Und sie wissen nicht, was sie tun
Die stärksten Veränderungen im Zahlenkranz für das 2. Quartal und darüber hinaus im Vergleich zum Jahresbeginn finden sich im Zinsbereich. Die Zeit der Negativzinsen bei länger laufenden Staatsanleihen scheint (zunächst) vorbei. Heraus stechen die Korrekturen insbesondere bei den langfristigen (US-)Zinsen. Vor allem die möglichen Reaktionen der Notenbanken halten viel Überraschungspotenzial bereit. Überraschungen werden aber nicht eingepreist. Man folgt dem Pfad, den die Zentralbanken bisher vorgegeben haben.
Bemerkenswert mit Blick auf ein Rezessionsszenario: Tatsächlich erwarten die Volkswirte auf 12 Monate in den USA den Zins für 3-Monatsgeld und 10-jährige Staatsanleihen beinahe „auf Augenhöhe“. Die US-Treasuries rücken in die Spitze (Berenberg) nahe an die Marke von 3,0%. Berenberg begründet das so: „Angesichts der höheren Inflation und der strafferen Geldpolitik werden auch die Marktzinsen etwas stärker anziehen.“ Eine inverse Zinsstruktur, bei der die Kurzfrist- über den Langfristzinsen liegen, sieht allerdings keine Bank voraus. Die geringsten Rezessionsängste plagen die kanadische CIBC. Sie sieht 3-Monatsgeld in einem Jahr bei 1,85% und die Treasuries dann bei 2,65%. Mit Blick auf 3 Monate liegen die US-Zinsen im Median der Prognosen jetzt bei 1,13%. Das ist ein Plus von 0,53 Basispunkten im Vergleich zum Start des ersten Quartals.
Höhere Langfrist-Zinsen auch im Euroraum
Ein deutliches Mehr bei den Zinsen für die 10-jährigen Staatsanleihen ergibt sich auch im Euroraum. Sie sollen in 3 Monaten bei bis zu 0,50% liegen (Berenberg). Zurückhaltender ist die LBBW, die nur auf 0,10% geht. In einem Jahr sollen Bundesanleihen dann bis 1,0% bringen. Nur auf 3 Monate wird die Anlage von Geld in Europa weiterhin (Negativ-)Zinsen kosten. Richtung Sommer 2022 sehen die Banken gleichförmig etwa -0,5% voraus.
EUR|USD wird im Median jetzt bei 1,10 in 3 Monaten eingeschätzt. Die Bandbreite liegt zwischen 1,07 (Citi) und 1,14 (Berenberg). „Beim Euro-Wechselkurs bleiben wir optimistisch, dass sich mittel- und längerfristig der höhere Inflationsdruck in den USA zugunsten des Eurokurses auswirken wird“, heißt es bei Berenberg. Citi sieht dagegen 3 Gründe für fehlende Aufwärtsdynamik beim Euro: das Wiederaufleben der Ölpreise und ein damit verbundener Handelsschock; der Russland-Ukraine-Konflikt, den der Euroraum erst noch vollständiger absorbieren muss; die EZB, die in ihrem Straffungskurs deutlich hinter der Fed zurückbleibt; der Status des USD als sicherer Hafen, während die geopolitischen Spannungen erhöht bleiben. Pictet argumentieren durchaus ähnlich: „Die Fed verstärkt ihre restriktive Haltung angesichts des hohen Inflationsdrucks in den USA weiter und stützt den US-Dollar“. Die Genfer Bank stuft den Euro aber nicht so weit herunter (1,10) wie Citi.
Euro soll längerfristig wieder anziehen
Auf 12 Monate soll der EUR zum USD dann deutlich anziehen. Im Median bis auf 1,14, im Maximum bis auf 1,19 (Berenberg). Die Hamburger bleiben somit optimistisch für die Konjunktur im Euroraum. Mittel- und längerfristig werde sich auch der höhere Inflationsdruck in den USA zugunsten des Eurokurses auswirken. Auf ein Jahr markiert die LBBW das andere Ende der Erwartungen. Sie sieht EUR|USD dann bei 1,08, bleibt also skeptisch für die hiesige Wirtschaft und geht von einem anhaltend lockeren Kurs der EZB aus.
Der Yen soll auf 3, wie auf 12 Monate um die 130 liegen. Pictet führt die schwache Position des Yen auf die sehr entspannte Haltung der BoJ zurück. Zwar sei die japanische Währung „extrem unterbewertet“. dennoch könnte der Yen weiterhin unterdurchschnittlich abschneiden, solange sich die Zinsdifferenz weiter verschlechtert. Die Bank kann sich auf 3 Monate daher einen Kurs von 141 EUR|JPY vorstellen.