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Die Risiko-Weltkarte 2023

Cyber, Taiwan, Paralyse der USA und EU

© piskunov / Getty Images / iStock
Ein Cyber-Angriff und ein Angriff Chinas auf Taiwan sind die größten möglichen erkennbaren, aber nicht eindeutig vorhersagbaren Risiken 2023. Weitere „graue Schwäne“ sind politische „Systemstörungen“ in den USA und Europa.

Risiko 1: Taiwan-Annexion durch China

China ist militärisch bereits vollständig auf eine Annexion der Republik Taiwan vorbereitet. „Taiwan ist mehr als gefährdet“, sagte jüngst der Kommandeur des 1. Uboot-Geschwaders, Fregattenkapitän Timo Cordes, auf einem sicherungspolitischen Symposium der Friedrich-August-von Hayek-Stiftung zu China. China könnte jederzeit vier bis fünf Landungsboote einsetzen, um zehntausende Soldaten an verschiedenen Punkten der taiwanesischen Küste an Land zu bringen. Zugleich könnte chinesisches Militär die Insel von Festland-China aus unter Feuer nehmen. Die Entfernung beträgt an der engsten Stelle lediglich 180 km. Das lässt sich mit modernen Mittelstreckenraketen leicht überwinden.

Der Westen könnte Taiwan kaum effektiv zur Seite stehen

Der Westen könnte Taiwan nur schwer helfen. China kontrolliert als Seemacht das Südchinesische Meer. Die USA müssten auch militärisch enorm viel riskieren, wollten sie hier in einen heißen krieg eingreifen. „Cordes: „Man müsste sich von Westen her den Weg frei kämpfen. Ab Malaysia wissen die Chinesen fast alles, was im Pazifik vor sich geht.“

Was die Chinesen bisher vom Einsatz von Gewalt abhält ist auch die Beobachtung des Kriegsverlaufs in der Ukraine. Ein Land lässt sich kurzfristig besetzen, aber nur schwer dauerhaft halten, wenn die Bevölkerung größtenteils feindlich gesinnt ist. Zudem will China Taiwan nicht zerstören. Festland-China profitiert selbst vom technologischen Austausch mit den „Brüdern und Schwestern“ auf der Insel Formosa. Die Unternehmen sind eng vernetzt.

Risiko 2: Cyber-Krieg

Sollte es zu einer politisch-militärischen Eskalation, etwa wegen des Krieges von Russland gegen die Ukraine oder der Annexion Taiwans durch China kommen, wäre das der mögliche Angriff in der modernen Welt, der viel näher liegt als der Abwurf einer Atombombe. Mit einigen koordinierten Schlägen ließen sich der weltweite Geschäftsverkehr weitgehend lahm legen. Unternehmen (Börsen) könnten von einer Sekunde zur nächsten nicht mehr kommunizieren. Eine Reparatur würde Tage, wenn nicht Wochen dauern. Schutz gibt es keinen. Alternativen auch nicht. Eine Ersatz-Kommunikation über Satelliten wäre nicht möglich. 95% (manche sagen 99%) des Internetverkehrs laufen über nicht geschützte Unterseekabel. Die jüngste Ausgabe der Submarine-Cable-Map von 2021 zeigt 464 Kabelsysteme und 1.245 Landestationen, die derzeit aktiv oder im Bau sind. Mittlerweile dürften es über 470 sein.

Die Kabel lassen sich mit U-Booten leicht beschädigen oder gar kappen. Zwar gibt es zumindest in den entwickelten Ländern Spezialisten, die eigens für Lokalisierung und Reparatur zuständig sind. So gibt es das Competence Center Submarine Cables (CCSC) der Deutsche Telekom. Eine Störung wird mithilfe von Messungen lokalisiert, dann ein Reparaturschiff auf die Reise geschickt. Innerhalb von 24 Stunden nach der Entdeckung des Kabelfehlers muss die Reparatur erfolgen. So sehen es internationale Verträge vor. Ein solcher Einsatz kann aber mehrere Wochen dauern – und so lange bleibt auch der Datenverkehr gestört.

Risiko wächst mit der Konfrontation der Großmächte

Unfälle mit Seekabeln, die anschließend Ausfälle des Internets in großen Regionen zufolge hatten, gibt es regelmäßig. Da sie vorwiegend in Afrika und Asien stattfanden, haben sie hier nicht so viel Aufmerksamkeit erregt.

Das Risiko wächst, je mehr die Großmächte aneinander geraten und je mehr Russland und China im Netz eine gewisse Autarkie erreichen. Burma, China, Kuba, Ägypten, Iran, Nordkorea, Saudi-Arabien, Syrien, Tunesien, Turkmenistan, Usbekistan und Vietnam haben bereits ihr Internet in ein Intranet verwandelt, um ihre Bevölkerung vor dem Zugriff auf „unerwünschte“ Online-Informationen abzuhalten. Selbst Australien und Südkorea sind von Reporter ohne Grenzen diesbezüglich unter Beobachtung gestellt worden. Die Digitale Infrastruktur der NATO gilt ebenfalls als sicherheitsgefährdet. Cyber-Sicherheitsexperten behaupten, die NATO könne man mit ein paar Hackern wohl schnell ausschalten. Verifizieren lässt sich das nicht, aber die Risiken sind offensichtlich.

SAP-Software als denkbares Angriffsziel

Selten diskutiert wird zudem ein Hacker-Angriff auf SAP. Die Software wird von 404.000 Unternehmen in 180 Ländern genutzt. In 99% der Top100 Dax-Unternehmen kommen Lösungen von SAP zum Einsatz. Rund 77% der weltweiten Transaktionen werden mit SAP-Software getätigt. An den Programmen haben Zigtausende Entwickler mitgearbeitet und Hunderte Millionen Zeilen Programmiercodes geschrieben.

Diese Systeme könnten also in einem Konflikt zur Achillesferse der westlichen Welt werde, heißt es in Hacker-Kreisen. Allerdings müssten hier schon sog. "Wizards" (Super-Hacker) tätig werden. Denn SAP schützt die eigene Software auf allen erdenklichen Wegen vor genau solchen Unfällen, die auch für das wichtigste deutsche IT-Unternehmen zu einem Super-GAU werden würden.

Risiko 3: Politische Paralyse der USA mit geopolitischen Folgeschäden

Die innere Zerrissenheit der USA, die machtpolitische Lähmung nach den Zwischenwahlen (Midterms) und der bereits beginnende Präsidentschaftswahlkampf ermuntern regional Mächte wie den Iran, Nordkorea oder Pakistan, größere außenpolitische Risiken einzugehen. „Die Wahrscheinlichkeit geopolitisch brisanter Krisen und Konflikte 2023/24 nimmt zu“, analysiert u.a. Feri Research in seinem Jahresausblick 2023.

Risiko 4: Politische Krise der EU oder des Euroraums

Die Meinungsunterschiede und Verwerfungen innerhalb der EU nehmen zu. Deutschlands finanzielle Solidität schwindet und damit die Möglichkeit, Krisen abzufedern. Die Fiskalpolitik hat den Halt verloren. Deutschland als Zuchtmeister gibt es nicht mehr. Brüssel schielt immer deutlicher nach der Möglichkeit, eigenständig – auf Basis der Bonität der Mitgliedsstaaten – eigene Schulden machen zu können. Diese werden bisher NICHT in den nationalen Haushalten ausgewiesen.

Das ist eine große Verlockung für alle Finanzminister. Die Energiekrise wird zudem denkbar ungeschickt gemanagt. Ein Preisdeckel für russisches Öl mag moralisch gut klingen, grenzt ökonomisch aber an Idiotie und wird die hiesige Energiekrise weiter verschärfen. Die EZB ist aufgrund ihres zögerlichen Zins-Kurses in einer Wirtschafts- und Schuldenkrise kaum handlungsfähig.

Fazit: Die Folgen einer akuten Krise wären Börsenstürze, Liquiditätsverknappung, neue Preisschübe bei vielen Gütern und eine weitere Schwächung des Euros sowie eine Reihe von Unternehmenspleiten.
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