Zwei Szenarien für die Börse
Der Konjunkturausblick für die USA ist weiter robust. Vor allem die Verweise auf die Konsumausgaben und den Arbeitsmarkt haben viele Beobachter überrascht. Insgesamt liegt das Wachstum des US-BIP noch immer über den Erwartungen der Notenbanker. Das spricht auch weiterhin nicht für einen schnellen Rücklauf der Inflation - und deckt sich mit dem jüngsten Anstieg der Rate.
Fed kauft sich Zeit und hofft
Die Fed hat sich somit wie erwartet Zeit gekauft, um "die weitere Entwicklung und das Einsetzen der Wirkung der bisherigen Zinsschritte" abzuwarten. Das Lavieren der Fed könnte für die Märkte aber zu einem Problem werden. Denn die Geldhüter haben keine klare Entwicklung vor Augen.
Es gibt jetzt zwei Szenarien. Entweder, die US-Wirtschaft hält sich halbwegs robust, was die US-Notenbank erreichen möchte. Dann werden aber auch der Arbeitsmarkt und die Nachfrage nicht deutlich nachlassen, die Inflation wird hoch bleiben. Die Notenbank wird die Zinsen dann länger hoch halten müssen. Für Aktien wäre das ein Umfeld, in dem wenig Phantasie entsteht, in dem die Bewertungen aber noch halbwegs gerechtfertigt sind.
Zwei Szenarien für die Börse
Das zweite Szenario ist das Abrutschen der US-Wirtschaft in eine kräftige Rezession. Dazu könnte es kommen, wenn es in den kommenden Monaten doch noch zu einem Zinsschock in den USA kommt, weil sich die Bremswirkung der gestiegenen Zinsen in der US-Wirtschaft zügig ausbreiten. Die Fed möchte das zwar vermeiden, verwies aber auch auf die sinkenden Unternehmensinvestitionen. Auch den Hypothekenmarkt und die hohen Kreditkartenschulden sollten Anleger im Blick bleiben. Steigende Ausfallraten wären ein Alarmsignal.
Rutscht die US-Wirtschaft in eine Rezession, dann wird das der Börse gar nicht schmecken. Denn dann schnurren die Unternehmensgewinne zusammen - und Aktien sind umgekehrt plötzlich teuer. Natürlich werden sich dann wieder alle Augen auf die Notenbank richten. Die Erwartung wird wachsen, dass die Geldhüter dann zügig die Zinsen senken sollten.
Inflation bleibt in beiden Szenarien hartnäckig
Wir sind aber auch für diese Erwartung noch skeptisch. Denn die Rohstoffpreise werden in den kommenden Monaten eher robust sein. Der Ölpreis klettert bereits wieder in Richtung 100 US-Dollar je Fass. Selbst in einer Rezession wird die Fed also zögerlich agieren. Die Erwartung aus dem Juni, dass die Fed die Zinsen im nächsten Jahr um 100 Basispunkte reduzieren könnte, sind bereits auf 50 Basispunkte zusammengeschmolzen.