insbesondere auch für die Aktienmärkte verbunden. Der Rat zum Goldverkauf von Banken hat zudem immer ein Gschmäckle. Sie nehmen das Edelmetall ohnehin nur ungern in Depots auf. Denn dort liegt es meist nur, bringt keinerlei laufenden Erträge und wird auch nicht gehandelt. Kurz: Es ist daran nichts zu verdienen – außer vielleicht eine Schließfachgebühr.
Fazit: Wer Gold als Versicherung gekauft hat, bleibt investiert.