Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
2786
Europäische Geldpolitik aus der Spur

Die EZB wird Inflation importieren

Europäische Zentralbank © Michael Zegers / imageBROKER / picture alliance
Die EZB steuert unter Christine Lagarde einen riskanten Glaubwürdigkeitskurs. Im nächsten Monat wird die Europäische Zentralbank die Leitzinsen senken. So wurde es durch Aussagen mehrerer EZB-Ratsmitglieder angekündigt. Das läuft aber konträr zum inzwischen sanft einsetzenden Aufschwung. Die EZB beschwört damit auch die Geister, die sie noch gar nicht losgeworden ist.

Im April lag die Inflationsrate in der Eurozone noch immer bei 2,4% und damit deutlich über der Zielmarke von 2%. In den USA hält die Fed – zu Recht – still. Viele Beobachter zeigen sich sehr unsicher, wie die weitere Inflationsentwicklung aussehen dürfte. Bloomberg zitiert dagegen Paul Krugmann mit den Worten, er habe keine Ahnung, was los ist. Der Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften sagte, es sei völlig unklar, wohin sich das Zinsniveau mittelfristig entwickeln werde. 

Preistreiber werden wieder stärker

Wir vertreten in FUCHS DEVISEN konstant die Auffassung, dass die unterliegenden Inflationstreiber nicht aus der Welt sind und sogar noch stärker werden dürften: Marktzugangsbeschränkungen, Personalknappheit und damit einhergehende Lohnsteigerungen, der superteure Umbau der Wirtschaft zu einer grünen Ökonomie und die massive Aufrüstung werden die Preise kontinuierlich treiben.

Gerade mit dem grünen Umbau verteuern sich vor allem im größten Euroland Deutschland die Energiepreise dramatisch. Im September 2023 waren sie laut Statistischem Bundesamt um 55,7% höher als im Jahresdurchschnitt 2020, während der Gesamtindex seitdem um 17,8% stieg. Der Beitrag der Energiepreise zu den Preissteigerungsraten beträgt im Durchschnitt etwa ein Drittel. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) gingen von den 6,9% Preissteigerungsrate im Jahr 2022 satte 2,4% auf Energie zurück.

Die EZB importiert Inflation

Energie wird im Ausland eingekauft und in Dollar bezahlt. Senkt die EZB die Zinsen, verliert der Euro an Kraft auf den Märkten. Das bedeutet im Umkehrschluss: Energie wird in Euro gerechnet entsprechend teurer. Anders gesagt: Die EZB importiert mit ihrer Politik Inflation. Damit kurbelt sie wiederum die Inflationserwartungen der Haushalte an. 

Ein aktuelles Forschungspapier der Bundesbank vom November 2023 belegt das. Es zeigte, dass Haushalte ihre Inflationserwartungen erhöhen, wenn sie höhere Energiepreise zahlen müssen. Unter erhöhten Energiepreisen leiden vor allem Haushalte mit geringen Einkommen. In dem Forschungspapier heißt es: „Insbesondere einkommensschwache Haushalte bilden ihre Inflationserwartungen auf Basis ihrer persönlichen Erfahrung von Energiepreiserhöhungen. Ihre Erwartungen werden dadurch weniger genau. Diese Haushalte sind von Energiepreiserhöhungen doppelt negativ betroffen: Zum einen geben sie überproportional viel Geld für Energie aus, zum anderen werden ihre Inflationserwartungen verzerrt, was sich auf zukünftige Spar- und Konsumentscheidungen auswirken kann. Das bedeutet, das Energiepreiserhöhungen nicht nur einen direkten Effekt auf die Inflation haben, sondern auch die Inflationserwartungen und damit in einem Zweitrundeneffekt die aggregierte Nachfrage beeinflussen können.“

Geldpolitisch aus der Spur

Insofern hat die EZB-Politik möglicherweise auch einen negativen Einfluss auf das Wahlverhalten. Höhere Inflationsraten werden der Regierung zugeschrieben und erhöhen die Neigung, die politischen Ränder zu wählen. In den USA ist das eines der größten Imageprobleme von Präsident Joe Biden (der allerdings noch an etlichen weiteren persönlichen Problem laboriert).

Nicht zum ersten Mal läuft die ERB unter Christine Lagarde somit Gefahr, mit ihrer geldpolitischen Entscheidungen aus der Spur zu geraten und anschließend einen Schlingerkurs fahren zu müssen. Die aus Frankreich stammende Zentralbank-Präsidentin, eine gelernte Juristin, wurde immer wieder für ihren manchmal unklaren und widersprüchlichen Kommunikationsstil kritisiert.

  • Im Jahr 2021 wurde Lagarde für ihre Haltung zur Inflationsentwicklung kritisiert. Sie hielt an der Ansicht fest, dass die Inflation vorübergehend sei, obwohl viele Marktteilnehmer und Ökonomen andere Meinungen vertraten. Diese Einschätzung erwies sich rückblickend als zu optimistisch.
  • Im März 2022 erklärte Lagarde, dass die EZB keine schnellen Zinserhöhungen vornehmen werde, obwohl die Inflation in der Eurozone stieg. Das war im Nachhinein ein klarer Fehler, der aber von vielen vorhergesehen worden war.
Fazit: Die EZB könnte schnell merken, dass sie mit ihrer Geldpolitik wieder einmal aus der Kurve fliegt. Dann muss sie schon wieder umsteuern und verliert weiter an Glaubwürdigkeit. Das wird den Euro belasten.
Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsmanager 2024: Die Top 10

Auf dem Siegertreppchen wird es eng

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
Fünf Anbieter von insgesamt 35 Ausschreibungsteilnehmern schaffen es in diesem Jahr auf das Siegertreppchen und sichern sich eine „Goldmedaille“ für eine sehr gute Gesamtleistung. Zwei weitere Häuser holen Silber für gute Leistungen und drei dürfen sich mit Bronze für ein Befriedigendes Gesamturteil schmücken. Sie alle hatten es aufgrund der Güte ihrer Anlagekonzepte in die Endrunde der Ausschreibung für die Stiftung Fliege geschafft.
  • Editorial Stiftungsvermögen 2024: Weitreichende Folgen

Die Auswahl des Vermögensverwalters nicht dem Zufall überlassen

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
Die Wahl des Vermögensverwalters kann das Schicksal einer Stiftung bestimmen. Viele Stiftungen besitzen nicht das nötige Finanzwissen im eigenen Kuratorium, was fatale Folgen haben kann. Regelmäßige Kontrollen und kompetente Beratung sind unerlässlich, um nicht Opfer von fatalen Anlagestrategien zu werden. Erfahren Sie, welche verheerenden Fehler vermieden werden können und wie eine Stiftung die richtige Wahl trifft – bevor es zu spät ist.
  • Brutaler Messerangriff in Mannheim: Gefahr für unser Recht auf friedliche Demonstrationen

Wie wir selbst die Grundwerte unserer Gesellschaft untergraben

Fuchsbriefe-Herausgeber Ralf Vielhaber. © Foto: Verlag Fuchsbriefe
In Mannheim wurde am Wochenende auf brutale Weise und ohne Vorwarnung ein Redner bei einer Demonstration mit einem Messer niedergestochen und lebensgefährlich verletzt. Auch ein Polizist wurde lebensgefährlich attackiert. Er erlag am Wochenende seinen Verletzungen. Doch die Medien relativieren die Tat und lenken vom Kern einer wichtigen Debatte ab, meint Fuchsbriefe-Herausgeber Ralf Vielhaber.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Notenbank in Ungarn muss umsteuern

Forint bekommt Rückenwind

In Ungarn läuft es rund. Die Notenbank reduzierte zum achten Mal in Folge den Leitzins (7,25%). Im Oktober vergangenen Jahres lag dieser noch bei 13%. Für die nächste Zinsentscheidung am 18. Juni erwartet der Markt erneut einen Rückgang um 50 Basispunkt. Daraus entstehen Anlagechancen.
  • Fuchs plus
  • US-Notenbank schiebt Zinsschritte weiter hinaus

Fed schiebt Dollar an

Der Dollar bekommt neuen Rückenwind von den Notenbanken. Denn mit dem Zinsschritt der EZB nach unten und dem Abwarten der US-Notenbank hat sich die Zinsdifferenz zugunsten des US-Dollar vergrößert. Der wird auch in den kommenden Monaten so erhalten bleiben.
  • Fuchs plus
  • Trump und China beflügeln die Kryptowährungen

Institutionelle kaufen Kryptos

Bitcoin (BTC) und Kryptowährungen wie Ethereum (ETH) und Solana (SOL) stehen vor einer potenziell explosiven zweiten Jahreshälfte. Großanleger investieren Milliarden in digitale Anlageprodukte. Sowohl in den USA, dem umsatzstärksten Krypto-Markt, als auch in China zeichnet sich ein Stimmungswechsel ab.
Zum Seitenanfang