Hochprozentiger Cocktail
Die letzten Handelstage des Jahres haben es in sich, auch wenn die Aktienmärkte keine Jahresend-rally fahren. Es geht weiterhin innheralb der bekannten Bandbreiten (DAX 12.900 bis 13.300) auf und ab – das aber ziemlich hektisch.
Die Kursentwicklung passt sehr gut zum ambivalenten Bild in Wirtschaft und Politik. Gerade meldet Goldman Sachs, dass die Industrieproduktion in der Eurozone gegenüber dem Vormonat um 0,5% gefallen ist. Hauptauslöser ist die schwache Produktion in Deutschland. Konjunkturell ist der Blick also weiter höchstens seitwärts, aber eher nach unten gerichtet.
Kein Konjunkturoptimismus seitens der Fed
Die Notenbanken spiegeln das Bild. Die US-Fed hat am Mittwoch passend formuliert. Die Wirtschaft sei in einem guten Zustand. Daher werde sie die Leitzinsen nicht weiter senken. Allerdings – und das ist noch aussagekräftiger – will sie die Zinsen auch „lange Zeit" nicht weiter erhöhen. Konjunkturoptimismus klingt anders.
Der US-Geldmarkt macht ebenfalls weiter sichtbare Probleme. Seit September 2019 interveniert die Fed wieder massiv am Geldmarkt. Ihre Bilanzsumme ist seither schon wieder deutlich gestiegen. Täglich pumpen die US-Geldhüter rund 75 Mrd. Dollar mir Repo-Geschhäften ins System. Das Problem: Die US-Banken horten massiv Liqiudität und verleihen sie kaum noch untereinander. Das gleicht dem Verhalten der Geldhäuser zu Beginn der Lehman-Krise 2007.
Volumen ausstehender Verbriefungen steigt
Passend dazu meldet sich die Bank der Notenbanken zu Wort. Die BIZ hat eindringlich davor gewarnt, dass Verbriefungen wieder zu einem Systemrisiko geworden sind. Das Volumen der ausstehenden Verbriefungen ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Insgesamt liegt das Volumen der Verbriefungen von Unternehmenskrediten (collateralized loan obligations, kurz CLO) bei über 750 Mrd. Dollar. Das ist deutlich mehr als die 640 Mrd. Dollar der Hypothekenpapiere beim Ausbruch der Finanzkrise von 2007/08.
Das Risiko ist hoch! Denn viele Banken haben aufgrund der Niedrigzinsen in solche Papiere investiert. Darin sind aber auch schlechte Kredite verpackt. Ein direktes Anzeichen dafür ist der Verfall der Kreditstandards: Die Quote der Kredite ohne Konditionen zur Sicherung der Schuldnerqualität ist der BIZ zufolge von 20% im Jahr 2012 auf 80% im Jahr 2018 gestiegen. Bei anziehenden Insolvenzzahlen – wie bereits weltweit zu beobachten – kann das zu einem Problem werden.
Hohe Cashreserven zur Sicherheit
Diese Verbriefungen scheinen auch der Grund für das bestehende Geldmarktproblem in den USA zu sein – nicht von Steuerzahlungen wie behauptet wurde. Denn in den vergangenen Quartalen sind stets Mittel aus diesem Markt abgeflossen – und zwar netto. Die Geldhäuser haben also kurzfristigen Refinanzierungsbedarf und horten aus Sicherheitsgründen Cash.
Fazit: Es wird ziemlich heiß an der Börse. Die Märkte notieren nahe Rekordständen. Die Konjunktur bleibt zumindest angeschlagen. Im US-Geldmarkt grummelt es weiter und die Notenbanken müssen aushelfen. Das ist ein hochprozentiger Cocktail und wir bleiben vorsichtig. Absichern und Abwarten.