Globale Schuldenexplosion
Trotz seit geraumer Zeit und steil steigender Zinsen wachsen die globalen Schulden weiter kräftig. Das wird - so fürchtet es auch Ex-Bundesbankpräsident Axel Weber - zu einer neuen Finanzkrise führen. Angesichts der global überbordenden Schulden stellt sich immer drängender die Frage: Kann es einen Ausweg aus dem Verschuldungskreislauf geben?
Der Zwist und das Gezerre um die Anhebung der US-Schuldenobergrenze (bei dem sich offenbar ein Kompromiss abzeichnet) ist nur die Spitze des Eisbergs eines globalen Problems. Denn in den vergangenen Jahren seit der Lehman-Krise, den folgenden Rettungsaktionen der Notenbanken und der langen Phase der Null-Zinsen ist die Verschuldung auf der gesamten Welt enorm angestiegen. Die Geschwindigkeit des Schuldenzuwachses hat sich dabei in den jüngsten Jahren (z.B. Corona-Politik) noch erheblich erhöht.
Allein im ersten Quartal 2023 wuchs der weltweite Schuldenberg um 8,3 Bio. US-Dollar. Weltweit hat der Schuldenberg damit eine Höhe von 305 Bio. US-Dollar erreicht. Die globale Verschuldung liegt damit gut 45 Bio. USD über dem Niveau vor der Pandemie. Das hat das Institut of International Finance (IIF), eine globale Vereinigung der Finanzinstitute, ermittelt und im Global Debt Monitor publiziert.
Schulden steigen trotz Zinsanstieg
Überraschend ist dabei, dass sich der Schuldenanstieg trotz der in vielen Ländern kräftig steigenden Zinsen ungebremst fortsetzt. Erstaunlich ist die Erwartung des IIF, dass die Schulden weltweit auch weiter zügig ansteigen werden. Das wird über kurz oder lang zu einer weltweit problematischen Lage führen. Denn die Kombination aus hohen und zügig wachsenden Schulden bei zugleich steigenden Zinsen untergräbt dauerhaft die Schuldentragfähigkeit der Kreditnehmer.
Diese Analyse und Prognose passt auffallend gut zu den Einlassungen von Axel Weber. Der EX-Bundesbankchef hatte auf dem Wirtschaftstag der CDU heftig über die Mitschuld der Notenbanken an der überbordenden Inflationsentwicklung gewettert. Weber hatte den Notenbanken im Kern Analyse- und folglich geldpolitisches Versagen attestiert (FB vom 25.05.).
Internationaler Währungsfonds warnt
Problematisch ist dabei auch, dass der Schulden- und Zinsanstieg nun auf eine sich deutlich verlangsamende Konjunktur trifft. In einem solchen Umfeld steigt bei Staaten und Unternehmen oft die Kreditnachfrage. Darum warnt der Internationale Währungsfonds (IWF), dass der konstant hohe und wachsende Schuldenstand ein erhebliches Risiko ist.
Fazit: Trotz des starken Zinsanstiegs hat sich das Verschuldungstempo nicht verlangsamt. Das wird auf eine Anpassungskrise im Finanzsystem hinauslaufen, die auch Weber erwartet. Das dürfte dazu führen, dass die Notenbanken wieder unter massiven Zinssenkungs- und Rettungsdruck (US-Bankensenktor) geraten. Ein signifikanter Abbau der Schulden scheint unmöglich geworden. Devisen-Diversifikation wird wichtiger.