Bereitmachen für neue Käufe
Während die Neuauflage der Griechenland-Krise auf Zinsmarkt und Euro drückt, entwickeln sich andere Märkte und Indizes nach oben.
Vornehme Zurückhaltung prägt das Marktgeschehen an der deutschen Börse. Vor dem Treffen der G7-Finanzminister und Notenbankgouverneure in Dresden warten viele Marktteilnehmer ab. Einer der Gründe dafür: Wieder einmal will sich niemand vor einer möglichen Richtungsentscheidung hinsichtlich Griechenlands positionieren. Zu indifferent sind die aktuellen Signale. Athen beteuert, eine Einigung sei fast geschafft. G7-Gastgeber Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sieht diese aber noch weit entfernt. Und Olivier Blanchard, Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF), fabuliert offen darüber, dass der Euro „einen Grexit überleben“ würde. Die neue Griechen-Unsicherheit zeigt sich auch deutlich am Zinsmarkt. Wie von uns erwartet hat sich die Lage dort wieder sichtbar entspannt. Die Renditen für 10-jährige deutsche Staatsanleihen ticken wieder langsam, aber kontinuierlich nach unten. Inzwischen liegen sie wieder bei 0,53%. Die Renditen anderer Euro-Länder folgen. Die Renditen der griechischen Papiere laufen ebenfalls wieder nach unten, allerdings deutlich langsamer als in anderen Ländern (aktuell 11% für 10-Jährige). In diesem Umfeld ist auch der Euro gegenüber dem Greenback wieder gefallen (aktuell 1,09 EUR/USD). Aber auch das hat nicht gereicht, den Deutschen Aktienindex wieder über 12.000 Zähler zu treiben. Die Handelsspanne zwischen 11.300 und 12.000 Zählern bleibt damit vorerst intakt. Am unteren Ende können mittelfristig orientierte Anleger durchaus neu einsteigen. Dafür spricht auch, dass die Erwartungen der Anleger an den Gewinnanstieg bei europäischen Unternehmen zurückgegangen sind, so die Fondsgesellschaft Fidelity. Sie sind mit einem Plus von 6 bis 8% niedriger als der globale Durchschnitt. Das birgt positives Überraschungspotenzial. Dow Jones und Nikkei laufen dagegen deutlicher ins Plus. In den USA stützen relativ gute Konjunkturzahlen die Börse. Die Neubauverkäufe bei Häusern und das Verbrauchervertrauen waren besser als von den meisten Analysten erwartet. Prompt sprangen die Spekulationen wieder an, ob die US-Notenbank Fed ihren ersten Zinsschritt nun doch eher gehen wird. Unsere Meinung dazu ist unverändert. In Japan klettert die Börse munter weiter. Dort zieht vor allem die chinesische Börse den Nikkei hoch. Immerhin sind die Aktien in China in einem recht aggressiven Hausse-Modus. Der Shanghai A Shares Index ist seit Jahresbeginn um unglaubliche 50% geklettert. In den letzten drei Wochen waren es 12%. Das ist schon eine Übertreibung – auch wenn die Sorge vor einer harten Landung der chinesischen Wirtschaft abnimmt. Letztlich, so hören wir, wird die chinesische Börse durch eine zunehmende Zahl privater Zocker getrieben. Im Reich der Mitte sollen inzwischen ähnliche Zustände wie bei uns in der Endphase des Neuen Marktes herrschen.
Fazit: Der DAX läuft in der Dividendensaison weiter seitwärts zwischen 11.300 und 12.000 Punkten. Wir bereiten uns allmählich auf Neueinstiege bei ausgewählten Aktien vor. Auch der Kauf eines DAX-ETF ist am unteren Ende der DAX-Range bedenkenswert.