Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
1187
EZB hat sich mit Krisenpolitik selbst gefesselt

Konjunktur, Inflation und Defizite bringen Notenbank in Bedrängnis

Die Europäische Zentralbank hat sich mit ihrer Geldpolitik heillos verstrickt. Sie kommt nun von drei Seiten unter Handlungsdruck – hat aber keine guten Handlungsoptionen.

Die EZB steckt in der Zange. Sie kommt akut von drei Seiten unter Druck und hat sich mit ihrer Krisenpolitik selbst gefesselt.

Im Detail: Europas Konjunktur erfordert absehbar wieder niedrigere Zinsen. Denn sie hat ihren Gipfel überschritten. Reihenweise werden die früheren Wachstumsprog-nosen durch dürftigere ersetzt. Für Europa geht die EU-Kommission von 1,9% statt 2,0% Wachstum aus. Deutschlands Wirtschaft soll um 1,8% wachsen (statt 1,9%). Das strahlt auf 2019 aus. Die Wirtschaftsweisen gehen nur noch von 1,5% Plus im nächsten Jahr aus. Ergo müsste die EZB bald wieder mit geringeren Leitzinsen unterstützen. Das kann sie aber nicht. Die Zinsen sind noch immer auf null.

Rückläufiges Wachstum

Auch die Haushalte verlangen eher sinkende Zinsen. Denn geht das Wachstum zurück, steigen schon in Relation die Länderdefizite. Die nachlassende Konjunktur bedeutet geringere Steuereinnahmen, aber höhere Staatsausgaben. Für etliche Länder ist das problematisch. Italien wird zur Achillesferse. Für Rom rechnen wir nach heutigem Stand der Dinge mit einer Neuverschuldung von klar über 3%. Selbst die EU-Kommission sieht die Neuverschuldung Italiens für 2020 bei 3,1%. Damit wird die Herabstufung in den Bereich der Ramschanleihen immer wahrscheinlicher (FB vom 8.10. und 22.10.).

Neben den Leitzinsen hat hier bisher das unkonventionelle Mittel der Anleihekäufe geholfen. Doch diese Maßnahme werden die Geldhüter im Eurotower zum Jahreswechsel beenden. Dann müssen sich die Länder wieder komplett am freien Markt finanzieren.

Verbraucherindex verlangt höhere Zinsen

Die anziehende Inflation verlangt wiederum Aktion in die entgegengesetzte Richtung. Hier wären höhere Zinsen das Gebot der Stunde. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex liegt seit Monaten über dem Zielwert der EZB (zuletzt 2,2%). Darum fokussieren die Geldhüter auf die Kerninflation (aktuell 1,1%). Das sieht besser aus, hilft dem Verbraucher aber nicht. Der Aufwärtsdruck der Energiepreise wird zudem anhalten. Beschränken die OPEC-Länder die Ölförderung, wie derzeit diskutiert, werden gerade die Energiepreise weiter kräftig steigen.

Fazit:

Die EZB ist mit ihrer Politik weit hinter der Kurve. Ihre Glaubwürdigkeit ist angeschlagen und sie hat fast keinen Handlungsspielraum. Damit steigt automatisch der Druck auf die Politik. Sie muss sich im Abschwung diesmal selbst helfen. Die Ausweitung der Spreads und die Schwäche des Euro zeigen, dass die Märkte das schon ahnen.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2023: Die Kreissparkasse Köln in der Ausschreibung

Die Kreissparkasse Köln lässt einige Wünsche der Wilhelm Weidemann Stiftung außer Acht

© Collage Verlage FUCHSBRIEFE, Grafik: envato elements
In diesem Jahr feiert die Kreissparkasse Köln ihr 100-jähriges Bestehen als ehemalige Zweckverbandssparkasse, die 1923 durch den Zusammenschluss zweier noch deutlich älterer Sparkassen entstand. Sie betreibt aktuell 14 eigene Stiftungen, was sehr lobenswert ist. Welche Expertise sie für fremde Stiftungen bereithält, konnte der Leser allerdings auch nach längerer Suchaktion auf der Website nicht finden. Sicher hält der Anlagevorschlag entsprechende Informationen bereit …
  • Fuchs plus
  • Urlaubstrick funktioniert nicht mehr

Urlaub ist kein Grund für eine Entfristung

Urlaubseintragungen in einem Kalender © nmann77 / stock.adobe.com
Die Zahl der befristeten Arbeitsverhältnisse ist unvermindert hoch: 2021 arbeiteten in Deutschland 4,34 Millionen Menschen in einem befristeten Arbeitsverhältnis. Viele möchten gerne in eine dauerhafte Beschäftigung überwechseln. Einige versuchen es mit dem „Urlaubstrick“; den hat aber jetzt das Bundesarbeitsgericht (BAG) gestoppt.
  • Fuchs plus
  • Große Fortschritte beim Kunststoff-Recycling

Der gelbe Sack wird nachhaltig

Recycling © Photographee.eu / stock.adobe.com
Der Anteil der Kunststoffe, der wiederverwertet wird, wird in den kommenden Jahren stark steigen. Grund dafür ist, dass ein Verfahren in die industrielle Anwendung geht, das gegenüber den herkömmlichen Verfahren einen großen Vorteil bietet.
Neueste Artikel
  • Jugendstiftung sucht neuen Partner

Stiftungsvermögen 2023: Am 08.06. veröffentlichen wir die Ergebnisse

Stiftung Icon Wilhelm Weidemann Jugendstiftung. © Collage Verlage FUCHSBRIEFE, Grafik: envato elements
Die besten Banken und Vermögensverwalter für Stiftungen - auf diese Suche begibt sich jedes Jahr die FUCHS | RICHTER Prüfinstanz. Die Ergebnisse werden bald veröffentlicht.
  • Fuchs plus
  • Mehr Transparenz und Sicherheit, aber auch Kostendruck und weniger Vielfalt

Die Kleinanlegerstrategie der EU und ihre Folgen

Berater im Gespräch. © Pormezz / stock.adobe.com
Die Europäer sparen gern, investieren aber wenig. In Zeiten, in denen es auf dem Konto aber kaum Zinsen zu holen gibt, ist das ein Problem. Die EU will darum Investments mit einer neuen Strategie fördern. Die hat sowohl ihre Sonnen-, als auch ihre Schattenseiten.
  • Fuchs plus
  • Hongkong spiegelt US-Zinspolitik

Hongkong-Dollar liefert positiven Realzins

Hafen von Hongkong. (c) XtravaganT - Fotolia
Hongkong spielt nach wie vor eine bedeutende Rolle als Tor zum Westen für chinesische Waren und Kapital. Auch umgekehrt nutzten viele Unternehmen den Stadtstaat als etabliertes Finanzzentrum um Zugang zum chinesischen Markt zu erhalten. Anleger sollten den Stadtstaat auf dem Zettel haben.
Zum Seitenanfang