Schweden leidet wie Deutschland
Trotz seiner entspannten Corona-Strategie wird Schwedens BIP 2020 ähnlich schrumpfen wie das deutsche. Davon geht die schwedische Bank SEB aus. Zwar konnten die meisten schwedischen Fertigungssektoren die Produktion aufrechterhalten. Aber die Nachfrage in Schweden und im Ausland ist gesunken. Die Exporte würden, so die SEB-Schätzung, in diesem Jahr um 15% sinken.
In den USA, Deutschland und Schweden wird es laut SEB zu einem BIP-Rückgang von rund 6 bis 7% kommen. Sollten wichtige Teile der Wirtschaft auch in der zweiten Jahreshälfte 2020 nicht neu starten, wird das BIP für das Gesamtjahr in den OECD-Ländern um rund 12% sinken. Die Arbeitslosigkeit wird auf rund 20% steigen.
Mit Great Depression nicht zu vergleichen
Einen Vergleich mit der großen Depression der 1930er lehnen die Schweden aber konsequent ab. In Ländern wie Italien, Spanien und dem Vereinigten Königreich erwartet die Bank einen Rückgang des BIP um 10% oder mehr. Auch im gesamten Bereich der Schwellenländer (EM) erwartet die SEB zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg einen Rückgang des BIP.
Das Szenario der Schweden: Aufgrund der sanfteren Lockdown-Strategie Schwedens wird der Rückgang der Wirtschaft geringer sein als in anderen Ländern. Dennoch wird der diesjährige Rückgang des BIP um 6,5% der größte in der Neuzeit sein. Für 2021 erwartet die SEB ein BIP-Wachstum von 5%.
Wachsende Risiken im Bankensystem
Geschätzt sind etwa 20% des schwedischen BIP auf dem Höhepunkt der Sperrung im April „verschwunden“. Verglichen mit 30 bis 35% in Ländern wie Italien und Frankreich. Der wirtschaftliche Abschwung werde vor allem von arbeitsintensiven Dienstleistungssektoren getragen.
Eine geringe Kapazitätsauslastung wird die Investitionsausgaben behindern. Hohe Arbeitslosigkeit wird Druck auf die Immobilienpreise und den Verbrauch der privaten Haushalte ausüben. Permanente Ladenschließungen und eine Verringerung des Bedarfs an Büroflächen werden den gewerblichen Immobilienmarkt schädigen und das Risiko von Belastungen in den Bankensystemen erhöhen.
Immobiliensektor wird deutlich leiden
Die SEB erwartet, dass die Immobilienpreise in Schweden um 15% sinken. Die Wohninvestitionen werden bis Mitte 2021 um etwa 15% zurück gehen, gefolgt von einer Stabilisierung. Der private Konsum wird in diesem Jahr stark – um 5% – zurückgehen.
Fazit: Schweden wird besser aus der Krise kommen als die meisten europäischen Staaten. Gemessen an Deutschland ist der BIP-Rückgang aber ähnlich hoch. Grund ist die Exportabhängigkeit beider Länder.