Zinsgipfel in der Eurozone wird höher liegen
Am Donnerstag wird die Europäische Zentralbank (EZB) ihre neuen Projektionen für die Euro-Wirtschaft vorstellen. Dabei wird sie ihre Salami-Taktik fortsetzen. Die "Geldhüter" werden wie die Fed einen höheren Zinsgipfel in Aussicht stellen - und an ihren Erwartungen für eine sinkende Inflation festhalten. Das wird den Euro und die Zinsen bewegen - und lässt noch weiterführende Schlussfolgerungen zu.
Erst die Fed, am Donnerstag dann die EZB: Die Notenbanken schneiden die nächste Salami-Scheibe ab. Für FUCHS-Devisen erwartungsgemäß hat der Chef der US-Notenbank angekündigt, dass der "Zinsgipfel höher liegen wird." Das hat viele Marktteilnehmer überrascht, den US-Dollar und die kurzfristigen Zinsen angeschoben und die Aktienmärkte unter Druck gesetzt. Die US-Leitzinsen werden jetzt den Weg in Richtung 6% einschlagen.
Am Donnerstag wird auch die Europäische Zentralbank (EZB) den Märkten wieder ein Glas reinen Wein einschenken. Auch die EZB wird neue Projektionen vorstellen. Wir erwarten, dass die "Geldhüter" aus dem Eurotower ebenfalls weitere Zinsanhebungen und einen späteren und höheren Zinsgipfel ankündigen werden.
EZB mit neuen Projektionen und Inflationshoffnungen
Ein Blick auf die Zahlen in der Eurozone zeigt, dass das zwingend ist, wenn es die Notenbanker mit der Inflationsbekämpfung ernst meinen. Denn der Leitzins von 3% in der Eurozone richtet angesichts der Inflationsrate von 8,6% nichts aus. An ihrem Narrativ der sinkenden Inflation wird die EZB festhalten - trotz zuletzt steigender Kerninflationsraten. Denn allein der Basiseffekt sorgt dafür, dass die Inflationsraten optisch zurückgehen, wenn die EZB ihr "wording" lange genug durchhält. Etwa ab dem Jahreswechsel wird sich der Basiseffekt signifikant bemerkbar machen.
Ob die Rechnung der EZB und ihr Spiel auf Zeit aufgeht, bleibt noch abzuwarten. Denn der unterliegende Preisdruck, der nicht von den Energiemärkten herrührt, verstetigt sich und nimmt sogar zu. Die Zweitrundeneffekte dringen in die breite und Tiefe der Wirtschaft vor. Und sollten im Herbst auch wieder die Energiepreise anziehen, schlicht weil die Brennstoffnachfrage wieder stark steigt, wird die EZB auch diesen zweiten Hebel wieder festhalten müssen.
Höherer Zinsgipfel in der Eurozone
Die EZB wird die Zinsen bis Mitte des Jahres weiter anheben (je 50 BP), läuft der Inflation aber dennoch hinterher. Im Laufe des Jahres wird die Notenbank ohnehin vom Sprint in den Marathon übergehen müssen, schon um die Südländer von der Zinsseite her nicht zu überfordern. Der Gipfel der Euro-Leitzinsen dürfte dennoch in Richtung 4% ansteigen.
Fazit: Die Fed bekämpft die Inflation entschlossen, die EZB nur halbherzig. Das in Europa zu geringe Zinsniveau in Relation zur Inflation wird länger anhalten, die Kerninflation wird langwierig sein. EUR|USD hat aufgrund des Gleichlaufs kurzfristig nur wenig Bewegungsspielraum (1,06 - 1,09). Das ändert sich erst, wenn sich die Wege von EZB und Fed wieder trennen. Rückenwind bekommt der Euro gegenüber Drittwährungen mit kleineren Zinssteigerungen. Bei Euro-Anleihen werden die Spreads zunehmen.