Stahlindustrie setzt mit Wasserstoff aufs falsche Pferd
Die deutsche Stahlindustrie setzt bei der CO2-freien Stahlerzeugung mit Wasserstoff auf das falsche Pferd. Eine neue Technik ist wesentlich günstiger. Sie kommt ohne Wasserstoff aus, schafft es aber dennoch, die Emissionen fast komplett einzusparen.
Das US-Startup Boston Metal hat die Elektrostahlproduktion optimiert. Mit einer speziellen Elektrode kann dabei der Sauerstoff aus dem Eisenerz abgetrennt werden. So wird Stahl ohne CO2-Emissionen und ohne Wasserstoff oder Kohle produziert. Das Startup konnte in kleinerem Maßstab schon nachweisen, dass es funktioniert. Bis 2024 soll die erste große Anlage errichtet werden. Bosten Metal will die Anlagentechnik für Stahlhersteller weltweit anbieten. Der damit in Deutschland erzeugte Stahl wird etwa 5% teurer als aktuell.
Neue Technik ist wesentlich günstiger
Stahl, der mit Wasserstoff hergestellt wird, ist dagegen um mindestens 30% teurer als bisher. Die großen deutschen Stahlhersteller arbeiten an Projekten, bei denen viel Wasserstoff benötigt wird. Salzgitter arbeitet im Projekt Salcos daran, Stahl mit Wasserstoff statt Kohle zu erzeugen, ThyssenKrupp mit Crabon2Chem an einer Weiternutzung des CO2 aus herkömmlicher Stahlproduktion, wofür aber auch viel Wasserstoff nötig ist. Weil Wasserstoff im Transportsektor gut genutzt werden kann (besonders Schiffe und Flugzeuge, evtl auch Lkw und Züge), wird eine starke Nachfrage mit entsprechend hohen Preisen herrschen.
Schon knapp 100 Mio. Euro investiert
Derzeit haben die deutschen Stahlriesen je etwas unter 100 Mio. Euro in ihre Projekte investiert. Die großen Investitionen kommen in den nächsten Jahren. Salzgitter rechnet mit drei Milliarden Euro, um die CO2-Emissionen seiner Stahlproduktion bis 2050 nahe null zu bringen, ThyssenKrupp sogar mit zehn Milliarden Euro.
Fazit: Die neue Verfahrenstechnik ist wesentlich günstiger als die Stahlerzeugung mit Wasserstoff. Die deutschen Stahlhersteller sollten schnell umsatteln, um den Anschluss an den Markt nicht zu verpassen.