Zu gut für die EZB
Im Euroraum zeichnet sich eine doppelte Schere ab. Während sich die Wachstumsaussichten für Frankreich und Italien, also die wirtschaftliche Nummer 2 und 3, gerade eintrüben, sieht es für die Nummer 1, Deutschland, ganz anders aus. Hier steigen die Wachstumserwartungen Monat für Monat.
Die Commerzbank-Volkswirte erwarten jetzt „nur noch“ ein Minus von 4,5% (vorher -5,5%) für das Gesamtjahr. Das 3. Quartal soll sogar mit einem Plus von 9% abschließen. Die ifo-Konjunkturuhr hatte schon vorher in den Boom-Bereich gedreht. Wohlgemerkt: Vor Beginn der Corona-Krise befand sich die deutsche Wirtschaft im Abschwung. Bei den südlichen Nachbarn fielen dagegen gestern die Stimmungsindikatoren des Dienstleistungssektors unter die Wachstumsschwelle.
Die EZB in der Klemme
Die EZB steckt somit in der Klemme. Denn die starke deutsche Konjunktur treibt den Euro-Wechselkurs nach oben. Das ist das Gegenteil dessen, was die europäischen Währungshüter beabsichtigen. Zudem ist der Dollar nicht nur durch die bisher moderaten Wachstumsaussichten Amerikas geschwächt. Auch die Fed trägt dazu mit ihrer neuen Inflationsvorgabe, die auf einen Durchschnitt von 2% über mehrere Jahre abzielt (FD vom 28.8.), bei.