Mit Bedacht ins Risiko gehen
Die Anleihenmärkte bleiben am riskantesten und anfälligsten für Korrekturen. Sie werden auch im kommenden Jahr nicht attraktiver.
Die Anleihenmärkte bleiben im nächsten Jahr fundamental am riskantesten und anfälligsten für heftige Korrekturen. Rund um den Globus ist das Preisniveau durch die Zinspolitiken der Notenbanken verzerrt. Und rund um den Globus werden die Risiken in den meisten Fällen nicht angemessen bezahlt. In Europa bleibt das Zinsniveau gering. Die zeitlich ausgedehnten Anleihenkäufe und die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) deckeln das Aufwärtspotenzial der Renditen von Staatsanleihen. Sobald die Renditen klettern, kommt neue Nachfrage in den Markt, die Renditen fallen wieder. Dafür sorgt allein schon die hohe Nachfrage der EZB, die weiterhin jeden Monat für 60 Mrd. Euro kauft. Für den Markt wird diese Lage auch von der Liquidität her kritisch, wenn die EZB beginnt, ihren Ausstieg vorzubereiten. Das dürfte aber frühestens in einem Jahr ansatzweise diskutiert werden. Die Renditen in der Eurozone bleiben nahe Null. Bis in den Bereich der fünfjährigen Laufzeiten liegen sie in vielen Euroländern noch unter Null. 10-jährige deutsche Staatsanleihen bringen gerade 0,55%, französische und belgische 0,90% und italienische 1,60%, spanische 1,78% und portugiesische 2,50%. Diese Renditeabstände dürften sich im Jahresvergleich etwas annähern. Die deutsche Rendite wird etwas ansteigen, wenn sich die Konjunktur an Europas Rand weiter stabilisiert und die Lage dort weniger fragil wird. In den USA sehen wir für die Renditen ein enges Band. Weil der US-Aufschwung nicht wirklich dynamisch ist, haben die Renditen nur wenig Aufwärtspotenzial. Es könnte mit ihnen sogar abwärts gehen, wenn zur Konjunktur enttäuschende Meldungen eintreffen. Wir erwarten daher eine Pendelbewegung um das aktuelle Renditeniveau von 2,20% für 10-jährige in einer Range von 1,80% bis 2,50%. Heikel wird es bei Hochzinsanleihen insbesondere dann, wenn sie in US-Dollar begeben sind. Sie Papiere leiden am stärksten und schnellsten unter der bereits vollzogenen Dollaraufwertung und einem möglichen weiteren Zinsanstieg in den USA. Hier drohen bei Kurzläufern herbe Rückschläge. Chancen sehen wir in Papieren von Ländern, die im Jahr 2015 unter die Räder gekommen sind. Dazu zählt z. B. Russland. Es gibt Kupons von 7,5% für drei Jahre Restlaufzeit. Der schwache Rubel macht den Einstieg in solche Papiere attraktiv, weitere Rubelverluste erwarten wir nicht. Auch Brasilien halten wir für interessant. Dort gibt es für ein Jahr 15,5%. Zugegeben, das ist ein riskantes Investment. Aber glauben Sie, dass das Land am Zuckerhut im Jahr der Olympischen Spiele Pleite geht? Wir auch nicht. Auch ausgewählte Unternehmensanleihen können zur Ergänzung ins Depot gekauft werden.
Fazit: Anleihen sind auch 2016 eine wenig attraktive Anlageklasse. Wer Geld verdienen will, muss höhere Risiken eingehen.