Schulden vielfach geringer als vor zehn Jahren, aber …
Die USA und Großbritannien sind Weltmeister beim Schuldenzuwachs. Mindestens gebührt ihnen die zweifelhafte Schuldenkrone unter den G-7-Staaten. Japan hat zwar im Verhältnis zum BIP noch immer die weitaus meisten Schulden angehäuft: Das Land hat zweieinhalb Mal so viele Schulden, wie es in einem Jahr an Waren und Dienstleistungen produziert. Aber zumindest verlangsamt sich dort der Trend.
Eurozone: Erneute Schuldenbeschleunigung nach 2019
Für die Eurozone sieht zumindest bei den Staatsschulden die Lage weniger dramatisch aus als vor zehn Jahren, als noch die Schuldenkrise der Jahre 2008 folgende „in den Büchern“ stand. Das könnte auf Dauer eine Stärkung auch des Euro nach sich ziehen, wären da nicht diverse Umkehrtendenzen seit der Corona-Zeit zu beobachten. So erleben als größere Staaten der Eurozone Österreich, Frankreich, Deutschland, Italien, Niederlande, Portugal und Spanien eine Umkehr hin zu einem wieder beschleunigten Schuldentrend.
Das gilt jedoch grundsätzlich auch für Schweden, Polen, die Schweiz, das Vereinigte Königreich, die Vereinigten Staaten sowie Japan, Neuseeland, Indonesien, Südafrika oder Israel und als Regionen oder Ländergruppen für die Europäische Union insgesamt, die Eurozone speziell sowie die G7-Länder. Allerdings ist das Ausmaß sehr unterschiedlich ausgeprägt. Eine Verlangsamung zeigt sich nur im Falle Australiens, Brasiliens, Griechenlands, Indiens und der Türkei, also von ihrer Wirtschaftskraft her weniger bedeutende Staaten.
Hohe Schulden, erhöhte Inflationsneigung
Grundsätzlich neigen Staaten mit hohen Schulden dazu, die Inflation wenn nicht anzuheizen, so zumindest laufen zu lassen. Das treibt die Steuereinnahmen nach oben und reduziert die Schuldenlast. Und da sich die Notenbanken verstärkt in den Dienst des Fiskus gestellt haben, ist auch von dieser Seite nur begrenzte Gegenwehr zu erwarten. So wird in den USA und der Eurozone bereits über Zinssenkungen gesprochen, bevor überhaupt wieder die Inflationsziele von um die 2% erreicht sind.
Bei einem erhöhten Inflationstrend wird das Zinsniveau nicht deutlich absinken. Für Anleihen und Festgeld-Käufer ist das so lange gut, wie die Inflationsrate unter den Zinssätzen liegt. In einem solchen Umfeld können auch Aktien gut bestehen. Aber es besteht die wachsende Gefahr von „Ausrutschern“ im politischen wie im Raum der Wirtschaft.
Schlüsselelement Schuldenbremse
Ein Schlüsselelement wird der Umgang Deutschlands mit der selbst auferlegten Schuldenbremse sein. Wird sie politisch weiter gelockert oder gar abgeschafft, ist mit einem beschleunigten Aufbau der Schuldenlast in der Eurozone zu rechnen. Da das Gros dieser Schulden konsumtiv statt investiv verwendet werden dürfte, würde das den Euro schwächen.