Selbstvergewisserung der Notenbanken
Für die Leitzinsen zeichnen sich immer deutlicher die vorläufigen Endstände ab: 5,75% in den USA und für den US-Dollar; mindestens 5,50% im Vereinigten Königreich und fürs Pfund und mindestens 4,00% in Euroland.
Die aktuelle Zinspause der Fed wird nicht von langer Dauer sein. Im Juli und September kommen zwei weitere Schritte um je 25 Basispunkte hinzu. Die Bank von England wird im August und September ebenfalls noch mal nachlegen. Und die EZB wird im Juli und September handeln, um den verlangsamten, aber nicht „besiegten“ Preisauftrieb unter Kontrolle zu bringen.
Labile Situation an der Preisfront
Die jüngsten Daten aus England zeigen, wie labil die Situation ist. Statt der erwarteten 8,3% betrug der Preisauftrieb im Mai 8,7%. Grund: die (arbeitsintensiven) Dienstleistungen, die besonders stark von den jüngeren Lohnerhöhungen betroffen sind.
Auch wenn rezessive Tendenzen in der Wirtschaft für Zurückhaltung der Notenbanken sprechen; sie werden die Zinsen jetzt so lange oben halten, bis die Gefahr eines neuerlichen deutlichen Preisanstiegs wirklich gebannt ist. Denn der Lohndruck im Verhältnis zur Bruttowertschöpfung bleibt in der Eurozone überdurchschnittlich hoch, insbesondere in Frankreich, Deutschland und Italien. Und eine weitere Fehleinschätzung der Inflationslage können sich die Notenbanker nicht erlauben; ihre Glaubwürdigkeit und somit ihr wichtigstes „Asset“ ist ohnehin schon (stark) angekratzt.