Politische Signale liefern zerbrechliche Anreize
Neue Daten des Institute of International Finance deuten auf ein zusätzliches Risiko in den Emerging Markets hin. Das tritt an unvermuteter Stelle auf und kommt zu den üblichen Stabilitätsproblemen der Emerging Markets (Leistungsbilanzdefizite, Inflation) hinzu.
Das Risiko sind kurzfristige Portfolio-Zuflüsse. Die werden schnell aufgebaut, aber auch ebenso zügig reduziert. Auslöser für den Aufbau dieser Positionen war der politische Wandel. Vor allem Südafrika und Argentinien hatten einen verheißungsvollen politischen Weg durch die Ablösung korrupter und ineffizienter Regierungen eingeschlagen. In Südafrika setzte sich Cyril Ramaphosa gegen Jacob Zuma und seine Kleptokraten durch. In Argentinien folgte Mauricio Macri auf Christina Kirchner und konnte gleich zu Beginn seiner Amtszeit die auf den Default von 2001 folgende internationale Isolation des Landes beenden.
Auf Euphorie folgt die Enttäuschung
Die politische Neuausrichtung fand bei Investoren ein positives Echo. Die kurzfristigen Portfoliozuflüsse stiegen sprunghaft an. Der Zustrom dürfte letztlich die Aufnahmefähigkeit überfordert haben, es gab so kurzfristig kaum eine sinnvolle, effiziente Verwendung für die Mittel. Daher fließen sie jetzt ebenso schnell zurück und lassen die lokalen Finanzmärkte und Wechselkurse einbrechen. Die Ursachen für den Umschwung sind klar erkennbar: Diese Länder sind strukturell besonders verwundbar durch einen hohen Bedarf an Auslandsmittteln aufgrund laufender Defizite (Südafrika) und laufend zu refinanzierender fälliger Schulden (Argentinien).
Diese Belastung lieferte in beiden Ländern den Hintergrund für eine weit unter den Erwartungen liegende Entwicklung. Argentinien bekommt die Inflation nicht in den Griff. Hohe Inflationsraten und ein fallender Außenwert verstärken sich gegenseitig. Der erhoffte Wachstumsschub kommt nicht in Gang. Die Notenbank hat ihren Leitzins mittlerweile auf 60% gehoben, um diese Spirale zu brechen und blockiert damit jeden Aufschwung. Südafrika ist unterdessen in die Rezession zurückgefallen, während die Inflation weiter nach oben tendiert. Es droht der Verlust des letzten Ratings im Investmentgrade. Beide Länder werden durch die kurzfristigen Bewegungen am Markt besonders stark getroffen, da sie aufgrund ihrer Verschuldungslage leicht als besonders riskant identifizierbar sind. Das Gegenstück dazu liefern die baltischen Staaten, die durch eine konsquente Stabilitätspolitik Risiken minimieren und anders als die meisten Emerging Markets durch die Einbindung in die Eurozone bei der Finanzierung keine Wechselkursrisiken eingehen müssen.
Fazit: Die bereits vorgestellten Osteuropa-Fonds (ex-Russland), der etwas konservativere INVL Baltic (LT IF 000 000 96 ) und der etwas chancenorientiertere Trigon Baltic (LU 168 740 310 2) sind unverändert attraktiv.