Briten liefern Langstrecken-Raketen
Im Ukraine-Krieg wählen die Briten eine immer schärfere Gangart. Im Gegensatz zu den USA soll das britische Militär der Ukraine jetzt Langstrecken-Raketen übergeben haben, so CNN. Die Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow haben eine Reichweite von etwa 560 km. Damit können die Raketen problemlos die Krim (z.B. die Krim-Brücke) oder auch andere Ziele tief in russischem Gebiet erreichen (z. B. Kursk, Woronesch, Krasnodar, Rostow am Don, Wolgograd).
Der Schritt der Briten ist gefährlich. Zwar betont das britische Militär, es habe von der Ukraine die Zusicherung erhalten, dass die Raketen nicht auf Ziele in Russland abgeschossen werden. Dieser Zusicherung aus Kiew wollen die Briten glauben. Ob sich Kiew dauerhaft an die Zusage gebunden fühlt und den Einsatz der Marschflugkörper kontrollieren kann, ist die eine Frage. Offensichtlich unklar ist auch, was beide Seite als "russisches Gebiet" betrachten. Würde eine solche Rakete auf der Krim einschlagen, wird Kiew das als „nicht-russisches Gebiet“ bezeichnen. In Moskaus Lesart ist das ganz anders. In dieser unterschiedlichen Betrachtungsweise liegt ein erhebliches Eskalations-Potenzial.
Briten liefern Langstrecken-Raketen
Die Zusage der Briten zur Lieferung solcher Langstreckenwaffen kommt auch zu einem taktisch relevanten Zeitpunkt. Erstens hat die Ukraine ihre Strategie geändert und setzt inzwischen aktiv auf eine Kriegsführung der Nadelstiche. Diese werden bewusst auch tief im Hinterland Russlands gesetzt (FB vom 04.05.). Die Botschaft: Niemand in Russland ist mehr sicher, der Krieg kann jederzeit und überall präsent sein. Langstreckenraketen wären ein Werkzeug für eine solche Kriegsführung.
Auch vor dem Hintergrund des nach wie vor ungeklärten Drohnenangriffs auf den Kreml hat die Entscheidung aus London eine besondere Bedeutung. Denn nach offiziellen Statements hält die britische Regierung Angriffe auf Russlands Territorium für akzeptabel (im Gegensatz zur offiziellen US-Position). Inwiefern die USA von dem Raketen-Deal weiß, ist unbekannt. Bis zum Redaktionsschluss gab es aus Washington dazu kein Statement.