Insolvenzen steigen auf Normalmaß an
Die Unternehmensinsolvenzen steigen, nähern sich damit aber nur wieder Ihrem Normalniveau an. Ein Anstieg der Insolvenzen um z.B. 25% ist daher kein Grund, in Panik zu geraten. Ein Blick auf die langfristigen Entwicklungen rückt die Perspektive gerade.
Im Durchschnitt der Jahre 2009 bis 2019 lag die Zahl der jährlichen Insolvenzen bei 27.600. Schon das relativiert den Blick auf das Jahr 2022, in dem knapp 15.000 Insolvenzen angemeldet wurden. Das sind zwar mehr als 2021 (13.993). Im wirtschaftlich guten Jahr 2019 gingen allerdings 18.749 Unternehmen insolvent.
Staat hat Markt in der Krise ausgeschaltet
Die Insolvenzzahlen sind gegenwärtig nach unten verzerrt. Denn der Staat hat in den Corona-Krisenjahren den Markt mit seinen Stützungsmaßnahmen ausgeschaltet. Seit 2020 gab es Corona-Hilfen (130 Mrd. Euro Konjunkturpaket), deren Löwenanteil 2021 gezahlt wurde. Weitere Hilfen wurden bis in den Sommer 2022 gezahlt. Allein durch die Überbrückungshilfe IV und die Neustarthilfen überwies der Fiskus 4,2 Mrd. Euro an Unternehmen. An die Corona-Hilfen schließen sich nun die Energiehilfen an. Diese Hilfsgelder haben auch Unternehmen am Leben erhalten, die bei einem normalen Wirtschaftsverlauf aus dem Markt ausgeschieden wären.
Diese staatlichen Eingriffe sind so groß, dass sie inzwischen eine zuverlässige Insolvenzprognose verhindern. Zu dieser Einschätzung kommt der Kreditversicherer Coface. Darum hat Coface seine übliche Insolvenzprognose eingestellt. Sie soll erst wieder aufgenommen werden, wenn sämtliche Stützungsmaßnahmen in Deutschland und den 20 anderen Ländern eingestellt werden, die von Coface analysiert werden. Laufen die Hilfsmaßnahmen aus, dürfte es „ zu einem Anstieg der Insolvenzen kommen. Die Zahlen werden sich dann denen von 2019 angleichen", so Coface-Chefvolkswirtin Christiane von Berg zu FUCHSBRIEFE. Das würde Zuwachsraten von über 20% bei den Insolvenzen bedeuten.
Fazit: Die Zeit der großen Hilfspakete ist vorbei. Das hören wir aus dem Bundestag (FB vom 12.01.2023) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) rechnet bereits damit, dass nicht die gesamten 200 Mrd. Euro des Abwehrschirms benötigt werden. Die Zahl der Insolvenzen wird daher steigen, eventuell sogar kräftig. Wahrscheinlich pendelt sich die Zahl wieder auf dem langfristigen Niveau ein.
Hinweis: Bleiben Sie wachsam, beobachten Sie Ihre Kunden und Zulieferer. Sollte die Zahl der Insolvenzen in einzelnen Branchen massiv ansteigen, ist das ein Signal dafür, dass es doch noch zu einer größeren Pleitewelle kommt.