Der Euro bietet viel Spekulations-Potenzial
Etliche Währungen haben zum Teil hohes Aufwertungspotenzial gegenüber dem Euro – und bieten somit Chancen. Am größten sind die im Taiwan-Dollar, der fast 60% zum Euro unterbewertet ist. Doch es gibt noch weitere interessante, regelmäßig in FUCHS-Devisen betrachtete Währungen, auf deren mittelfristigen Anstieg zum Euro sich eine Spekulation lohnen kann.
Von den G7-Währungen weist der Japanische Yen mit 48,1% die deutlichste Unterbewertung zum Euro auf. Hier interveniert aber die Zentralbank regelmäßig, daher Vorsicht mit Spekulationen. Zum Vergleich: der US-Dollar ist „nur“ um 3% unterbewertet, gemessen am Bruttosozialprodukt (GDP) allerdings um 13,3%.
Viele asiatische Währungen sind unterbewertet
Auffällig ist, dass viele große asiatische Volkswirtschaften eine starke Unterbewertung aufweisen. Hintergrund dürften die möglichen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Taiwans und China und mögliche für das Land und die Region enormen wirtschaftlichen Folgen sein. Zum Kreis der Unterbewerteten gehören die Indonesische Rupiah (58,6% unterbewertet), Indische Rupie (-55,9 %), Südafrikanischer Rand (-53,9%), Malaysischer Ringgit (-52,6 %), Philippinischer Peso (-51,3%), der Hong Kong-Dollar (-49,9%), Vietnamesischer Dong (-48,7 %), Thailändischer Baht (-35,5%) sowie die Pakistanische Rupie (-35,1%) und der Südkoreanischer Won (-30,0%).
Interessant kann aufgrund des radikalen wirtschaftlichen Umbaus des Landes durch Präsident Milei eine Spekulation auf den Argentinischen Peso sein, der zum Euro 34,6% unterbewertet ist. Auch die Türkische Lira bietet nach dem Wechsel an der Zentralbankspitze Überraschungspotenzial – allerdings in beide Richtungen. Die Lira ist zum Euro gemessen am Big Mac um 32,4% unterbewertet. Spekulationen könnten sich außerdem lohnen auf den Brasilianischen Real (-18,0 %), die Tschechische Krone (-21,4%), den Ungarischen Forint (-32,2 %). Weitere G20-Währungen mit zweistelliger Unterbewertung sind Neuseeland-Dollar (-14,7%) und Australischer-Dollar (-13,5 %).
Der deutsche Außenhandel spürt die Folgen
Die Folgen sieht man im deutschen Außenhandel. Die Auftragszahlen für wichtige Branchen dümpeln seit Monaten auf Tiefständen, die Nachfrage ist schwach. Im wenig schwankungsanfälligen Drei-Monats-Zeitraum Oktober bis Dezember 2023 verbuchte der deutsche Maschinen-und Anlagebau ein Minus im Auftragseingang von real 9% zum Vorjahr. Die Euro-Länder bestellten in diesem Zeitraum 4% weniger Maschinen und Anlagen, die Nicht-Euro-Länder verringerten ihre Bestellungen um 7%.
Von erheblichem „Auftragsmangel“ schreibt auch das Münchner ifo-Institut in seinem neusten Bericht: Der Auftragsmangel in der Industrie werde „immer mehr zu einer Belastung für die deutsche Konjunktur“. Im Januar berichteten 36,9% der Industriefirmen von fehlenden Aufträgen. Vor einem Jahr hatte der Anteil nur bei 20,9% gelegen. Im Dienstleistungssektor stieg der Anteil zuletzt von 29,3 auf 32,1%. Positiver Effekt: Ein „teurer“ Euro dämpft die Einkaufslust von Drittstaaten und zwingt die (deutsche) Wirtschaft zu mehr Wettbewerbsorientierung.
Sondereffekte treiben den CHF-Kurs in die Höhe.
Unter Sondereffekten „leidet“ der Schweizer Franken. Als „sicherer Hafen“ in Europa fließen ihm Anlagegelder als vielen Teilen (nicht nur) Europas zu. Er ist daher die teuerste Währung der Welt.
Der Big-Mac-Index
Im Juli 2022 wurde der Big-Mac-Index aktualisiert. Seitdem wird ein von McDonalds bereitgestellter Preis für die gesamten Vereinigten Staaten verwendet (zuvor wurde der Preis aus vier großen US-Städten gemittelt). Und anstatt die Kaufkraftparitätsberechnung des IWF zu verwenden, passt der Economist das BIP pro Person um die Differenz der Big-Mac-Preise jedes Landes an.
Und so rechnet der Economist: Ein Big Mac kostet in Großbritannien 4,49 Pfund und im Euroraum 5,39 Euro. Der implizierte Wechselkurs beträgt 0,83. Die Differenz zwischen diesem und dem tatsächlichen Wechselkurs von 0,86 lässt darauf schließen, dass das britische Pfund um 2,7 % unterbewertet ist.
Fazit: Der Euro ist ein Abbild der Wirtschaft des Euroraums und international überbewertet. Andere Volkswirtschaften haben deutliches Aufholpotenzial. Die Überbewertung dämpft die wirtschaftliche Erholung zusätzlich zu den kräftig gestiegenen Zinsen. Auch das wird die EZB im Blick haben, wenn sie die nächsten Zinsschritte tut. Hinweis: An das jeweilige Bruttoinlandsprodukt angepasst sieht die Situation nur geringfügig anders aus.
Empfehlung: Bevor Sie eine Spekulation eingehen, machen Sie sich mit der aktuellen Lage und der Zentralbankpolitik vertraut. Deren Eingriffe können Aufwertungen zunichte machen. Aufwertungen dämpfen immer auch die inländische Konjunktur, denn sie wirken wie Zinserhöhungen.