Deutschland auf dem Weg zum Nullwachstum
Deutschland muss in den nächsten 15 Jahren mit stetig sinkenden Wachstumsraten rechnen. Das Potenzialwachstum sinkt enorm schnell. Das Potenzialwachstum ist das Wirtschaftswachstum, das durch die zur Verfügung stehenden Faktoren (Arbeitskräfte, Produktivität, Kapital) überhaupt möglich ist. Zwar kann das Wachstum für kurze Zeit höher als das Potenzialwachstum sein (Überauslastung), aber dauerhaft ist das unmöglich.
Schon bis 2026 senkt eine Verrentungswelle das Potenzialwachstum von derzeit 1,4% auf nur noch 0,9% heftig ab. In den zwanziger Jahren geht die starke Generation der Babyboomer in Rente. Das sind jene Menschen, die 1955 bis 1969 geboren wurden. Ab 2024 werden deshalb etwa 130.000 Personen mehr im Jahr aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden als neu in ihn hinzu kommen.
Verrentungswelle bremst Wachstumsmöglichkeiten scharf aus
Daneben geht die Einwanderung zurück. Denn auch in den bisherigen Hauptherkunftsländern in Ost- und Südeuropa altert die Bevölkerung. Parallel dazu steigen dort die Verdienstmöglichkeiten sukzessive an. Im Trend wird eine Einwanderung nach Deutschland damit immer weniger attraktiv. Das begrenzt die Wachstumsmöglichkeiten Deutschlands auf Jahre hinaus.
Das Potenzialwachstum wird aber auch danach weiter sinken. Nach den Berechnungen geht es auf 0,5% Ende des Jahrzehnts zurück. Im Jahr 2035 wird dann bei etwa 0,3% der Tiefpunkt erreicht - das sind japanische Verhältnisse. Erst danach wird die deutsche Bevölkerung die große Alterungswelle hinter sich haben. Dann dürfte auch das Potenzialwachstum wieder langsam steigen.
Fazit: Deutschlands Wachstumspotenzial schwindet in den nächsten Jahre rapide. Selbst viel billiges Geld, Infrastrukturprogramme und staatliche Ausgaben für Energiewende und Digitalisierung werden diesen Trend nicht drehen. Sie sorgen nur für Sonderkonjunkturen in bestimmten Sektoren.